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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gepackt habe. Es ist nur, dass unsere Klasse so groß ist, da wird man eben mehr oder weniger durch seine Clique definiert.«
    Er schwieg.
    Ich plapperte weiter. »Ich meine, jeder muss doch mit irgendjemandem rumhängen. Einer von den tollen Typen zu sein ist jedenfalls unendlich viel besser, als wenn man zur Langweilerfraktion gehört, ein Ehrenplatz, der von der hier anwesenden Vortragenden eingenommen wird.«
    Seine Miene war immer noch wie versteinert. Ich gab es auf. »Ich brauche mal deinen Rucksack … damit ich sehen kann, was du für Fächer hast.«
    Er warf mir seinen Tornister zu. »Komisch, wie man sich selber sieht. Die Typen, die ich kenne, finden dich überhaupt nicht langweilig. Im Gegenteil, sie finden dich sehr hübsch. Nur ein bisschen … abweisend. Aber das ist in Ordnung. Es ist gut, wenn man wählerisch ist.«
    Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Er sagte, wir würden uns morgen sehen. Ich nickte und hielt den Blick auf meine Schuhe gerichtet. Als ich die Fliegentür zufallen hörte, wusste ich, dass er gegangen war.

3
    In der Schule hielt Chris sich an seine Gruppe, ich mich an meine. Ich hätte gerne mit ihm gesprochen, aber man überschreitet die Grenzen nicht, solange man nicht dazu aufgefordert wird. Und Chris legte mir keinen roten Teppich hin. Also schaute ich von Ferne zu, wie er mit den Schönen lachte und Cheryl Diggs ihm den Nacken massierte. Eine richtige Vorzeigetruppe – lauter hübsche, schlanke Mädchen und Jungen –, wie geschaffen für eine Vorabendserie im Schulmilieu. Ich hätte dabei wahrscheinlich die Außenseiterin gespielt. Genau das war ich nämlich.
    Die Schulglocke schrillte, und er war früher an meinem Spind als ich. Er wartete, während ich meine Bücher sortierte, und als wir zu seinem Wagen gingen, trug er mir die Tasche. Ich erinnerte ihn daran, dass wir Melissa heute nicht abholen mussten. Sie ging mit einer Freundin zum Turnen, deren Mutter die beiden hinfahren würde. Das Abholen würde Jean übernehmen.
    Es wurde von mir erwartet, dass ich bis sechs Uhr abends die Wäsche gemacht, den Tisch gedeckt und das Abendessen vorbereitet hatte. Hinterher würde Jean das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine stellen. Es sei denn, natürlich, dass sie und mein Vater noch etwas vorhatten. Oder dass Jean einen Termin im Gesundheitssalon hatte. Dann teilte meine Stiefmutter Melissa zum Abräumen ein. Was bedeutete, dass sie es mir überließ. Wenn Jean mich anschrie, lachte ich einfach, aber wenn sie Melissa anschrie, hasste ich sie.
    So gesprächig Chris gestern gewesen war, so schweigsam war er heute. Gestern Abend war ich seine Schultasche durchgegangen, hatte die Lehrbücher durchgeblättert und seine spärlichen Notizen überflogen. Er war nicht gerade ein guter Schüler, aber er war ein sehr guter Zeichner. Seine Skizzen wirkten wie eine Mischung aus Matisse und Picasso. Ein paar mutig hingeworfene Striche, und schon war ein Bild entstanden. Für mich etwas ganz Erstaunliches, denn ich konnte nicht einmal eine gerade Linie zeichnen.
    Ich entdeckte außerdem, dass er rauchte und an Safer Sex glaubte, wenn man nach den lose herumfliegenden Kondompäckchen gehen durfte. Er war ja vielleicht ein praktizierender Katholik, aber er praktizierte auch anderes.
    Zu Hause machte ich Kaffee. Kaffee schlürfend gingen wir die Fächer der Reihe nach durch. Er hatte überall große Lücken, und ich brauchte eine ganze Weile, nur um herauszufinden, wie sein Stand war. Als ich das geschafft hatte, fingen wir mit Geometrie an. Zahlen waren meine Stärke. Ich hatte die Oberstufenkurse in Mathematik bereits abgeschlossen und lernte jetzt auf eigene Faust weiter. Sein Mathelevel war ein Kinderspiel für mich.
    Chris war kein ausgesprochen schlechter Schüler. Er ließ sich zwar leicht ablenken, also machten wir viele Pausen, aber er war wenigstens verlässlich. Nach zwei Stunden bedankte er sich, zahlte und ging.
    Am nächsten Abend fuhr ich zu ihm. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber jedenfalls bestimmt nicht das, was ich zu sehen bekam. Sein Apartment lag in der obersten Etage eines vierstöckigen Gebäudes. Er hatte einen Balkon mit Panoramablick über das Valley. Es war wie die Filmkulisse für eine Nobelgegend.
    Größenmäßig war es eher kompakt. Der Wohnraum war ein kleiner, offener Bereich, der durch einen Tresen von der Küche getrennt war. Unter der Platte standen zwei lederbezogene Barhocker. Die Wohnung war weiß ausgelegt und mit einem

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