Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
mehrere Glotzen, um genau zu sein. Der Typ hatte zwei oder drei Geräte gleichzeitig laufen.«
»Konntest du sehen, was da lief? Vielleicht könnten wir damit die Zeit besser bestimmen.«
»Ich hab nicht drauf geachtet. Ich wollte nur nach Hause und einen neuen Tag beginnen.« Die nächste Seite. »Nummer drei. Sie werden erstaunt sein, wie gut ich Menschen zeichnen kann.«
»Ich habe deine Bilder von Terry gesehen.«
»Die waren Schrott«, verkündete Whitman. »Ich hab sie nicht richtig hingekriegt. Zu schön, als dass man sie auf dem Papier festhalten könnte. Wie ist das Gespräch mit ihr verlaufen?«
Decker schwieg.
»Ah, der undurchschaubare Detective.« Whitman grinste, dann wurde er wieder ernst. »Sie hasst mich, nicht wahr?«
Decker sagte immer noch nichts.
Whitman sah kreuzunglücklich aus. »Ich schreibe kurze Beschreibungen dazu. Sie werden das doch überprüfen?«
»Keine Versprechungen, keine Garantien.«
»Ja, ja«, sagte Whitman. »Mit den Huren bin ich fertig. Jetzt zeichne ich Ihnen Trupp.« Er skizzierte eine Weile. »Zu schade, dass es mit mir so schief läuft. Ich habe so viel ungenutzte Talente.«
»Die Welt wird schwer darunter leiden, Chris.«
Whitman seufzte, zeichnete noch eine Weile weiter, dann schlug er den Notizblock zu. Er schubste ihn zusammen mit dem Stift zu Decker hinüber. »Sehen Sie’s sich an.«
Decker nahm seinen Block auf und nickte.
Whitman sagte: »Die Schwarzen haben auf dem Sunset Boulevard gearbeitet. Pearl und die andere – das weiße Mädchen, das sich Luscious genannt hat – waren am Sepulveda. Vielleicht wollen sie die als Erste überprüfen. Die sind näher dran.«
»Ich sagte schon, Chris, keine Versprechungen, keine Garantien.«
»Sie werden es überprüfen«, sagte Whitman. »Nicht meinetwegen und auch nicht wegen Terry, sondern weil ich weiß, dass Sie es tun werden. Sie sind genau wie ich.«
»Söhnchen, ich bin überhaupt nicht wie du.«
»Doch, doch, das sind Sie. Sie mögen keine losen Enden.« Whitman zeigte auf den Notizblock. »Wissen Sie, was das ist, Decker? Das sind lose Enden.«
27
Die Kaution wurde auf eine halbe Million festgesetzt. Ein Fünfzigtausend-Dollar-Scheck mit Moodys schwungvoller Unterschrift, und eine Stunde später war Whitman wieder frei wie ein Vogel. Papa Donatti war mit dem nötigen Kleingeld rübergekommen. Decker tat es mit einem Schulterzucken ab. Weiter im Text und immer voran.
Der Sepulveda Boulevard war noch nie für seine Designerarchitektur berühmt gewesen. Aber der Wandel von der üblichen Verkehrsstraße zum Straßenstrich war ziemlich plötzlich passiert. Der explosionsartige Bevölkerungszuwachs im San Fernando Valley erforderte ein ganz neues Waren- und Serviceangebot. Sepulveda war gut besucht, und stellenweise stand ein Billigmotel neben dem anderen. Die Damen waren praktisch veranlagt. Warum bis zum Sunset fahren, wenn man im eigenen Garten unterkommen konnte?
Die Mädchen kamen in der Dämmerung raus. Mit Whitmans Zeichnungen bewaffnet, machte Decker sich auf die Jagd. Er war ein Cop und versuchte erst gar nicht, das zu verbergen, also scharten sie sich in null Komma nichts um ihn. Aber vom Paradieren ließen sie sich auch von ihm nicht abhalten. In UN-Truppenstärke kamen sie zu ihm herübergeschlendert, allesamt viel zu jung für ihre Arbeit und viel zu alt für ihr Alter. Innerhalb von wenigen Minuten war er von zwei Asiatinnen, vier Schwarzen und vier Weißen umringt. Die Typen, die den Boulevard abfuhren, mussten ihn für einen tollen Hengst halten.
Er zeigte ihnen Whitmans Zeichnungen. Die Mädchen kicherten und schüttelten verneinend den Kopf. Einige machten dabei einen glaubwürdigeren Eindruck als die anderen. Decker musterte ein Gesicht nach dem anderen, bis sich seine Aufmerksamkeit schließlich auf ein asiatisches Mädchen richtete. Er schickte die anderen weg und nahm sie beiseite. Sie war vielleicht achtzehn, aber wahrscheinlich eher nicht. Ihrem Ausweis entnahm Decker, dass sie Mae hieß. Er zeigte ihr eins von Whitmans Bildern. Dann sah er ihr direkt in die Augen.
»Sie heißt Pearl«, sagte er. »Wo kann ich sie finden?«
Mae kaute schnalzend einen Kaugummi. »Was hat sie gemacht?« Breiter Brooklyn-Akzent.
Decker sagte: »Sie hat überhaupt nichts gemacht.«
»Warum sollte ich dir dann helfen?«
»Es könnte sich für dich lohnen.«
»Und woran hast du so gedacht?«
Decker zückte einen Zwanziger und wedelte ihr damit vor dem Gesicht herum.
»Das ist
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