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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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durchbrach sie. »Sind Sie auf die Weise früher schon mal ums Loch rumgekommen, Whitman?«
    »Also diesmal läuft das jedenfalls nicht«, sagte Davidson.
    »Mein Vorstrafenregister ist blitzeblank.« Whitman betrachtete seine Hände. »Sie haben es also mit einem missbrauchten Kind mit psychischen Problemen und ohne jeden Hinweis auf sozial unverträgliches Verhalten in der Vergangenheit zu tun.« Er sah auf und grinste.
    Keiner erwiderte etwas darauf, bis Decker schließlich sagte: »Erzähl mir deine Geschichte, Chris.«
    »Suchen Sie sich ne Spalte aus, Sergeant … etwas aus Spalte A, etwas aus Spalte B. Wenn Sie die Stimmen in meinem Kopf verifizieren wollen, schicke ich Ihnen meine Unterlagen aus dem Northfolk County Psychiatric Hospital. Als ich zwölf war, war ich drei Monate in der geschlossenen Abteilung dort.«
    Niemand sagte etwas.
    Whitman sprach weiter: »Oder wie wär’s mit Depressionen und Verzweiflungszuständen? Ich nenne Ihnen die Daten meiner zwei Selbstmordversuche und dazu die Namen der jeweiligen psychiatrischen Kliniken, in die ich danach eingewiesen wurde. Jeweils für einen Monat.«
    »Der Junge ist ein Irrer!«, sagte Davidson.
    Whitman schenkte ihm einen wütenden Blick aus seinen stechenden blauen Augen. »Sie sagen es, Lieutenant! Und ich wette, die Geschworenen werden das genauso sehen.« Er sah Erica an. »Nehmen Sie das alles auf Band?«
    Sie sagte nichts.
    »Wo wir schon beim Beichten sind, kann ich Ihnen ebenso gut auch gleich von meinem früheren Alkohol- und Drogenproblem erzählen«, fuhr Whitman fort. »Sechs Wochen geschlossene Abteilung im Clinic Care Hospice in Upstate New York. Ich habe mich, kurz bevor ich nach Los Angeles gekommen bin, freiwillig einweisen lassen. Unglücklicherweise hatte ich Rückfälle. An dem Abend, als Cheryl ermordet wurde, haben mich eine Menge Leute trinken sehen. Ich selber kann mich natürlich kaum an etwas erinnern.«
    »Darauf möchte ich wetten«, murmelte Davidson.
    »Welchen Einsatz, Lieutenant?«, entgegnete Whitman. »Wenn Sie knapp bei Kasse sind, nehme ich auch was anderes als Sicherheit.«
    »Halt die Klappe, Whitman«, sagte Decker.
    »Jawohl, Sir!«
    Wieder wurde es totenstill im Raum.
    Dann sagte Whitman: »Es gibt massenweise Aufzeichnungen über meinen psychischen Zustand. Kein schönes Bild. Sieht so aus, als würde ich nie für das Amt des Präsidenten kandidieren. Es sei denn, es ist irgendwann besonders politically correct, wenn man nicht ganz richtig im Kopf ist.«
    »Ist das alles?«, sagte Decker.
    In Whitmans Augen erlosch jedes Feuer. »Reicht Ihnen das nicht, Decker?«
    Decker verdrehte die Augen. »Whitman, ich versuche nur, das Bild zu vervollständigen.«
    »Sie wollen was über den Missbrauch hören?«
    Decker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ja, das will ich.«
    »Das Übliche. Verbrennungen von Zigaretten am Rücken und auf dem Hintern, dazu Narben vom Verprügeln auf Gesäß und Oberschenkeln. Ja, und dann, dass ich keine Milz mehr habe. Das ist richtig gut. Hab ich einem überraschenden Boxhieb meines alten Herrn zu verdanken. Damals war ich acht. Gab ’ne nette kleine Notoperation am Lenox Hill in Manhattan. Ich bin sicher, dass die ihre Akten sehr ordentlich ablegen. Mein Vater hat dafür gesessen. Ich wurde für ein paar Monate zu Pflegeeltern gebracht. Dann hat mein alter Herr geschworen, er hätte sich gebessert, und … was soll ich sagen? Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.«
    Whitman lehnte sich im Stuhl zurück und blies den Atem aus. Aber sein Gesichtsausdruck war alles andere als selbstgefällig. Decker bemerkte, dass er sich verkrampft hatte, ja, sogar zusammengezuckt war, während der Junge seine Geschichte erzählte. Und wenn das die spontane Reaktion eines erfahrenen Bullen mit über zwanzig Dienstjahren war, konnte er sich nur allzu gut vorstellen, wie die Geschichte auf die Geschworenen wirken würde.
    »Sie sagten, ich sei ein Irrer, Lieutenant? Da haben Sie vollkommen Recht.«
    Wieder war es still im Raum.
    »Reden Sie mit mir, Herr Staatsanwalt«, sagte Whitman. »Ich werde langsam sehr nervös.«
    Weller sagte: »Voraussetzung für jede Absprache, die wir vielleicht treffen mögen, ist natürlich, dass Sie die Wahrheit sagen. Und das ist höchst fraglich, da Sie ja als krankhafter Lügner bekannt sind.«
    »Klar«, sagte Whitman. »Überprüfen Sie’s. Da habe ich nichts zu befürchten. Ich nehme Ihre Bedingungen an. Dann reden wir doch mal über ein Geständnis. Sie

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