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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sondern auch in die Zeitungen gelangt war, war Erica Berringer nicht die alleinige Vertreterin der Anklage; sie kam mit ihrem Boss, Morton Weller. Er war ein klapperdürrer Mann in den Fünfzigern, der auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Büro des Bezirksstaatsanwalts zurückblicken konnte.
    Über seinem langen Gesicht mit der Hakennase und den tief liegenden Augen thronte ein weißer Haarschopf. In dem langen, vogelartigen Hals hüpfte ein großer Adamsapfel. Weller hatte eine tiefe Stimme.
    Sie hatten eine Videokamera mitgebracht. Decker setzte die Staatsanwälte in einen kleinen Vernehmungsraum, damit sie Zeit hatten, alles vorzubereiten. Davidson kam ein paar Minuten später dazu. Er hatte Wind von der Sache bekommen und darauf bestanden, dabei zu sein. Und wenn Davidson dabei war, dachte Decker, hatte Scott Oliver auch das Recht zu erfahren, was vor sich ging.
    Als schließlich alle so weit waren, war der Raum gut gefüllt. Decker hoffte, die Menschenansammlung würde Whitman nicht abschrecken. Er holte ihn aus der Zelle, und nachdem er alle vorgestellt hatte, fragte er Whitman, ob er immer noch auf sein Recht, einen Anwalt hinzu zu ziehen, verzichten wolle. Whitman nickte und unterzeichnete eine Verzichtserklärung.
    Dann sagte Decker: »Ich werde einen Kassettenrekorder mitlaufen lassen, Chris. Außerdem wollen wir das Gespräch auf Video aufnehmen. Irgendwelche Einwände?«
    »Nein«, sagte Whitman. »Aber da wird es nichts aufzunehmen geben, wenn ich nicht kriege, was ich will.«
    »Und das wäre?«, mischte Davidson sich ein.
    Weller sagte gereizt: »Lieutenant, wir wollen doch nichts überstürzen. Also bitte.« Er sah Erica Berringer an. »Sind Sie so weit?«
    Erica drehte noch ein bisschen an der Kamera herum. Sie schaltete sie ein und warf einen Blick durch den Sucher. »Kann losgehen.«
    Decker stellte seinen Kassettenrekorder an und gab Namen und Persönlichkeitsangaben aller Beteiligten zu Protokoll. Schließlich lehnte Weller sich im Stuhl zurück und sagte: »Sagen Sie mir, was Ihnen vorschwebt, Mr. Whitman.«
    »Ich bekenne mich des Totschlags zweiten Grades, drei bis sechs, schuldig. Dafür will ich, dass die Anzeige wegen tätlichen Angriffs fallen gelassen wird, außerdem müssen alle Beweise unberücksichtigt bleiben, die Sergeant Decker bei seiner Hausdurchsuchung gefunden hat.«
    Es wurde still im Raum. Weller warf ihm einen stählernen Blick zu. »Sie haben sich das lange überlegt, nicht wahr, Mr. Whitman?«
    »Sehr lange.«
    Weller sah Whitman in die Augen. »Sir, ich weiß nicht, wo Sie Ihre juristischen Kenntnisse her haben … ich nehme mal an, dass es die elektronische Schule der Fernsehgerichte war … aber irgendetwas oder jemand hat Ihnen die falsche Richtung angezeigt. Ich kenne nämlich die Beweise gegen Sie. Und ich weiß, was ich damit machen kann. Mord kommt nicht in Frage.«
    Whitman entgegnete: »Mr. Weller, wenn die Sache vor Gericht geht, werde ich höchstens wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.«
    »Glauben Sie?«, blubberte Davidson los.
    »Lieutenant, ich weiß es. Mit der Zeit, die ich schon vor der Verhandlung abgesessen habe, sitze ich keinen einzigen Tag länger im Gefängnis. Und das nur, falls ich verurteilt werde, was ausgesprochen fraglich ist. Ich mache es nicht nur für Sie billiger, sondern auch für die Steuerzahler von L.A.«
    Weller und Berringer sahen Decker von der Seite an. Er versuchte, sich sein Schulterzucken nicht ansehen zu lassen.
    »Und wie wollen Sie sich verteidigen, Sir?«, fragte Weller. »Missbrauch im Kindesalter oder verminderte Schuldfähigkeit?«
    »Eins davon oder beides.«
    »Sagen Sie’s mir nicht«, warf Erica ein. »Ein kleines Vögelchen hat Ihnen gezwitschert, dass Sie sie erdrosseln müssen.«
    »Kein Vögelchen, nur die Stimmen in meinem Kopf. Und glauben Sie mir, Frau Staatsanwältin, das wird funktionieren. Denn anders als gewisse reiche Söhnchen dieser Stadt, die beinahe mit Mord davongekommen wären, obwohl sie nichts vorzuweisen hatten, kann ich alles belegen – ich habe eine solide Krankengeschichte voll mit psychischen Störungen, und zwar vor dem Mord an Cheryl Diggs.« Weller warf erst Berringer, dann Decker einen Blick zu.
    »Warum sehen Sie Sergeant Decker an?« Whitman schien verärgert. »Er weiß nichts. Das gehört schließlich nicht zu den Sachen, die man an die große Glocke hängt. Aber ich werde es wohl müssen.«
    Wieder legte sich Stille über den Raum. Oliver

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