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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zum Spaß da war. Ich wusste, wenn es das jetzt sein sollte, konnte ich absolut nichts tun, um ihn umzustimmen. Mein Herz schlug schneller, und der kalte Schweiß brach mir aus. Er winkte, ich solle beiseite treten. Das tat ich, und er betrat mein Heim und schloss leise die Tür hinter sich. Dann legte er den Riegel vor. Er schnappte ein, und ich zuckte zusammen.
    Er war nicht groß, vielleicht einsfünfundsechzig, einsachtundsechzig, aber er war sehr muskulös. Schwere Hände und Handgelenke und ein breiter Stiernacken. Sein Haar war ein dichtes Nest aus Stahlwolle, aber gut geschnitten. Er hatte einen dunklen Teint und Hängebacken, die schon wieder schwärzlich verschattet waren, obwohl er frisch rasiert war. Aber er war sehr gut angezogen – ein schwarzer Anzug aus Wollkrepp mit weißem Hemd und Krawatte.
    Er sah sich im Wohnzimmer um, bis sein Blick schließlich an mir hängen blieb.
    »Wo sind deine Eltern?«
    Seine Stimme klang überraschend sanft. Ich versuchte seine Frage zu beantworten, aber es brauchte einige Zeit, bis ich meine Stimme wieder gefunden hatte. »Bei der Arbeit.«
    »Christopher sagte, du hättest eine kleine Schwester.«
    »Sie ist nicht hier«, sagte ich schnell.
    Er lächelte. »Was? Du denkst, ich bin gekommen, um dir etwas zu tun?« Er lächelte wieder. »Wie im Film, was? Ich ziehe meine Maschinenpistole und verwandle die Wände hier in Schweizer Käse?« Er lachte. »Setz dich. Ich will nur mit dir reden.«
    Ich ging langsam zum Esszimmertisch. Dann fragte ich ihn aus reiner Gewohnheit, ob ich ihm etwas zu trinken anbieten könne.
    »Eine junge Dame mit guten Manieren.« Er lächelte wieder. Seine Zähne waren weiß überkront. »Das gefällt mir. Nein, danke, ich möchte nichts trinken. Setz dich.«
    Ich setzte mich hin.
    »Du weißt also, wer ich bin, ja?«
    Ich nickte.
    »Hast mich erwartet? Christopher muss dir ziemliche Angst eingejagt haben. Der Junge hat mehr Grips im Kopf, als ich dachte.«
    Ich schwieg.
    »Ich muss mich also nicht vorstellen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Christopher hat dir alles über mich erzählt?«
    »Nehme ich an.«
    »Du nimmst es an? Was meinst du damit, du nimmst es an? Das ist eine Frage, auf die man mit ja oder nein antwortet.«
    »Er …« Ich schluckte schwer. »Er hat mir ein wenig von Ihnen erzählt.«
    »Zum Beispiel?«
    Mir schwirrte der Kopf. »Zum Beispiel …« Ich räusperte mich. »Er hat mir erzählt, dass Sie ihn adoptiert haben, nachdem seine Mutter starb. Und dass Sie ihn bei sich aufgenommen haben, als er sonst nirgends hin konnte.«
    »Ja, nur das Gute, was?« Er lachte wieder. »Hat er dir auch erzählt, dass ich ein Mistkerl bin?«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Nichts dergleichen, ja?«
    »Nur dass man … dass man sich mit Ihnen besser nicht anlegen sollte. Er liebt Sie wirklich sehr.«
    »Du bist eine furchtbar schlechte Lügnerin.«
    Ich hielt den Mund und wartete darauf, dass er die Bombe platzen ließ. Aber er schien es nicht eilig zu haben. Er war ganz ruhig und entspannt. Aber natürlich hatte er die Macht. Warum sollte er sich da nicht Zeit nehmen?
    Er betrachtete seine Handknöchel. »Sag mir eins, kleines Mädchen. Christopher bedeutet mir alles. Diese ganze Sache mit dem toten Mädchen … wie war noch der Name?«
    »Cheryl Diggs.«
    »Genau. Cheryl Diggs. Ich kenne meinen Sohn. Christopher hat ihr nichts getan.«
    Ich nickte.
    »Nicht dass Christopher nicht noch ein bisschen erwachsener werden müsste. Aber warum sollte er eine Nutte wegpusten? Das ist dumm und sinnlos. Aber Christopher ist nicht dumm, und er tut auch keine sinnlosen Sachen. Ich will damit nicht sagen, dass diese Diggs den Tod verdient hätte. Aber es ist nicht Christophers Fehler, wenn die kleine Nutte ein Risiko zu viel eingegangen ist. Ich vergieße also keine Tränen um sie. Weißt du, was ich damit sagen will?«
    Ich nickte.
    »Irgendein Bulle hatte was gegen den Namen Donatti, und als Nächstes erfahre ich, dass mein Sohn festgenommen, eingesperrt und angeklagt worden ist. Hat mich echt gewurmt, aber ich konnte damit leben. Für so was bezahle ich meine Anwälte. Willst du wissen, was mich wirklich gewurmt hat?«
    Ich wartete, wagte nicht, mich zu rühren.
    Er sagte: »Was mich wirklich gewurmt hat, war das, was Christopher für dich getan hat. Den ganzen Ärger und die Haftstrafe auf sich zu nehmen, nur um ein paar Zeichnungen zu begraben, auf denen du die Beine breitmachst. Weißt du, was das bedeutet, Engelchen? Das bedeutet,

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