Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
mir so weit folgen?«
Ich nickte.
»Gut. Kein Make-up, kein Parfüm, und bind dir die Haare hoch. Du machst den Mund nicht auf und klebst mit den Augen am Boden. Wenn ich dir die nötigen Beglaubigungsschreiben besorgen kann, zeigst du sie am Schalter vor, und dann wird dich eine Wache zu meinem Söhnchen führen. Nun ist es zwar richtig, dass ich hier den Ton angebe. Aber um die Wahrheit zu sagen, wirst du einem Wachmann ausgeliefert sein, der von mir bestochen worden ist. Und das heißt, der Mann ist so zuverlässig wie eine faule Rübe. Wenn es ihm einfallen sollte, sich an dich ranzumachen, wenn er dich in eine Ecke drängt, lass ihn machen, was immer er will. Ich sorge dann später dafür, dass er es bereut. Aber das hilft dir erst mal nicht, stimmt’s?«
Ich schüttelte langsam den Kopf.
»Vergiss nicht, dass du an einen Ort gehst, wo es nur rücksichtslose Schweinehunde gibt, die seit sehr langer Zeit nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen sind. Wenn du eine falsche Bewegung machst, ist es aus mit dir, Teresa.« Donatti rückte ganz nahe heran. »Glaubst du, du kriegst das hin?«
Ich flüsterte ein Ja.
»Sieh mich an, wenn du mit mir sprichst.«
Ich brachte es irgendwie fertig, Donatti in die Augen zu sehen. »Ich kriege es hin.« Ich wendete den Blick nicht wieder ab, wir starrten uns gegenseitig in die Augen. »Ich kann es hinkriegen, Sir, und ich werde es hinkriegen. Das ist keine Strafe für mich. Es ist ein Privileg.«
Donatti schürzte die Lippen und stierte mich immer weiter an. »Gute Antwort. Du liebst meinen Sohnemann wirklich, stimmt’s?«
»Ja.«
»Zu schade. Weil er nämlich eine andere heiraten wird.«
»Ich weiß.«
»Pech«, sagte er ohne nennenswerte Gefühlsregung. »Aber so ist das Leben. Manchmal ist es gut zu einem. Und manchmal echt furchtbar. Also, wie ich schon sagte, mein Mann wird dich vorher anrufen. Mach dich darauf gefasst.«
Er stand auf und ich ebenfalls. Aber er winkte mich auf meinen Stuhl zurück. »Ich finde schon selber hinaus. Ich bin nicht so alt, wie ich aussehe.« Dann sagte er: »Unter uns, Teresa. Glaubst du, er hat es getan?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«
Ich sah zu Boden, aber dann fiel mir ein, dass er ja gern Blickkontakt hatte, wenn man mit ihm sprach, und sah ihm wieder in die Augen. Das war genau wie bei Chris, und es machte mich nachdenklich. Wie verschieden waren Vater und Sohn in Wirklichkeit eigentlich? »Er hat es nicht getan, weil … der Mord so unordentlich war.«
Donatti starrte mich an. »Und das ist ein Grund?«
»Ein sehr guter, wenn man Chris kennt.«
»Willst du damit sagen, dass ich meinen eigenen Sohn nicht kenne?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur … Christopher ist halt sehr ordentlich, das ist alles.«
Er nickte langsam. »Du hast ein gutes Auge, kleines Mädchen.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Du bist zäh. Aber du weißt es nicht. Das macht dich anziehend. Das und dein Gesicht. Du hast ein verdammt schönes Gesicht. Richtig appetitlich. Wenn das so bleiben soll, sei besser nett zu meinem Jungen. Dass mir keine Klagen kommen, klar?«
»Ja.«
»Du wirst nicht wieder direkt mit mir zu tun haben, es sei denn, irgendwas läuft schief. Sorge dafür, dass das nicht passiert.«
Er machte die Tür hinter sich zu. Ich war unglaublich erleichtert. So als hätte ich überraschend eine Zuflucht vor einem peitschenden Hagelsturm gefunden. Ich betete darum, dass es keine vorübergehende Rettung war.
32
Die Zeit verflog, und gleichzeitig schleppte sie sich dahin. Auf einen bedeckten Juni und Juli folgte ein drückend heißer August. Es schien, als würde der Anruf nie kommen. Und als er dann kam, ging alles viel zu schnell. Ich traf überhastete Absprachen mit irgendeiner Stimme am Telefon. Zwei Tage später wurde ich Punkt neun Uhr morgens von zwei Männern in dunklen Anzügen abgeholt. Keiner von ihnen sagte etwas, als sie mich in ihre Mitte nahmen und mich mit leisem Druck an den Ellenbogen zu einem nachtblauen, klimatisierten Lincoln führten und hinten auf den feudalen Ledersitzen Platz nehmen ließen. Sie boten mir Wasser oder Limonade an, ich dankte, und wir fuhren los.
Ich war genauso angezogen, wie Donatti es mir gesagt hatte. Wenn das Gesicht meines einen Begleiters als Spiegel für meinen Sexappeal genommen werden konnte, war es genau richtig. Er schaute für den Bruchteil einer Sekunde über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg, dann schob er sie wieder hoch. Seine ganze Haltung
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