Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
auf die Stirn. Dann ließ er sein Gesicht los, schlang den Arm um Whitman und rieb ihm die Schulter, während er weitersprach. »Okay. Ich werde deinem Mädchen nichts tun. Fühlst du dich jetzt besser?«
»Ja, das tue ich. Vielen Dank.«
»Weißt du, Christopher, du bist kein totaler Versager.«
»Danke sehr.«
»Ich weiß, dass du gute Arbeit leisten kannst, wenn du bei der Sache bist. Wir wissen das beide.«
»Danke.«
»Ich weiß deine Hilfe zu schätzen.«
»Nicht der Rede wert.«
»Ja, aber ich weiß es trotzdem zu schätzen.«
»Danke sehr.«
»Ich liebe dich wirklich. Und das weißt du auch, oder?«
»Ich weiß.«
»Es macht mich nur wütend, wenn ich fünfzig Riesen durch den Schornstein jage. Und es macht mich wütend, wenn du einen Bullen zusammenschlägst. Das ist das Letzte, was wir brauchen können, dass das Gesetz wütend auf uns wird.«
»Es war dumm.«
»Wirklich dumm.« Donatti sah auf die Uhr. »Ich hab noch ungefähr zehn Minuten, bevor jemand kommt, um mich zu holen. Dein Gesicht sieht aus wie aus dem Gruselkabinett.«
»Ich sage ihnen, ich sei gestürzt.«
Donatti lächelte. »Du gibst dir wirklich Mühe, was?«
»Sehr.«
»Auch das weiß ich zu schätzen.« Donatti hielt inne. »Das tue ich wirklich, Christopher. Und weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du hast genug gesühnt. Also werde ich etwas für dich tun.«
Whitman wartete.
»Dieses Mädchen, Teresa Sowieso … du magst sie wirklich, oder?«
Whitman spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Er verhielt sich ganz ruhig.
»Wahrscheinlich schicken sie dich nach Piedmont.« Donatti massierte seinem Sohn die Schultern. »Ich hab da den einen oder anderen Draht. Wenn das Geld stimmt, kann ich was arrangieren.«
Whitman sagte nichts.
»Vielleicht einmal im Monat. Das ließe sich machen. Man könnte Moody sagen, er soll sie anheuern, ihr eine Lizenz als Rechtsberaterin besorgen. Auf die Weise könntest du sie alleine sehen … Anwalt/Klient-Verhältnis sozusagen.« Donatti grinste. »Damit hättest du … so an die dreißig Minuten, vielleicht eine Stunde allein mit ihr … und die Wachen würden wegschauen. Würde deinen Aufenthalt im Loch ein bisschen weniger … unbefriedigend machen. Weißt du, was ich sagen will?«
Whitman nickte, schluckte schwer.
»Du wirst Maria heiraten, da muss ich dir doch ein paar schöne Erinnerungen verschaffen. Soll ich was für dich arrangieren, Christopher?«
»Wenn … wenn sie interessiert ist, fände ich das sehr schön.«
»Natürlich ist sie interessiert. Ein Hengst wie du.« Donatti ließ die Finger durch Whitmans dichtes Haar gleiten. »Glaub mir, sie ist interessiert.«
»Hetz ihr niemanden auf den Hals, Joey. Keine Gewalt.«
»Ich mach das selber.« Er wackelte Whitman mit dem Finger vor dem Gesicht herum. »Aber keine Alleingänge mehr. Sobald du raus bist, ist Terry verschwunden. Du heiratest Maria, hörst du?«
Whitman nickte. »Ja, ich höre, Joey.«
»In der Zwischenzeit, denke ich mir, warum soll ich dich da nicht glücklich machen?«
»Danke, Joey.«
»Küss mich, Christopher.« Donatti beugt sich ganz nah herunter. »Küss mich, als würdest du mich lieben.«
Whitman küsste erst die eine, dann die andere Wange, dann gab er ihm einen langen Kuss auf den Mund mit geschlossenen Lippen. Donatti hielt sein Gesicht mit den Händen fest und strich Whitman über die geschwollene Wange, dann ließ er los. Er sah Whitman in die Augen.
»Du hast Glück, dass du das Gesicht deiner Mutter hast, weißt du das?« Donatti küsste ihn wieder. »Wenn du ein Mädchen wärst, würde ich dich morgen heiraten.«
»Ich bin kein Mädchen.«
»Das weiß ich. Aber das ist auch nicht nur schade. Du bist auf andere Weise nützlich.« Donatti gab ihm einen letzten Kuss auf den Mund, dann stand er auf und rückte seinen Schlips zurecht. »Ja, du bist sehr nützlich. Aber der einzige Grund, warum ich dich behalte, ist, dass du das Gesicht deiner Mutter hast.«
»Gott segne sie.«
»Keine Grobheiten, Christopher.«
»Ich habe meine Mom geliebt.«
»Das weiß ich, mein Sohn.« Donatti knöpfte sein Jackett zu, um die Blutflecken zu verbergen. »Ich weiß, dass du sie innig geliebt hast. Ich auch.«
31
Ich hatte den Mann noch nie zuvor gesehen, aber ich wusste sofort, wer er war. Er entsprach völlig dem Klischee – der Prototyp des Mafia-Don, filmreif; nur dass der Ausdruck in seinen Augen nicht gespielt war. Sie waren kalt und selbstsicher und gaben mir zu verstehen, dass er nicht
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