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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zeigte mir, dass ich genauso gut ein Stück Holz sein könnte. Ich hielt den Blick fast die ganze Zeit auf den Schoß gerichtet. Aber ab und zu schaute ich auch mal kurz aus dem Fenster.
    Die Fahrt zum Gefängnis dauerte ungefähr drei Stunden. Piedmont war eine Strafanstalt mittlerer Sicherheitsstufe und vor etwa fünfundzwanzig Jahren gebaut worden. Sie lag ungefähr zweihundertfünfzig Kilometer nördlich von Los Angeles inmitten eines entlegenen Wüstengebiets mit verdorrtem Gestrüpp und Temperaturen wie in der Hölle. Die Fahrt war lang und eintönig – endlose Meilen auf einer Teerstraße zwischen Joshua-Bäumen, knorrigen Eichen und Büschen, die schließlich durch Rollgras und Kakteen abgelöst wurden. Unter anderen Umständen wäre ich vielleicht eingeschlafen, vom Geräusch der Klimaanlage und der Federung des Lincoln in den Schlaf gewiegt. Aber ich war zu nervös, um zu dösen.
    Mir wurde mit jeder Stunde heißer. Mein Nebenmann auf dem Rücksitz musste gemerkt haben, wie ich mir die feuchte Stirn abwischte. Wortlos drehte er die Lüftung höher. Das kühlte meine Haut, half aber nicht viel gegen die innere Hitze. Er griff unter den Sitz, förderte eine kleine Kühltasche zu Tage und reichte mir eine Coladose. Jemand musste ihm befohlen haben, gut für mich zu sorgen. Ich trank ein paar Schlucke und zog es dann vor, meine heißen Wangen mit eisigem Aluminium zu kühlen.
    Drei Stunden später waren wir in der Gegend von Piedmont. Es gab keine nennenswerte Ansiedlung oder Geschäfte – der Ort war das Gefängnis. An den Straßen standen massenweise Warnschilder. Nichts ahnende Autofahrer sollten sich in Acht nehmen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass irgendjemand über diese löcherigen Straßen fahren würde, der nicht ohnehin etwas im Gefängnis zu tun hatte. Und tatsächlich waren die einzigen Fahrzeuge, denen wir in der letzten Stunde begegnet waren, blaue Gefängnisbusse mit vergitterten Fenstern oder schwarz-weiße Streifenwagen gewesen.
    Der Lincoln blinkte rechts und bog auf eine ausgefahrene Zufahrt zum Gefängnis ab. Eine Straße mit einer Spur in jede Richtung – ein endloses Teerband mit einem Schlagloch am anderen. Und auf jeder Seite Leere bis zum Horizont.
    Die Sonne stand beinahe an ihrem höchsten Punkt, und die Hitze kroch von draußen durch die getönten Scheiben. Obwohl sich der Lincoln mit seiner Klimaanlage redlich mühte, blieb die Wüste siegreich. Es war warm im Innenraum. Auf meiner dunklen Kleidung zeigten sich feuchte Ringe, obwohl ich am Morgen sehr großzügig mit dem Deodorant umgegangen war.
    In der Ferne konnte ich einen grauen Fleck ausmachen. Er wurde größer und größer, je weiter wir fuhren, um sich irgendwann in einen unbezwingbaren Berg aus Beton inmitten eines Dschungels aus Kabel und laserheißem Stacheldraht zu verwandeln. Wenn ich aufsah und die Augen zusammenkniff, konnte ich die Überwachungstürme erkennen, die in die flimmernde Hitze emporragten. In meinem Kopf hämmerte es. Mir war flau im Magen.
    Wir parkten so nahe wie möglich am Eingang. Sobald sich die Autotür öffnete, wurde ich von einer erbarmungslosen, sengenden Hitze erdrückt. Man half mir aus dem Wagen, aber mir war schwindelig. Ich muss wohl gestolpert sein, weil mich beide Männer plötzlich fester am Ellbogen hielten. Langsam wurde ich in das Gefängnis geführt.
    Als wir drinnen waren, registrierte ich den Temperaturabfall, aber zu mehr war ich nicht in der Lage. Ich schwitzte und war unsicher auf den Beinen und nahm nicht viel von meiner Umgebung wahr, weil das gleißende Außenlicht mich geblendet hatte. Und als sich meine Augen schließlich angepasst hatten, hielt ich sie auf den Kachelboden gerichtet. Ich erinnere mich vage, dass ich irgendwelche Papiere vorgezeigt und mich in ein Wachbuch eingetragen habe. Dann wurde ich einer weiblichen Angestellten in Uniform und Pistole an der Hüfte überantwortet, die mit mir nach hinten in einen Abstellraum ging und die Tür zumachte. Wir standen im Stockdunkeln. Dann knipste sie eine trübe, kahle Glühbirne an.
    Ich hatte die Augen noch nicht ein einziges Mal erhoben.
    Sie tastete mich gründlich ab. Dann griff sie hoch in ein Regal und zog eine blaue Anstaltsuniform und ein Paar Papierschuhe heraus und forderte mich auf, mich umzuziehen. Ich sah ihr nicht ins Gesicht, aber ich wusste, dass sie mich beobachtete, während ich mich auszog. Dann tastete sie mich noch einmal ab und untersuchte jede Hautfalte, die es an mir gab. Aber

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