Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Zahlen liest, und mehr Starthilfe brauchte er nicht. Er nahm die Diggs-Unterlagen heraus, speziell die Laboranalyse der Körperflüssigkeiten.
Er legte die Seiten nebeneinander.
Zugegeben, er war kein Laborexperte. Es gab so viele Zahlen und Fakten, dass er sich nur eine erste Übersicht verschaffen konnte, das war ihm klar. Aber er sollte verdammt sein, wenn da nicht genügend Übereinstimmungen festzustellen waren, um seinen Herzschlag zu beschleunigen. Blutgruppen, Proteine, Isoenzyme, Antigene. Sein Herz hämmerte ihm in der Brust vom vielen Kaffee und der Aufregung.
Er rief Bellingham zurück. »Hab alles bekommen. Vielen Dank.«
»War’s hilfreich?«
»Sehr. Ich komme rüber.«
»Ich wollte gerade gehen. Aber ich lasse die Akte in einem Umschlag mit Ihrem Namen drauf auf meinem Tisch liegen. Passen Sie gut drauf auf. Ich möchte nicht, dass Marty böse auf mich wird.«
»Schon verstanden. Wird in der Akte erwähnt, welche Streifenbeamten zum Tatort geschickt wurden?«
Eine Pause. Dann sagte Bellingham: »George Ridley und Wanda Bontemps. Ich stelle Sie zum Einsatzleiter durch.«
Decker sagte Moment, aber da war es schon zu spät. Ein Knacken im Apparat, und im nächsten Augenblick sprach er auch schon mit Sergeant Lopez.
Lopez sagte: »Ridley ist für heute Nachmittag eingeteilt, aber Bontemps kommt zur Frühschicht. Dürfte in einer halben Stunde hier eintrudeln. Wollen Sie mit ihr sprechen?«
»Ia.« Decker schaute auf die Uhr – zwanzig nach fünf. Das Revier Wilshire war ganz auf der anderen Seite vom Berg. Er sagte: »Ich brauche ungefähr vierzig Minuten, um zu Ihnen zu kommen.«
»Dann sind Sie zur Einsatzbesprechung da. Soll ich ihr sagen, dass Sie nach ihr suchen?«
»Ja, bitte.«
»Was interessiert Sie denn am Fall Green?«
»Nur ein paar allgemeine Informationen. Es soll ja furchtbar gewesen sein, weil sie noch lebte, als die Streife eintraf.«
»Ja.«
»Hat sie denn noch richtig geatmet?«
»Das war wohl eher ein Zucken … konvulsivische Zuckungen. Schlimmer Anblick für meine Beamten.«
»Das kann ich mir vorstellen. 1st das Opfer noch einmal zu Bewusstsein gekommen?«
»Soviel ich weiß, nicht. Eine ganz, ganz traurige Sache, von Anfang bis Ende. Das Opfer war hoch begabt. Ein nettes Mädchen aus einer intakten Familie.«
»Ihr Tod muss ein Desaster für die Eltern gewesen sein.«
Wieder eine Pause. »Die Eltern waren … nicht wirklich unkooperativ. Eher … zurückhaltend. Ich weiß schon, jeder trauert auf seine Weise. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie uns je wirklich vertraut haben. Wie auch immer, ich schnappe mir Bontemps bei der Einsatzbesprechung … sag ihr, dass Sie sie suchen.«
»Sehr verbunden.«
Decker legte auf. Jetzt war er wach und bereit, den Tag zu beginnen. Er sprach seine Morgengebete und fügte wie immer seine ganz persönlichen Segenswünsche für seine Familie an. Dann duschte er kurz, sparte sich aber das Rasieren. Das Ergebnis war ein sauberes, aber leicht verschattetes Gesicht. Aber mein Gott, was sollte man machen. Zwei tote Teenager riefen seinen Namen. Es hatte nur eine Weile gedauert, bis er es gehört hatte.
Decker legte Rekordzeit vor und kam gerade hin, als Commander Lopez den letzten Punkt auf dem Tagesplan ausrief. Es war lange her, dass Decker das letzte Mal an einer Einsatzbesprechung für die Streifenwagenteams teilgenommen hatte. Es war sechs Uhr morgens. Er sah über das Meer von Uniformen hinweg und stellte fest, dass er es nicht sonderlich vermisste. Der Raum, wie ein Lesesaal gebaut, mit Holzklapptischen vor buttercremefarbenen Sitzen, war etwa zu zwei Dritteln gefüllt. Die Beamten kritzelten fleißig mit, was Lopez erzählte. Wer wusste denn schon, welches Informationsbruchstück zur Festnahme eines Verdächtigen führen und, noch wichtiger, welche kleine Nebensächlichkeit vielleicht ein Leben retten mochte. Lopez sprach noch ein paar Minuten weiter, dann entließ er den Haufen. Die Officer standen auf, kippten den letzten Schluck lauwarmen Kaffee hinunter und strömten auf den Flur hinaus und die Treppe hinunter zur Materialausgabe. Decker warf einen Blick über die Menge, dann ging er zu Lopez vor.
Er war mittelgroß, aber dünn, mit einem zarten, karamellfarbenen Teint. Sein Schnurrbart war wie mit dem Bleistift gezogen, und er hatte ein breites, offenes Lächeln. Er schüttelte Decker die Hand. »Detective Sergeant, Sir. Willkommen.«
»Danke.«
»Geben Sie mir eine Minute, damit ich meine Unterlagen
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