Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Beine bedeckte.
Chris ließ den Blick über meine nackten Schultern gleiten. »Hübsch.« Er fing eine neue Zeichnung an. »Wirklich hübsch. Sieh hoch, Ter.«
Ich hob den Kopf. Da war nichts Lüsternes in seinen Augen, und ich fühlte mich gleich besser. Ich sagte: »Warum ist ›Du liebst sie nicht‹ kein guter Grund?«
Er begann mit dem Daumen die Konturen zu verwischen. »Schon mal was von Joseph Donatti gehört?«
Ich legte die Stirn in Falten und versuchte den vertraut klingenden Namen mit irgendeinem Ereignis in Zusammenhang zu bringen.
»Vor ungefähr vier Jahren waren sämtliche Zeitungen voll von seinem Mordprozess.« Chris’ Finger waren schwarz. »Davor war er schon wegen Erpressung, Schutzgelderpressung, Bestechung … äh, Kuppelei und Drogenhandel … und Geldwäsche verhaftet worden. Sie haben ihm nie etwas anhängen können. Die Beweise gingen irgendwie verloren.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an.
»In dem Mordprozess wurde er übrigens freigesprochen. Die Zeugen erzählten entweder eine andere Geschichte, oder sie verschwanden auf mysteriöse Weise.«
Ich schwieg und überlegte, ob er mir einen Bären aufbinden wollte.
Chris spuckte in die Hände, rieb die Handflächen gegeneinander und fing an, die Feuchtigkeit in das Papier einzuarbeiten. »Mein Onkel gehört zur Mafia, Terry. Und ich rede nicht von kleinen Gangstern, die witzige Chargen beim Film abgeben würden. Ich meine die richtige Mafia. Lorraine ist ein Mafia-Kind. Sie gehört zu einer rivalisierenden Familie. Unsere Verlobung hat beiden Familien einen Waffenstillstand und eine Menge Geld eingebracht. Wenn dir jetzt warm genug ist, wirf die Decke auf den Boden.«
Ganz automatisch tat ich, was er sagte. Ich war wie vom Donner gerührt. Es lag an der Art, wie er erzählte – so selbstverständlich, als redete er von einem Nachmittagsausflug.
Chris schlug das Blatt um und fiel mit neuer Verve über das jungfräuliche Papier her. »Ich möchte, dass du weißt, dass ich nichts mit den Aktivitäten meines Onkels zu tun habe. Alles, was ich will, ist ein nettes, ruhiges Leben als klassischer Cellist. Unglücklicherweise bin ich aber ein Unterpfand in einem Kriegsspiel, das von zwei sehr gefährlichen Männern ausgetragen wird. Wenn ich die Verlobung platzen lasse, werden Köpfe rollen. Zuallererst mein eigener.«
Ich stotterte: »Dein Onkel würde dich … umbringen?«
Chris zeichnete weiter. »Nee, du hast Recht. Mich würde er nicht umbringen.« Seine Augen trafen meinen Blick. » Ich wäre ja nicht das Problem.«
Mein Gehirn nahm sich Zeit, seine Worte zu verarbeiten. Ich fühlte, wie mir schwindelig wurde. Chris hörte auf zu zeichnen, legte die Decke um meinen zitternden Körper und hielt mir einen Scotch vor die Nase. »Trink.«
»Ich will keinen …«
»Trink!«
Ich nahm einen Schluck und fing sofort an zu husten. Er klopfte mir den Rücken. »Noch einen Schluck.«
»Mir wird übel dav …«
»Trink es, Terry.«
Ich schlürfte die rauchige Flüssigkeit in den Mund. Ich hatte noch nie verstanden, warum Leute Alkohol trinken, um einen klaren Kopf zu bekommen. Mir wurde davon nur schlecht. Ich wickelte mich in die Decke und stützte meinen hämmernden Schädel in die Hände.
»Alles in Ordnung? Du bist ganz weiß.«
Ich flüsterte, es gehe mir gut.
Er ließ ein leises Lachen hören. »Ehrlichkeit ist wahrscheinlich nicht immer so ganz das Richtige. Terry, dir wird nichts passieren. Meinem Onkel ist es völlig egal, was ich tue, solange ich zur Hochzeit erscheine. Weißt du, ich könnte meinem Onkel von dir erzählen, jetzt, in diesem Moment …«
»Tu das bitte nicht.«
»Werde ich nicht, aber ich könnte.« Er legte den Arm um mich. »Wahrscheinlich würde ich ihm Leid tun. Ein Mädchen lieben und ein anderes heiraten. Er weiß, wie das weh tut. Er hat seine Freundin nämlich sehr geliebt.« Er nahm mir die Decke von den Schultern. »Möchtest du noch einen Schluck Scotch?«
»Nein.«
»Kannst du deinen BH für mich ausziehen?«
Ich schloss die Augen. »Chris, ich fühle mich nicht sehr gut.«
»Möchtest du aufhören?«
Ich öffnete die Augen wieder und schaute in seine – undurchdringlich. »Nein.« Meine Stimme schwankte. »Nein, ist schon in Ordnung.«
»Bist du sicher?«
Ich antwortete ihm, indem ich meinen BH auszog. Er starrte lange auf meine Brüste, bevor er wieder zu seiner Staffelei zurückging. »Beug dich vor, wie du’s vorhin gemacht hast.«
Dem kam ich gerne nach, denn so verhüllten
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