Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
bisschen zurück. Wann hast du Cheryl gestern Abend zum ersten Mal gesehen?«
»Irgendwann beim Ball. Der Abschlussball an der Central West Valley.«
»War sie deine Begleiterin?«
»Nein, Sir.«
»Wer war deine Begleiterin?«
»Trish … Patricia Manning.«
»Und weißt du, ob Cheryl einen Begleiter hatte?«
»Ja, Sir. Christopher Whitman.«
»Sie ist mit Christopher Whitman zum Abschlussball gegangen?«
»Ja, Sir.«
»Wann hast du den Ball verlassen, Steven?«
Der Junge pustete die Luft aus. »So gegen …« Er vergrub das Gesicht in den Händen und sah dann auf. »O Gott, ich fürchte, was ich jetzt sage, ist falsch.«
Decker sagte: »Antworte einfach, so gut du kannst, Steven. Wann bist du von dem Ball weg?«
Der Junge sah sterbenselend aus. »Vielleicht kurz nach Mitternacht.«
»Was hast du danach gemacht?«
»Ein bisschen rumgezogen?«
»Was heißt das?«
»Wir sind zu ein paar Partys gegangen.«
»Wie viele Partys?«
Er sah seinen Vater an. »Vielleicht zwei … ja … zwei.«
»War Cheryl auch bei diesen Partys?«
»Ja.«
»Du hast sie bei beiden gesehen?«
»Ja.«
»War sie mit ihrem Begleiter da?«
»Mit Chris, ja.«
»Um welche Zeit hast du die letzte Party verlassen?«
Wieder sah Steven seinen Vater an. Er schloss die Augen.
»Vielleicht so gegen halb zwei, zwei.«
»Bist du dann nach Hause?«
Seine Stimme war kaum hörbar. »Nein.«
»Wohin bist du dann gegangen, Steven?«
Jetzt war es ganz still im Raum. Decker sagte: »Wohin bist du …«
»Ich habe schon gehört.« Steven kratzte sich im Gesicht.
»Ein paar von uns sind noch in ein Hotel …«
»Herrgottnochmal!« Anderson sprang auf, hochroten Gesichtes und schwitzend. »Ihr seid was?«
Decker sagte: »Trinken Sie einen Schluck Wasser, Mr. Anderson.«
Er gehorchte. Es schien ihn zu beruhigen. Decker fragte: »In welches Hotel seid ihr gegangen, Steven?«
»Grenada West End.«
»Ihr habt dort Zimmer gemietet?«
»So ähnlich. Ich habe nicht richtig ein Zimmer gemietet. Aber wir hatten Zimmer. Ich glaube, Cheryl hat uns alle irgendwie eingeschleust. Sie kannte den Nachtportier. Ich glaube, sie hat Sonderkonditionen von ihm gekriegt, weil sie ihm mal einen Gefallen getan hat.«
»Einen Gefallen?«
»Ich glaube, sie …« Er bewegte die Hand auf und ab.
»Sie hat Beziehungen zu dem Nachtportier unterhalten?«
»Irgendwie so was. Cheryl kam ziemlich viel herum.«
»Erinnerst du dich an den Namen des Nachtportiers?«
»Henry Tripp oder Trupp. Oder so ähnlich.«
Decker notierte DIGGS UND TRUPP? Wieder nahm er sich vor, Trupp anzurufen. »Und du hast Cheryl gesehen?«
»Ja, Sir.«
»Erinnerst du dich, bei welcher Gelegenheit du sie zuletzt gesehen hast?«
Der Junge schüttelte den Kopf, dann bedeckte er sein Gesicht mit den Händen. »O Mann, was für ein beschissener Albtraum!«
Anderson wollte etwas sagen, aber Decker hielt die flache Hand hoch. »Steven, erinnerst du dich, wann du Cheryl das letzte Mal gesehen hast?«
»Trish und ich …«
»Nimm die Hand vom Mund«, sagte Decker. »Ich kann dich nicht verstehen.«
Steven setzte noch einmal neu an. »Wir waren unheimlich viele in dem Zimmer – in Cheryls Zimmer.«
»Wer war alles in Cheryls Zimmer?«, fragte Decker.
Er begann es an den Fingern abzuzählen. »Trish, Cheryl, Jo Benderhoff, Lisa Chapman, ich, Blake Adonetti, Tom Baylor und Chris, wir waren alle in dem Zimmer.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Ich denke, so gleich nachdem wir gekommen waren – ungefähr um zwei.«
»Du erinnerst dich also, Cheryl um zwei lebend gesehen zu haben?«
»Soweit ich mich erinnern kann, ja.«
»Was habt ihr in dem Zimmer gemacht, Steven?«
»Ein bisschen getrunken.«
»Mit anderen Worten, sie haben sich sinnlos besoffen«, murmelte Anderson.
Decker drängte weiter. »Ihr habt also getrunken, Steven. Was noch?«
»Vielleicht ein bisschen geraucht.«
»Vielleicht«, grunzte Anderson.
»Was habt ihr noch gemacht?«, beharrte Decker.
Er sah zu Boden. »Rumgefummelt.«
Anderson platzte los. »Ich schufte mir den Arsch ab, damit du losziehen und Orgien feiern …«
»Wir haben keine Orgie gefeiert, Dad. Nur … rumgefummelt eben. Nichts Dolles. Wir haben Spaß gehabt. Keine große Sache.«
»Keine große Sache?«, trompetete Anderson. »Ist Mord etwa keine große Sache, Steven?«
Der Junge zuckte unwillkürlich zusammen und sah Decker Hilfe suchend an. Decker blieb ungerührt.
Der Teenager sagte: »Ich meine ja nur, wir hatten alles unter
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