Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Kontrolle. Wir haben nichts gemacht, was die Mädchen nicht wollten.«
»Was, zum Teufel, heißt das denn?«, donnerte Anderson.
»Mr. Anderson …«
»Ich weiß, ich weiß. Ich halt ja schon den Mund!« Anderson tigerte auf und ab, dann setzte er sich wieder. »Sie verstehen nicht, wie schwer das für mich ist.«
»Sir, ich versichere Ihnen, ich verstehe es sehr gut.« Decker meinte es ehrlich. »Lassen Sie mich nur meine Arbeit als Detective machen, und dann machen Sie Ihre als Vater.« Er wandte sich wieder an Steven. »Wollen wir mal sehen, ob ich bis jetzt alles richtig verstanden habe. Du, Trish, Cheryl, Jo, Lisa, Blake, Tom und Chris habt da so rumgesessen – und getrunken und ein bisschen gekifft und rumgefummelt. Euch angefasst …«
»Nichts Krankes, Dad, ich schwör’s …« Er schnaufte. »Nur so rumgealbert. Außer dass Chris nicht richtig bei der Sache war.«
Decker überlegte kurz. »Warum sagst du das?«
»Ich meine, er hat getrunken und alles. Aber ich hab genau gesehen, dass es ihm lieber gewesen wäre, wir wären verschwunden.«
»Du kennst Chris Whitman ziemlich gut, Steven?«
»Niemand kennt Chris gut. Der Typ redet nämlich nicht. Aber man weiß schließlich, wie die Typen sind, wenn sie mit einem Mädchen allein sein wollen. Er hat nichts gesagt, aber er wartete nur darauf, dass wir uns endlich verziehen.«
»Wie hat er sich verhalten?«
»Ach, ich weiß nicht. Wie Chris eben.«
»War er nervös, verärgert, feindselig?«
Steven trank wieder einen Schluck Wasser. Über Whitman zu sprechen machte ihn lockerer. »Nein, Chris wird nicht nervös oder feindselig. Er wird überhaupt nie irgendwas. Er ist irgendwie immer gleich.«
»Woran hast du dann gemerkt, dass er euch am liebsten los gewesen wäre?«
»Ich weiß nicht. Er schien … ärgerlich. Andauernd sah er auf die Uhr. Ich hab versucht, Trish abzuschleppen, aber sie amüsierte sich prima. Ich wollte ihr nicht … die Stimmung verderben.«
»Und in was für einer Stimmung war Cheryl?«
»Cheryl war Cheryl. Immer unbeschwert.« Er hielt inne. »Außer gestern Abend … sie konnte die Blicke nicht von Chris lassen. Sie war so … scharf auf ihn. Es war schon fast peinlich.«
»Und war er scharf auf sie?«
»Sehen Sie, Sie kennen Chris nicht. Man kann ihm nicht ansehen, was er denkt. Ich habe ihn noch nie wütend gesehen oder aufgeregt oder traurig, nicht mal, wenn er aufs Äußerste gereizt worden ist.« Steven sah auf seine Hände. »Einmal, das war nach einer Party, da waren wir alle irgendwie in Stimmung. Deswegen sind wir alle mit Tom Baylors Auto ein bisschen rumgefahren. Das Blöde war nur, dass wir getrunken hatten, und Tom war ziemlich zu.«
Der Junge warf einen Blick auf seinen Vater. Dem Mann hatte es inzwischen die Sprache verschlagen. Die Empörung war Enttäuschung gewichen.
Steven fuhr fort: »Die Bullen haben uns wegen zu schnellen Fahrens angehalten. Chris zieht also die Schlüssel aus dem Zündschloss, schiebt Tom vom Fahrersitz und nimmt die ganze Sache auf sich. Sie lassen ihn auf der Linie gehen. Sie lassen ihn blasen. Nichts. Der Typ ist total cool.« Dem Blick des Jungen nach zu urteilen, war ihm die ganze Sache immer noch ein Rätsel. »Er musste natürlich Strafe zahlen wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung. Aber eine Anzeige wegen Alkohol am Steuer gab es nicht.«
Decker nickte unterm Schreiben. »Aber heute Nacht hat er bei dem Spaß nicht mitgemacht.«
»Nein. Nur getrunken und zugesehen.«
»Cheryl hat ihn nicht aufgefordert mitzumachen.«
»Nein, das würde sie nie tun. Chris wird nämlich immer irgendwie … gespenstisch, wenn er in seine ärgerliche Stimmung gerät. So ganz still … und kalt. Man wartet die ganze Zeit, dass er gleich platzt, aber es passiert nie.«
Vielleicht doch, dachte Decker.
Steven sagte: »Jedenfalls haben wir vielleicht eine halbe Stunde, fünfundvierzig Minuten höchstens, so in Cheryls Zimmer rumgemacht. Jo und Blake sind als Erste gegangen, dann Tom und Lisa, Trish und ich sind ungefähr fünf Minuten nach Tom und Lisa in unser Zimmer gegangen.«
»Das war also ungefähr … wann?«
»Vielleicht drei. Da hab ich Cheryl zum letzten Mal gesehen, ich schwör’s bei Gott. Ich mach einen Lügendetektor-Test, alles, was Sie wollen.«
»Wie lange bist du im Grenada geblieben«, fragte Decker.
»Das weiß ich nicht mehr«, sagte Steven. »Ich war gegen fünf Uhr morgens zu Hause. Von dort hierher sind es vielleicht zwanzig Minuten. Und ich musste Trish
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