Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
voll aus, was?«
»Hausgemachte Barbecuesoße, Peter. Du verpasst was.«
Das Knurren hatte sich zu einem wahren Hungergebrüll entwickelt. Er sah auf die Wanduhr und wusste, dass er es nicht schaffen würde. »Stell sie warm. Ich verschlinge sie um ein Uhr morgens und hole mir Sodbrennen dafür.«
»Ein Uhr morgens?« Rina schwieg. »So spät?«
»Vielleicht ein bisschen früher. Ich ruf dich in ein paar Stunden noch mal an und sag dir, wie es läuft.«
»Du bist an dem Mord an der Ballkönigin dran, oder?«
»Dem Mord an der Ballkönigin ?«, wiederholte Decker. »Was in aller Welt ist der Mord an der Ballkönigin?«
»Die Ballkönigin vom Central-West-Abschlussball ist heute Morgen gefesselt und erwürgt in einem Hotelzimmer aufgefunden worden. Du bist früh rausgerufen worden. Ich dachte, es wäre dein Fall.«
»Es hieß, sie sei Ballkönigin gewesen?«
»Ja. Sherrie Dickens oder so ähnlich.«
»Cheryl Diggs.«
»Oh, Peter, was für eine fürchterliche Geschichte!«
»Es ist ein schwieriger Fall … besonders wenn die Leute mit den Medien reden, ohne sich mit den leitenden Ermittlungsbeamten abzusprechen. Wen haben sie interviewt?«
»Lieutenant Davidson.«
Der gute alte Loo, dachte Decker. Thomas »Tug« Davidson war ein eiskalter Fuchs, der die Medien hasste. Decker war sicher, dass dabei nichts Wesentliches durchgesickert war. Er fragte sich, warum Captain Strapp Davidson und nicht ihn berufen hatte, sich den Mikrofonen zu stellen. Tug war nicht in seinem Element mit Reportern, weil er sie als Gegner sah statt als arme Kerle, die nur versuchten, ihren Job zu machen. Er war oft schroff und ablehnend und leistete damit nicht nur sich selbst, sondern dem ganzen LAPD einen Bärendienst. Tug würde sicher nie einen Preis für sein einnehmendes Wesen bekommen. Aber der Mann galt als hart arbeitender Cop.
»Woher weißt du, dass Diggs Ballkönigin war?«, fragte Decker. »Hat Davidson das gesagt oder die Leute in den Nachrichten?«
»Das hat einer von den Reportern so formuliert. Davidson machte eine sehr unglückliche Figur bei der ganzen Sache. Du hast viel mehr Fernsehpräsenz, Peter.«
»Ruf meinen Agenten an, wir übernehmen auch Morde. Haben sie irgendwelche Namen genannt, irgendwelche Verdächtigen?«
»Keine Namen«, sagte Rina. »Nur dass die Polizei intensiv ermittelt.«
Decker schrieb in seinen Notizblock: Cheryl – Ballkönigin? Was für eine Ironie, dass er das ausgerechnet aus der Idiotenkiste erfahren sollte. »Rina, ich habe jemanden in Gewahrsam …«
»Wie wunderbar!«
»Von irgendwelchen Siegesfeiern sind wir noch weit, weit entfernt. Wir halten ihn bisher nur fest. Ich muss jetzt ins Gericht zurück und auf die Kautionsanhörung für den Verdächtigen warten. Danach muss ich noch ein paar Leute verhören. Außerdem versuche ich einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.«
»Hört sich mal wieder nach einer kompletten Nachtschicht an«, stellte sie fest. »Ich halte dir das Essen warm.«
»Das Fleisch ist wahrscheinlich zäh wie Leder, bis ich nach Hause komme. Haben die jungen die Pferde gefüttert?«
»Ja, haben sie. Und sie sind eine ganze Stunde mit Ginger spazieren gegangen. Hannah und ich sind zu Hause geblieben und haben Pflaumen in den Geschirrspüler gesteckt. Übrigens, Cindy hat angerufen. Keine Panik. Es ist alles in Ordnung. Sie wollte sich nur mal melden. Ich glaube, sie wollte sich bei dir bedanken, weil du gesagt hast, sie soll an der Columbia bleiben.«
»Ich rufe sie an, sobald ich aufgelegt habe.« Decker schluckte schwer. »Ich hoffe nur, sie wird nicht leichtsinnig, nur weil der Vergewaltiger vorübergehend Ruhe gegeben hat.«
»Sie hat mir versichert, dass sie nach wie vor supervorsichtig ist. Sie geht nie allein zwischen die Regale in der Bibliothek, sie geht nie an abgelegene Orte, sie geht absolut nie nachts allein irgendwohin. Wenn sie einen Begleiter braucht, weil sie noch spät in der Bibliothek oder im Labor war, ruft sie den studentischen Begleitservice an. Die schicken ihr dann einen jungen Mann, der sie bis zum Studentenheim bringt.«
»Einen jungen Mann?«
»Peter, es gibt auch nette Jungs! Ich spreche gerade mit einem davon. Ruf sie an. Es würde ihr viel bedeuten. Sie liebt ihren Daddy.«
Decker fühlte, wie ihm der väterliche Stolz die Brust schwellte. »Ich ruf sie an. Gib den anderen Kindern einen Kuss von mir – einen dicken Kuss und eine Umarmung. Und sag ihnen, dass ich sie liebe.«
»Ich werde deine Botschaft wärmstens
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