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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Übergröße und löchrige, ausgebeulte Jeans. Sein Haar war mit Gel zurückgekämmt, und er war unrasiert. »Welche Knarre hast du eingesteckt?«
    »Die Beretta. Neun Millimeter. Und du?«
    »Smith and Wesson, sechs acht sechs.« Martinez griff nach der Landkarte. »Hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?«
    »Das hab ich mich gerade auch gefragt. Der Typ im Motorradladen, bei dem Grease Pit gearbeitet hat, hat gesagt, ich solle nur auf der Placerita bleiben. Aber ich muss irgendwo falsch abgebogen sein. Was mündet auf die Placerita?«
    Martinez studierte die Straßenkarte. »Bear Canyon, Coyote Canyon, Rabbit Canyon, ah, das sieht gut aus: Cougar Canyon.« Martinez schnaubte übertrieben und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Willst du auf Puma-Jagd gehen?«
    »Dazu bräuchte ich mein Gewehr und die Hunde.«
    »Was für Hunde hast du denn, Junge?«
    »Einen Pitbull und einen Waschbärenschweißhund.«
    »Einen was?«
    Webster grinste. »Einen Waschbärenschweißhund. Aus Kentucky, Südstaatenrasse. Klettert auch auf Bäume. Irgendeine Offenbarung deiner Karte? Kannst du erkennen, wo wir sind?«
    »Zuerst müssen wir mal eine Landmarke finden.«
    »Ich schlage eine Kreuzung vor.«
    »Wie wär’s mit einem Canyon? Hier gibt’s Canyons wie Sand am Meer. Den Oak Canyon, Wilson Canyon, Maple Canyon, Ant Canyon, Bee Canyon, Tick Canyon …« Martinez sah von seinem Autoatlas auf. »Sag mal, Tommy, woher wollen die wissen, dass die Bienen im Bee Canyon, die Ameisen im Ant Canyon und die Zecken im Tick Canyon bleiben?«
    Webster lächelte. »Ist doch klar. Alle hüten eifersüchtig ihr Territorium. Kleine Bienen-Soldaten mit gewetztem Stachel, die Flügel stromlinienförmig angelegt, verteidigen sich gegen freche Einwanderer, fleißige aber störende Ameisen, die Millionen von Verwandte mitbringen, alle zusammengepfercht in einem Haus leben. Sie machen unser Wohlfahrtssystem kaputt.«
    »Ruf den Nachrichtendienst an.«
    »Und soll ich dir was sagen? Beide Gruppen haben eine Heidenangst vor den Speichel triefenden Tick-Gangrowdys, die das Rocky-Mountain-Fleckfieber verbreiten. He Mann, das ist nicht gelogen. Kannst dich beim Amt für Insektenbekämpfung erkundigen.«
    »Was, zum Teufel, ist das Rocky-Mountain-Fleckfieber?«
    »Mein Onkel hat sich’s geholt, als er in der Nähe der Rockys war. Wird von Zecken übertragen. Man kriegt Fieber, Muskelschmerzen, ist chronisch erschöpft und hat Hautausschlag. Er war verdammt lange nicht sehr hübsch anzusehen.«
    Martinez rieb sich die nackten Arme. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt.«
    »Woher sollte ich wissen, dass es hier einen Tick Canyon gibt?« Webster lenkte den Wagen um eine Haarnadelkurve. »Jetzt sind wir an Mountain Crossing vorbei. Sollte ich da nicht abbiegen?«
    »Ich glaube schon.«
    Webster riss das Steuer nach rechts, machte mit quietschenden Reifen eine unsichere Wende um hundertachtzig Grad. Martinez umklammerte den Türgriff, dass seine Fingergelenke weiß wurden. »Du hast sie wohl nicht alle!«
    »Mann, wo bleibt dein Sinn fürs Abenteuer?«
    »Hat sich nach meiner Heirat verflüchtigt. Bieg hier rechts ab.«
    Die Straße schlängelte sich zuerst steil bergauf und wurde dann flacher. In der Höhe brachte der Wind den Duft von Kiefern mit sich. Krähen krächzten über ihnen. Nachdem sie eine Meile weiter bergauf gefahren waren, gerieten sie in eine Gegend, wo die menschliche Zivilisation sich urplötzlich der Berge bemächtigt hatte: aus einer steil aufsteigenden Felswand war terrassiertes Land geworden. Ein paar Ranchhäuser, noch im Rohbau, standen auf der blanken Erde abgesteckter Grundstücke. Neben einem, dem Bulldozer zum Opfer gefallenen Berg tat sich eine weite, offene Fläche auf. Im nächsten Augenblick blinkte blankes Chrom vor ihnen auf, und die Motorräder kamen in Sicht. Neben den Motorrädern stand ein notdürftig zusammengezimmerter Schuppen, der offenbar wundersamerweise bisher jedem Wind getrotzt hatte. Mehrere Hundert Meter dahinter stand ein neunachsiger Sattelschlepper mit Trailer, der hier so fremd wirkte wie Stonehenge.
    »Na, was haben wir denn da?«, sagte Webster. »Scheint ja richtig was los zu sein hier oben. Statt ein paar Wohnwagen, finden wir hier einen richtigen Motorradhandel, vermutlich spezialisiert auf Fahrzeuge ohne lästige Papiere.«
    »Oder es schlachtet jemand gestohlene Autos aus.«
    »Das war mein zweiter Gedanke.«
    Webster lenkte den Wagen auf eine sandige Ausweiche, stellte den Motor

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