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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Yitzys Kenntnisse der hebräischen Bibel waren geradezu fotografisch genau, die Kommentare eingeschlossen. Yitzy hatte ein regelrecht fotografisches Gedächtnis. Aber er war eben auch einer, der die Tora verlesen durfte. Deswegen kannte er die Tora, die Chumisch buchstabengetreu. Und da kam nun Bram. Zuerst lernten sie nur wenig, besprachen Grundsätzliches. Yitzy testete ihn, versuchte Brams Kenntnisstand zu erforschen, den er für sehr hoch hielt, für jemand, der außerhalb des Systems geschult worden war. Dann allmählich, ich konnte fast sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf bewegten, hat Bram versucht, Yitzy zu zeigen, was er gelernt hatte, zitierte irgendeine obskure jüdische Quelle, in der sicheren Annahme, dass Yitzy nie davon gehört hatte.«
    »Falsch gedacht?«
    »Jedenfalls lag er ziemlich daneben. Yitzy hat ihm höflich zugehört, die Quelle korrekt zitiert und noch ein paar eigene Quellen hinzugefügt, Bram auf die sanfte Art vor Augen geführt, warum er völlig falsch gelegen hatte. Er hat ihn mit Informationen eingedeckt, die der Arme kaum bewältigen konnte. Innerhalb eines Monats hatte Yitzy ihm all seine Arroganz abgewöhnt. Danach kamen sie hervorragend miteinander aus. Bram war ehrlich bereit zu lernen.«
    »Kein Mensch kann erwarten, dass der Schüler eines katholischen Priesterseminars ebenso viel von der Chumisch weiß wie ein feschiwe-Bocher. Dort beschäftigt man sich nicht ausschließlich mit diesen Texten.«
    »Da hast du Recht. Ich wusste das. Yitze wusste es. Rabbi Schulman hat es gewusst. Bram brauchte nur etwas Zeit, um aufzuholen. Jedenfalls sind sie sehr gute Freunde geworden. Wie gut, merkte selbst Yitzy erst, als er Bram wirklich gebraucht hat.«
    »Was ist aus Brams Buch geworden?«, erkundigte sich Decker beiläufig.
    »Ach das!« Rina rollte mit den Augen. »Er hat einen Verleger gefunden. Es heißt ›Messianische Grundlehren des Alten Testaments‹, oder so ähnlich. So nennen sie ja die Chumisch. Eigentlich eine Beleidigung für gläubige Juden.«
    »Wie Yitzchak?«
    »Wie mich. Ich habe Teile daraus gelesen. Kam mir so vor, als treibe er ein selbstsüchtiges Spiel mit manchen Auslegungen unseres Heiligen Buchs.«
    »Aber er … seine Kirche glaubt eben daran, Rina.«
    »Ja sicher. Bram interpretiert die Bibel so, wie man es ihn gelehrt hatte. Und eines kannst du mir glauben. Selbst die Freundschaft mit Yitzchak hat Bram nie in seinem Glauben zweifeln lassen. Als ich Bram das letzte Mal gesehen habe, war er derselbe überzeugte Katholik wie heute. Und trotzdem … nach den vielen Gesprächen mit Yitzy und seinem Wissen darum, wie die katholische Kirche Juden seit Jahrhunderten verfolgt hatte, hatte er doch Skrupel, sein Werk zu veröffentlichen.«
    Rina seufzte und schenkte sich ein Glas Eistee ein.
    »Aber irgendwie ist das unfertige Manuskript einflussreichen Leuten im Vatikan in die Hände gefallen.«
    »Irgendwie in die Hände gefallen?«
    Rina lächelte. »Du hast Recht. Vermutlich hat er es ihnen geschickt. Jedenfalls fanden sie die Arbeit wissenschaftlich einwandfrei. Ungefähr drei, vier Monate nach Yitzys Tod wurde Bram in den Vatikan eingeladen, um zwei unterschiedliche Versionen seiner Abhandlung zu vollenden, eine für den Klerus und eine vereinfachte Ausgabe für katholische Schulen. Außerdem versprach man ihm die Priesterweihe nach Beendigung eines Priesterseminars in Rom durch den Papst in der Peterskirche.«
    »Also hat Bram das Buch veröffentlicht?«
    »Zu Brams Verteidigung muss ich sagen, dass er mich um Rat gefragt hat.«
    »Und du hast ihm gesagt, er solle es ruhig tun. Er wusste natürlich, dass du so reagieren würdest.«
    »Vermutlich.« Rina hielt kurz inne. »Ich habe ihm gesagt, er solle es veröffentlichen. Ich wollte nicht schuld sein, wenn er eine einmalige Gelegenheit nicht nutzte. Außerdem, so seltsam das klingen mag, wusste ich, dass die Priesterschaft seine Berufung war.«
    »Hast du ihn je wieder gesehen, nachdem er nach Rom gegangen war?«
    »Ja. Offenbar ist er zurückgekehrt, kurz nachdem ich mit meiner Familie im Sommer nach New York gefahren war. Und ich wäre ja beinahe für immer dort geblieben. Jetzt, im Nachhinein, weiß ich nicht mal mehr, weshalb ich nach L. A. zurückgekommen bin. Alle Männer waren in New York.«
    »Nicht alle Männer.«
    Rina lächelte. »Offensichtlich nicht alle Männer, Liebster.«
    Decker schmunzelte. »Hast du Bram wieder gesehen? Nach seiner Rückkehr aus Rom?«
    »Ja, habe ich.«
    »Willst du

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