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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nicht deine Worte?«
    »Das ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Und dafür verdammst du mich jetzt?«
    »Deine Freunde wundern sich sicher schon über dich, Pater Abram. Also geh lieber wieder zu ihnen. Wie gesagt, die Leute zerreißen sich gern das Maul.«
    Bram nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. Er sah so elend aus wie sie sich fühlte. Mitleid beschlich sie. Innerhalb weniger Minuten hatte ihre Gegenwart Bram völlig verändert. Die ungezwungene Fröhlichkeit war Bedrückung gewichen.
    Er setzte die Brille wieder auf, sah sie forschend an und sagte leise: »Das ist nicht die richtige Art, sich Lebewohl zu sagen.«
    »Dann sage ich es jetzt richtig.« Ihre Stimme wurde weich. »Lebewohl und viel Glück. Ich meine es ehrlich, Bram.«
    »Rina, bitte nicht …«
    »Ich muss jetzt gehen. Und du auch.«
    Damit war sie verschwunden.
    Und er hatte sie noch am selben Abend angerufen, sie durch den Anrufbeantworter angefleht, den Hörer abzunehmen. Als sie das nicht tat, hinterließ er eine lange zerknirschte Nachricht.
    Er entschuldigte sich ausgiebig für sein schlechtes Benehmen.
    Er habe nicht gewusst, was nur wenige Monate zuvor in der Jeschiwa geschehen sei, dass ein Wahnsinniger ihr aufgelauert, sie terrorisiert hatte, dass dieser Polizist, dieser Decker ihr eine große Hilfe gewesen sei. Offenbar müsse er einen guten Charakter haben, denn er habe schließlich seine Sicherheit für ihr Wohlbefinden aufs Spiel gesetzt. Er habe keinen Kontakt mehr zu Rabbi Schulman gehabt, und daher nichts gewusst. Er käme sich wie ein Idiot vor … und bitte, bitte, sie möge doch endlich den Hörer abnehmen.
    Aber Rina hatte nicht abgehoben, war nur in ihrem Bett gelegen, und hatte mit Tränen in den Augen zugehört, wie er sie angefleht hatte zurückzurufen.
    Ein Jahr später hatte sie ihm aus purer Höflichkeit eine Einladung zur Hochzeit zukommen lassen. Bram hatte ein Geschenk geschickt, einen silbernen Kelch für den Kiddusch, die Segnung des Weins am Sabbat, zusammen mit der Bitte, sich doch zu melden.
    Die Hochzeit kam, die Hochzeit verging.
    Abram Sparks war einer der wenigen gewesen, die sich nicht blicken ließen.

18
    Sie beschlossen, Websters metallicblauen Hemicuda, Baujahr 68, zu nehmen, ein »Urvieh« von einem Auto, mit röhrendem Motor, das einen festen Griff am Lenkrad erforderte. Allerdings passte das Gefährt wie angegossen zu ihrem Auftrag, und was noch wichtiger war, es war schnell. Vom Revier in Devonshire war es nur eine kurze Fahrt in nördlicher Richtung auf der 405, bis diese in die Golden State mündete, wobei die teilweise leeren Fahrspuren dazu verleiteten, ordentlich Gas zu geben. Der Hemicuda fuhr durch das nördliche Valley, an der weich geschwungenen, gläsernen Fassade des randvollen LA-Wasserreservoirs vorbei auf den Antelope Valley Freeway nach Santa Ciarita. Dann bogen sie vom Freeway ab ins Canyon Country.
    Quarry Country. Meilenweit Kalksteinberge, die sich vor ihnen auftürmten wie Sahneeis. Ein endlos scheinender jungfräulicher Himmel mit zarten Haufenwölkchen wölbte sich über ihnen. Ein Niemandsland, durchzogen von Stromleitungen, Telefonleitungen, glatten Asphaltbändern und nicht viel mehr. Weiter oben waren die felsigen Berghänge bedeckt von immergrünen Eichen, Matten aus gelben und rosarot blühenden Gräsern, knorrigen altertümlichen Nadelbäumen und Oleanderbüschen mit ihren silbern schimmernden, schmalen und giftigen Blättern. Eine angenehme Brise blies raschelnd über die Landschaft hinweg, wirbelte Sand und kleine Kieselsteine von den frisch geteerten Straßen auf.
    Webster krempelte die Ärmel seines Hawaiihemds auf, während er mit dem ’Cuda die kurvenreiche Straße hinaufheizte. »Meinst du, ich sollte mir eine Packung Zigaretten in die aufgekrempelten Hemdsärmel stecken?«
    »Würde verdammt echt wirken«, sagte Martinez. »Mir gefallen die Schmierflecken auf deiner Hose, Tom.«
    »Ein Original. Hab ich mir beim Ölen des Dreirads meiner Tochter geholt.« Tom ließ die Blasen seines Kaugummis knallen. »Also ich persönlich finde es gut, wenn die Sonnenbrille an der Brusttasche hängt. Dachte, das gibt den richtigen Touch.«
    »Schickes Teil. Was für ’ne Marke? Porsche?«
    »Ein Schnäppchen. Aber mit UV-Schutz.« Webster wechselte die CD, tauschte Bizet gegen ZZ-Top. »Wie gefällt dir der Sound? Bringt die Scheiße in Wallung. Hab sie gestern extra für den Job gekauft.«
    »Passt wie angegossen«, bemerkte Martinez. Er trug ein Jeanshemd in

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