Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Hände. »Frieden, Bruder. Tut mir Leid.«
    »Was, zum Teufel, versuchst du hier abzuziehen?«
    »Nichts«, antwortete Webster gelassen, »ist nur, dass der Typ im Laden gesagt hat, wir könnten hier ein gutes Geschäft machen.«
    »Und ich hab euch gesagt, er hat euch angeschissen. Er hat’s vermasselt. Und jetzt habt ihr’s vermasselt.« Sanchez hob ein Radmutterkreuz vom Boden auf. »Ihr habt ’ne schlechte Aura, Freunde. Macht, dass ihr wegkommt.«
    Websters Hand glitt in sein Hemd, seine Finger umschlossen den Knauf seiner Beretta. Er sah, dass Martinez dieselbe Bewegung machte.
    Sanchez fuchtelte mit dem Radmutterkreuz herum, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. »Verschwindet!«
    Webster ging langsam rückwärts, bis er gegen seinen ’Cuda stieß. Kaum war Martinez ebenfalls im Wagen, ließ er den Motor an. Als er auf die Straße bog, schlug ein Felsbrocken krachend in die Beifahrertür. Webster hielt an. »Verdammte Scheiße!«, schrie er. »Den Saukerl bring ich um.«
    Ein weiterer Felsbrocken sauste durch die Luft und verfehlte das Heck des Wagens nur um Millimeter.
    »Fahren wir, Tom!«
    »Das Arschloch hat eine Delle in mein …«
    »Fahren wir, Tom!«, wiederholte Martinez. »Und zwar bergab! Wir fahren wieder ins Tal!«
    Webster trat fluchend das Gaspedal durch. Die Reifen quietschten. Martinez atmete erleichtert auf. »Beruhig dich, Herrgott. Du bringst uns sonst beide um.«
    »Ich zeig den Kerl an.«
    »Siehst du den Sattelschlepper mit dem Trailer da hinten? Vermutlich sitzt dort Sanchez’ Horde drinnen. Die wären in weniger als fünf Minuten hinter uns her.«
    Die nächsten fünf Minuten sagte keiner von beiden ein Wort.
    Dann holte Martinez tief Luft. »Das mit deinem Wagen tut mir Leid.«
    »Wird sich schon irgendwie ausbügeln lassen«, bemerkte Webster gereizt.
    »Hab diesen Samstag nichts besonderes vor. Wenn du willst, komm ich rüber und helf dir beim Ausbeulen.«
    »Danke, Bert, das wär riesig.«
    Martinez klopfte ihm auf die Schulter. »Wenigstens hat sich die Fahrt gelohnt. Wir wissen jetzt, was wir wissen wollten.«
    »Kann ich von mir nicht behaupten. Was ich wollte, war eine Testfahrt mit einem Ultra Bagger. Schon mal einen gesehen? Ist eine Schönheit.«
    »Hängt viel zu viel Brimborium dran«, wehrte Martinez ab. »Macht die Maschine schwer und langsam. Ich mag die leichteren, schnelleren Dinger.«
    »Fährst du Motorrad?«
    »Früher mal. Aber dann hab ich mir mal das Genick verrenkt …«
    »Was ist passiert?«
    Martinez lachte. »Bin einer armen, gestressten Hausfrau hinten reingefahren. Habe einen Sack voll Kinder im Volvo meiner Frau zu einer Geburtstagsparty gefahren und hab mich von dem ganzen Trubel im Wagen einen Moment ablenken lassen.«
    »Hat’s dir Geld gebracht?«
    »Nein, war meine Schuld. Allerdings hat die Frau, die ich angefahren habe, nichts gegen mich unternommen. Wer legt sich schon gern mit einem Bullen an?«
    »Die schönen Seiten des Berufs.«
    »So ist es.« Martinez strich sich über den Schnurrbart. »Diese ›Sache‹ für die Sparks Geld gegeben hat, Menschen für die Freiheit der Umwelt. Was meinst du? Steckt Sanchez die Knete in die eigene Tasche, existiert tatsächlich so eine Bewegung?«
    »Er hat doch was von gekauften Leuten gefaselt. Vielleicht schmiert er Polizisten, damit sie seine so genannte Reparaturwerkstatt übersehen.«
    »Und warum hätte Sparks für so was Geld geben sollen?«
    »Vielleicht wusste der Doktor gar nicht so genau, wohin seine Piepen geflossen sind«, vermutete Webster. »So komisch das auch klingen mag. Kommt mir gar nicht so abwegig vor, dass ein unabhängiger Geist wie Sparks sich von so was fangen lässt. Hast du in letzter Zeit mal mit Ärzten geredet, Bert? Die regen sich tierisch darüber auf, dass die Regierung ihnen vorschreiben will, wie sie ihre Praxen zu führen haben. Vielleicht hat diese Umweltsache einen empfindlichen Punkt bei Sparks getroffen.«
    »Von welcher Sache redest du jetzt?«
    »Na von dieser Bewegung, die den Wald angeblich linker Vorschriften lichten will.«
    »Soll heißen?«
    »Grease Pit hat zum Beispiel von Helmpflicht gesprochen«, antwortete Webster. »Vielleicht wollten Sie, dass das Gesetz abgeschafft wird.«
    »Und du glaubst, ein Mann wie Azor Sparks hat für so was große Summen ausgegeben?«
    »Leidenschaften trüben den Blick, Bert.« Webster zuckte mit den Schultern. »Du hast die Karte gesehen, die er für sich hat drucken lassen. Vielleicht gefiel er sich in der Rolle