Decker & Lazarus 09 - Totengebet
des rechten Aktivisten.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
Webster seufzte. »Ich versuche nur alle Möglichkeiten auszuloten.«
Vor ihnen kroch ein entgegenkommender, zwei Jahre alter Lincoln mit getönten Scheiben die Bergstraße hinauf. Der Motor zog nicht, und das Heck des Wagens brach in jeder Kurve beim Abbremsen seitlich aus.
»Komisch, dass jemand mit einer solchen Kiste hier rauffährt.« Martinez spuckte seinen Kaugummi aus dem Fenster. »Fahr rechts ran, Tom.«
Webster nahm Gas weg und lenkte den ’Cuda auf einen schmalen Ausweichstreifen, wo die Reifen über Kies knirschten. Er stellte den Motor ab. Beide beobachteten, wie der Lincoln an ihnen vorbei fuhr, sich im Schneckentempo die Steigung hinaufquälte.
»Soll ich?«, fragte Webster.
»Ja, egal.«
Webster drehte und folgte dem Lincoln mit großem Abstand. Martinez notierte sich das Kennzeichen und wollte es schon über Funk durchgeben, als ihm einfiel, dass sie nicht in ihrem üblichen Streifenwagen saßen.
»Ich hab ein Handy vorn im Handschuhfach«, sagte Webster.
Martinez öffnete das Handschuhfach, nahm das Handy heraus und drückte einige Tasten. »Was mach ich falsch?«
»Kein Empfang?«
»Nichts.«
»Vermutlich sind wir im Funkschatten«, murmelte Webster.
Martinez Züge wirkten konzentriert und angespannt. Mitten in der Wüste und ohne Funkkontakt. Martinez hasste Situationen wie diese.
Langsam kletterte der ’Cuda die Berge wieder hinauf; der Motor ruckelte und bockte bei dem langsamen Tempo. Keiner der beiden Detectives sagte ein Wort. Nach wenigen Minuten tauchte das terrassierte Gelände mit den Rohbauten der Ranchhäuser wieder auf. Der Lincoln war abgebogen, fuhr in Richtung Motorradwiese.
Aber wo zuvor noch die Bikes gestanden hatten war nur noch öde Grassteppe. Allein der Schuppen stand unverändert an seinem Platz.
Webster gab Gas und fuhr an der Lichtung vorbei. »Sind wohl stiften gegangen, was.«
»Auf Nimmerwiedersehen.« Martinez Atem ging flach. »Dreh um. Nichts wie weg hier.«
Webster drehte, und sie fuhren in schnellem Tempo die Bergstraße wieder hinunter. Als sie den Freeway erreichten, wählte Martinez erneut. Diesmal kam die Verbindung zu Stande. Er gab dem Dienst habenden Kollegen in der Zentrale das Autokennzeichen des Lincoln durch und wartete.
»Weißt du was?«, begann Webster. »Wenn du Samstag sowieso zu mir kommst, dann bring doch deine Frau und die Kinder mit. Ich schmeiß den Grill an.«
»Klingt verdammt gut. Danke, mach ich gern.«
»Was gegen Rindfleisch?«
»Nö.«
»Steak?«
»Perfekt. Ich hab einen tragbaren Fernseher. Den bring ich zusammen mit ’nem Sechserpack Bier mit. Wir können das Spiel sehen, während wir am Auto basteln.«
»Sehr gut.«
Das Handy klingelte. Martinez hielt es ans Ohr, notierte sich die Information und drückte auf den Knopf, um das Gespräch zu beenden.
Webster sah Martinez an. Seine Miene war angespannt.
»Wer?«
»Dreimal darfst du raten.«
»A-Hörnchen, B-Hörnchen und C-Hörnchen.«
»William Waterson. Sparks’ Anwalt und Testamentsvollstrecker.«
Im ersten Moment sagte keiner ein Wort. »Meinst du, wir sollten zurückfahren?«, fragte Webster schließlich.
»Ja, kehr um.«
Webster lenkte den ’Cuda auf die rechte Fahrbahn, um bei der nächsten Ausfahrt des Freeways zu wenden und zurückzufahren. Martinez griff nach dem Handy.
»Wen rufst du jetzt an?«, wollte Webster wissen.
»Decker.«
19
»Kommt nicht in Frage, dass ihr beide allein in dieser Bergwüste auf Verfolgungsjagd geht!«
»Chef, von Wüste keine Spur. Die Straßen sind geteert …«
»Das interessiert mich nicht, Martinez«, fiel Decker ihm ins Wort. »Nach allem, was du mir gerade von Sanchez erzählt hast, ist damit zu rechnen, dass er euch dort irgendwo auflauert. Und wenn der euch erst mal gesichtet hat, könnt ihr euch gleich einsargen lassen. Er braucht euch nur seine Freunde auf den Hals zu hetzen. Sie nehmen euch in die Zange, ein Wagen von vorn, der andere von hinten, drängen euch in einer dieser Haarnadelkurven von der Fahrbahn und plumps, schon seit ihr fünfhundert Meter in die Tiefe gepurzelt. Und ich muss hier eure Witwen trösten, Detectives. Keinen Bock.«
»Wenn wir auf Verstärkung warten, geht er uns vielleicht durch die Lappen«, gab Martinez zu bedenken.
»Bert, Waterson ist ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Der taucht nicht unter.«
»Was ist mit Sanchez?«, mischte Webster sich ein.
Decker konnte den Einwand durch die
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