Decker & Lazarus 09 - Totengebet
einen Aussetzer … wie heißt die Frau … nicht Heather. Das ist seine Sekretärin.«
»Wer ist seine Sekretärin?«
»Heather … Heather …« Bram sah auf. »Ich bin sechsunddreißig und schon Alzheimer verdächtig«, seufzte er. »Heather Soundso. Und dann diese Ärztin …«
»Sie arbeiten alle im Labor Ihres Vaters?«
»Ja.«
»Dann sind Sie seine Angestellten?«
»Ich glaube, ein typisches Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis ist das nicht. Es herrscht eher Gleichberechtigung. Sind ja alles Mediziner. Aber mein Vater hat sie eingestellt, das stimmt.« Er hielt inne. Seine Augen bewegten sich rastlos hinter seiner Brille. »Fulton. Elizabeth Fulton. Doktor Liz, hat er sie genannt. So heißt die Ärztin in seinem Team.«
»Und Sie glauben also, Ihr Vater könnte mit einem von ihnen zum Essen gegangen sein?«
»Vielleicht hatte einer Geburtstag. Keine Ahnung.« Bram rückte seine Brille zurecht. »Aus den Fragen, die Sie stellen … darf ich daraus schließen, dass Sie an eine Zufallstat glauben?«
»In diesem Stadium sammle ich Informationen, keine Spekulationen, Pater. Tut mir Leid, dass ich keine größere Hilfe sein kann.«
Bram starrte aus dem Fenster. »Ein absoluter Albtraum.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie die Identifizierung vornehmen wollen. Besser Sie als Ihre Mutter.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Ist sie eine … gesunde Frau?«
»Meine Mutter? Warum? Was ist zu Hause passiert?«
»Gar nichts. Es ist nur … sie nimmt Beruhigungsmittel.«
»Und …?«
»Oh, nichts sonst. War nur neugierig, warum sie Mittel braucht, um schlafen zu können.«
»Das geht vielen so. Es hat nichts zu bedeuten.«
»Stimmt.«
»Sind Sie sicher, dass er es ist? Ich meine das Opfer?«
»Jedenfalls so sicher, dass ich die Familie informiert habe.«
Der Priester starrte zur Wagendecke. »Werden Sie eine Autopsie vornehmen lassen?«
»Bei Mord ist das Gesetz.«
»Die Beerdigung wird sich also hinauszögern.«
»Ich hoffe, es dauert nicht lange. Ein paar Tage. Vielleicht eine Woche.«
»Möglicherweise ist das gut so«, seufzte Bram. »Vielleicht organisieren wir einen Gedenkgottesdienst … morgen für die Öffentlichkeit. Für Dads Freunde und Kollegen. Bringen wir den Zirkus hinter uns. Und dann, wenn der Leichnam freigegeben ist, können wir ihn im engsten Familienkreis beerdigen.« Er seufzte. »Der Priester in mir kommt durch. Immer hübsch eins nach dem anderen …«
»Jemand muss das schließlich in die Hand nehmen. Ihre Familie scheint in starkem Maße von Ihnen abhängig zu sein.«
Bram erwiderte nichts darauf.
»Michael hat mir erzählt, dass sie nicht nur ein eineiiger Zwilling, sondern sogar ein Drilling sind. Drei Jungen«, bemerkte Decker.
»Ja.«
»Ist Ihr Zwillingsbruder auch Priester?«
»Nein.«
»Was macht er beruflich? Ihr Zwillingsbruder, meine ich.«
Bram sah aus dem Fenster, gab vor, nichts gehört zu haben. Wenn es um »Dad« und seinen Beruf ging, kehrte er den Priester heraus. Sobald Decker über die Familie sprach, wurde er erstaunlich einsilbig.
»Arbeitet Ihr Bruder überhaupt?«, beharrte Decker.
»Wie bitte?« Bram starrte ins Leere. »Was haben Sie gesagt?«
»Was macht Ihr Zwillingsbruder beruflich?«
»Luke ist in der Drogen- und Alkoholberatung tätig.«
»Hm, noch einer mit einem seelsorgerischen Beruf«, bemerkte Decker.
Bram schwieg.
»Wo arbeitet er?« Decker hielt inne. »Gehe ich Ihnen mit meinen Fragen auf die Nerven, Pater? Sind sie Ihnen unangenehm?«
»Sagen Sie Bram zu mir. Wie alle anderen auch.« Der Priester rieb sich die Augen. »Sie müssen Fragen stellen. Das ist Ihr Job. Sie sind mir nicht unangenehm. Luke arbeitet im ›Bunker‹.«
Decker überlegte. Der »Bunker« war eine halbstaatliche Institution, die ehemalige Süchtige und resozialisierte Kriminelle als Berater einstellen. »Lebt er dort auch?«
»Nein.«
»Ist er verheiratet? Junggeselle? Geschieden.«
»Luke ist verheiratet. Er hat zwei Kinder.«
»Ist Ihr Bruder ein ehemaliger Drogenabhängiger?«, wollte Decker wissen.
»Lieutenant, wenn Sie intime Informationen über Luke haben wollen, dann fragen Sie ihn selbst.«
»Fairer Vorschlag. Was ist mit Ihrem Bruder Paul? Was macht er beruflich?«
»Paul ist Börsenmakler. Verheiratet. Vier Kinder. Meine Schwester Eva ist ebenfalls verheiratet. Sie und ihr Mann haben eine Kette von Bekleidungsläden. Sie haben vier Kinder unter sieben Jahren. Ein fruchtbares Paar. Wetzen meine Scharte aus. Mike kennen Sie ja.
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