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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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in seine Persönlichkeit. Er war vollgestopft mit Sachen, die nicht teuer waren, aber ein gewisses Flair hatten. Gut kopierte Designerware. Decker zählte sieben Paar Schuhe, darunter auch ein Paar teure Nike-Treter.
    Das Badezimmer war winzig – eine Wanne mit Duschvorhang, Toilette, Waschbecken und ein Medizinschränkchen, das mit Schmerzmitteln, Durchblutungskapseln und Nasensprays vollgestopft war. Harlan hatte auch einen Vorrat von Wegwerfrasierern, etliche Deodorants, dazwischen ein weiß bestäubtes Plastiktütchen. Decker betupfte sich den kleinen Finger und probierte.
    Echter Stoff.
    Er steckte das Zeug ein, vielleicht ein Beweismittel. Zwar wußte er nicht, was damit bewiesen werden sollte, aber Kokain ließ man nicht frei herumliegen.
    Auf dem Wannenrand Eau de Cologne und Aftershave. Billiger Kram. Decker ordnete seine Eindrücke, ging ins Wohnzimmer zurück. Diesmal studierte er die Filmplakate genauer. Natürlich: Harlans war einer der Darsteller gewesen. Der Mann hatte irgendwann einen bescheidenen Erfolg gehabt. Das hatte weiter nichts zu bedeuten.
    Decker setzte sich aufs Sofa, rieb sich die Augen, und in seinem übermüdeten Gehirn baute sich ein Puzzle zusammen.
    Filmplakate an der Wand.
    Standfotos im Schreibtisch.
    Schicke Klamotten und jede Menge Schuhe.
    Parfüm flaschenweise.
    Jemand, der stolz auf sein Äußeres war.
    Jemand mit Ego.
    Trotzdem waren in der ganzen Wohnung keine persönlichen Dinge zu finden. Keine Notizbücher, Fotoalben, Kritzeleien, keine Drehbücher, auch kein Terminkalender für die Probeauftritte, kein Adreßbuch mit Telefonnummern, kein Schreibtischkalender … überhaupt kein Kalender.
    Im Kühlschrank Bier, auf dem Nachttisch Zigaretten, im Medizinschrank Kokain. Folglich war der Kerl ein User. Dann die schmutzige Kaffeetasse auf dem Couchtisch, die Zeitung von gestern, die Fernbedienung. Das Zimmer machte einen bewohnten Eindruck … gerade verlassen … unverändert.
    Aber es fehlte etwas.
    Als hätte jemand mit großer Sorgfalt alle Spuren des wirklichen Harlan beseitigt und nur ein paar oberflächliche, äußerliche Hinweise hinterlassen – zum Beispiel auf seine Vorliebe für Drogen. Die Wohnung eines Gestörten, eines kaltblütigen Massenmörders. Doch Decker fand keine einzige verräterische Zeile, kein psychotisches Geschreibsel, nichts, was auch nur im entferntesten auf einen durchgedrehten Killer und Selbstmörder schließen ließ.
    Decker schnaufte, ihm brummte der Kopf.
    Nicht alle Psychopathen hinterlassen ihre Krankengeschichte, eine säuberliche Fallbeschreibung, die Schritt für Schritt erklärt, was sie zu ihren Ungeheuerlichkeiten getrieben hat. Manche explodieren einfach, gehen plötzlich in die Luft und lassen ihre Bluttaten für sich sprechen.
    Vielleicht war Harlan einer von diesen.
    Vielleicht ist er eines Morgens aufgewacht und einfach durchgeknallt …

6
    Sie hatte Pfefferminzpastillen gelutscht, um ihre Alkoholfahne zu kaschieren, und Decker durfte raten, ob dem Glas Orangensaft, das Rhonda Klegg Halt suchend umklammerte, ein kräftiger Schuß Wodka beigemischt war. Sie prüfte gründlich seine Erkennungsmarke, dann ließ sie ihn ein. Die Wohnung war ein flimmerndes Farbenmeer, das ihm für einen Moment die Balance raubte. Erst die ins Schloß fallende Tür brachte ihm die Orientierung zurück.
    »Tut mir leid, daß ich so paranoid war«, sagte Rhonda. »Ich dachte, Sie wären von der Presse.«
    Decker blinzelte. »Sind Sie belästigt worden?«
    »Nein, ich hab den Hörer daneben gelegt.«
    Sie bot ihm Kaffee an, Decker nickte. Milch und Zucker? Nein, am besten stark und schwarz.
    Mit zitternden Händen nippte Rhonda an ihrem Orangensaft und fixierte Decker. Er starrte in ihr müdes, bleiches Gesicht mit den leblosen blauen Augen, den dünnen, blassen Lippen. Vermutlich hatte sie eine schlaflose Nacht hinter sich. Sie wirkte wie Mitte Zwanzig, ihr Haar war rot gefärbt wie ein kandierter Apfel und zum Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte einen Nasenring, ihre Ohren waren dicht besetzt mit winzigen Ringen und Stiften. An den durchlöcherten Ohrläppchen baumelten kleine Kettchen. Sie trug Jeans, ein weißes T-Shirt und ein Jeanshemd als Jacke. Ihre Füße steckten in hochgeschnürten Stiefeln.
    Sie trank ihren Saft aus und meinte: »Ich habe wirklich nichts zu sagen.« Sie hielt ihr leeres Glas in die Höhe. »Wollen Sie auch so eins zum Kaffee?«»Nein danke, eine Tasse Kaffee wäre genau das richtige.«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir

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