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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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noch eins hole?«
    »Natürlich nicht!«
    »Tschuldigung.«
    Sie verschwand hinter einer Schwingtür, auf die ein von rosaroten Rosen umranktes Ziergitter gemalt war. Rhonda hatte ihre ganze Wohnung in eine mediterrane Gartenlandschaft verwandelt. Gemalte Buchsbaumhecken ersetzten die Scheuerleisten, an der Wand darüber erstreckten sich Efeuspaliere und Weinlauben, Zitronenhaine mit antiken Statuen und Springbrunnen, den Hintergrund bildeten sanft geschwungene Hügel. Rhondas Sinn für Perspektive war verblüffend, Decker wurde angesichts der räumlichen Wirkung geradezu von Schwindel erfaßt. Die oberen Wände und die Decken waren eine Orgie in leuchtenden Blautönen, betupft mit Wolkengebilden, bevölkert von Amseln und kreisenden Habichten.
    Der Eindruck war so verblüffend, daß Decker die Möbel erst mal gar nicht wahrnahm, aber auch sie waren sehenswert. Eine alte englische Parkbank, rechts und links umgedrehte Müllkübel als Tischchen, dazu ein Liegestuhl, auf dem ein Matchsack lag, und zwei Schaukelstühle aus gebogenem Weidenholz. In den Ecken hingen altmodische Straßenlaternen, und der Holzboden war in eine wogende Wiese mit Löwenzahn und Kleeblüten verwandelt worden.
    Rhonda kam mit dem Kaffee und ihrem Orangensaft.
    Decker bedankte sich. »Das ist ja eine aufregende Wohnung. Sie sind aber begabt!«
    Sie schlürfte Orangensaft. »In den Architectural Digest komme ich damit nicht, aber mir gefällt’s.« Ihr Blick wurde hart. »Diese Stadt ist voll von Starfuckers. Was zählt da noch die Ex eines durchgeknallten Killers?«
    Decker schwieg.
    »Hollywoodirrsinn. Mit einem Hang fürs Perverse. Wie wär’s mit ein bißchen OJ – wie Orange Juice?«
    »Danke, ich bin versorgt, Rhonda.« Sein Blick fiel auf den Matchsack. »Ferien?«
    »Ich muß hier raus. Wenigstens, bis sich die Wogen geglättet haben. Diese Art von Berühmtheit ist das letzte, was ich brauche.«
    Nicht dumm gedacht. Decker stellte seine Tasse auf einen der umgedrehten Müllkübel. »Darf ich?«
    Rhonda lachte. »Das ist ein Mülleimer, Mann! Ich hab keine Angst vor Kaffeeringen.« Sie maß ihn von oben bis unten. »Nicht übel. Wie wär’s mit’nem Quickie?«
    »Nein, danke.«
    »Ich sehe aus wie ein Stück Scheiße, oder?«
    »Sie sehen gut aus, Rhonda.« Decker zückte sein Notizbuch. »Je schneller wir anfangen, um so schneller sind Sie mich los.«
    »Sie wollen mich über Harlan ausfragen?«
    »Ja.«
    »Wozu das Ganze? Der ist doch tot.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Alle sind sie tot. Ich dachte, Bullen wären nur scharf drauf, im Zeugenstand’ne gute Figur zu machen oder Minderheiten zu verprügeln. Sie sind ja’n echter Koloß. Ich wette, Sie haben mehr Nigger vertrimmt, als Ihnen zustanden.«
    »Ich? Ich mache meine Arbeit am Schreibtisch.«
    »Blödsinn!« blaffte Rhonda. »Sie reden sich nur raus. Ich hab wohl den wunden Punkt getroffen, was, Bulle? Wir haben eben alle unsere Vergangenheit. Behandeln Sie mich nicht wie ein Monster, bloß weil ich mit diesem Irren zusammen war.«
    »Ich halte Sie nicht für ein Monster, Rhonda. Ich sehe nur, daß Sie ihm Moment sehr angegriffen sind.«
    »Wo haben Sie denn das gelernt? Im Psychokurs für Bullen? Schlagen Sie lieber Autofahrer zusammen!«
    Decker schwieg.
    Sie starrte ihn an. »Sie waren gestern Abend dort, stimmt’s? Im Estelle.«
    »Ja, die ganze Nacht.«
    »Ich hab Sie im Fernsehen gesehen. Sie waren der, der sagte, es sähe dort aus wie in Ihrem schlimmsten Albtraum.«
    »Nett, daß man wenigstens als Sprechblase im Gedächtnis bleibt.«
    »Sie stehen auch in der Zeitung – mit Bild, Zitat, allem drum und dran.« Jetzt funkelte sie ihn an. »Sie hatten Tränen in den Augen.«
    »Wirklich?«
    »Allerdings. Haben sie euch im Psychokurs für Bullen beigebracht, wie man heult? Oder war es der Betroffenheitskurs?«
    Decker antwortete mit einem traurigen Lächeln. »Ich wünschte, ich wäre so hartgesotten, wie Sie glauben. Dann würde ich nachts besser schlafen.«
    Wieder wurden ihre Augen feucht. Sie wischte sich die Tränen weg. »Ich finde Sie echt attraktiv. Nicht doch einen kleinen Fick? Damit könnten Sie mich zum Reden bringen.«
    »Leider muß ich passen.«
    »Sind Sie etwa verheiratet?«
    »Ja.«
    »Mich stört das nicht.«
    »Aber mich. Können wir anfangen?«
    »Warum müssen Sie noch Fragen stellen, wenn der Fall schon gelöst ist?«
    »Weil es noch viele offene Fragen gibt.«
    »Zum Beispiel, warum er’s gemacht hat?« Sie nahm einen Schluck. »Wenn ich

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