Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
das wüßte.« Sie schwenkte die Hüfte. »Klar, was Männer betrifft, hatte ich schon immer einen schlechten Geschmack. Aber dieser … «
»Sie haben sich als seine Exfreundin bezeichnet.«
»Stimmt.«
»Wann haben Sie sich denn getrennt?«
»Sie meinen, wann ich ihn rausgeschmissen habe? Vor etwa vier Monaten.«
»Und warum?«
»Warum!« Rhonda lachte bitter. »Weil ich seine Rumvögelei satt hatte. Eigentlich hatte ich den ganzen Harlan Manz satt. Den Mann mit den Plänen, die nie was wurden.«
»War er Schauspieler?«
»Ein Arschloch war er.«
Decker wartete.
Rhonda seufzte. »Harlan war ein professioneller Möchtegern. Möchtegern-Schauspieler, Möchtegern-Model, Möchtegern-Tennisprofi, Möchtegern-Hengst, Möchtegern-Dies, Möchtegern-Das. In Wirklichkeit war er ein Niemand.«
»In seiner Wohnung habe ich Filmplakate mit seinem Namen gesehen«, sagte Decker.
»Ja, er war eingetragenes Mitglied beim SAG. Hat bei jeder Gelegenheit seine Karte gezeigt. Die Filme sind gleich im Keller gelandet. Haben es nicht mal in die Videothek geschafft … Was war gleich Ihr Dienstrang?«
»Lieutenant.«
»Ein hohes Tier.«
»Hab ich auch immer gedacht.«
Rhonda lächelte flüchtig. »Harlan war … « Sie seufzte. »Er war ein fauler Sack. Ein Loser mit’ner guten Rückhand. Mehr nicht.«
»Ein Möchtegem-Tennisprofi, sagten Sie.« Decker wartete und schob dann nach: »Beim Tennis hatte er also Ehrgeiz.«
»Kann sein. Talentiert war er schon, aber zum Profi hat’s nie gereicht. Er hat Tennisstunden in einem Country Club gegeben.«
»Wie bitte?«
»Ja, ohne Scherz. In dem großen Club zwei Meilen von hier.«
»Im Greenvale?«
»Ja, so heißt er. Greenvale Country Club.«
»Wissen Sie das genau, oder war das auch nur eine seiner Geschichten?«
»Prüfen Sie’s nach.« Sie grinste. »Man wird Sie mit offenen Armen empfangen.«
Decker machte sich hastige Notizen. »Wie lange hat er im Greenvale unterrichtet?«
»Etwa drei Jahre, immer mit Unterbrechungen.«
»Mit Unterbrechungen?«
»Harlan hat nichts lange durchgehalten. Beim Greenvale war er in den Sommermonaten. Tagsüber hat er Tennisstunden gegeben, nachts hat er die Bar gemacht. Einen festen Job hatte er nicht nötig. Schließlich sah er gut aus, hatte einen gewissen Charme und sexuell ordentlich was zu bieten. Er war der Tröster der einsamen Frauen.«
»Verheiratete Frauen?«
»Ich sagte: einsame Frauen. Klar waren sie verheiratet.«
»Da hatte er aber Glück, daß ihm keiner die Kanone unter die Nase gehalten hat.«
»Nee, gefährliche Sachen hat er nicht gemacht. Im Greenvale wimmelt es von Frauen, deren Männer die süßen jungen Dinger vögeln. Ich weiß das, weil ich dort war. Die sind nicht scharf auf ihre alten einsamen Ehefrauen, sondern auf die heißen Feger. Es gibt’ne Menge reiche Säcke in dieser Stadt. Schockiere ich Sie?«
»Kein bißchen.«
»Ja, Sie sehen ganz schön abgekocht aus. Gehen Sie auch fremd?«
»Nein. Harlan hat also mit einsamen Frauen Tennis gespielt?«
»Nein, mit jedem, der ihm zugeteilt wurde. Frauen, Männer, Alte, Junge.« Rhonda stockte kurz. »Manchmal war es auch ein Starproduzent oder ein Regisseur. Im Angeben war Harlan ganz groß. Hat bei jeder Gelegenheit rumgetönt, daß er’s bald geschafft hätte. So ein Versager! Was hätte der drum gegeben, so zu leben wie die Stars! … Partys … Tennis … schöne reiche Frauen … « Sie starrte auf ihr leeres Glas. »Entschuldigen Sie mich einen Moment.«
Sie ging hinaus und kam mit einem vollen Glas zurück. Ihr Getränk sah blaß aus. Viel Wodka, wenig Saft. Diesmal trank sie langsamer.
»Wenn er irgendeinem vertrottelten Regisseur den Aufschlag beibringt, heißt das noch lange nicht, daß der ihm die Hauptrolle im nächsten Film gibt. Wie oft hab ich ihm das erklärt! Aber Harlan … «
»Er muß ein guter Spieler gewesen sein.«
»Gut genug für diese Trampel.«
»Aber nicht gut genug, um als Profi zu bestehen?«
»Mir hat er erzählt, daß er bald in die Liste der zweihundert Besten kommt oder so. Vielleicht stimmte es, aber wahrscheinlich nicht. Harlan war ein Traumtänzer.«
»Aber er war Mitglied beim SAG.«
»Klar. Er hat auch ein paar Rollen gekriegt. Gerade genug, um seine Illusionen zu pflegen. Harlan war ein Trittbrettfahrer. Eine Begleitdogge, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Nicht so richtig.«
»Eine Begleitdogge. Hier wimmelt’s doch von Egomanen. Nichts gegen Barbra Streisand, aber Menschen, die andere brauchen,
Weitere Kostenlose Bücher