Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
oder eine Zwei, nur noch schwer zu erkennen. Der Straßenname war deutlich.
3. Vierzehn bis sechzehn Uhr: Sauna, danach Physiotherapie.
Gayola holte ein weiteres Foto aus dem Abfluß. Eine Ganzaufnahme von Wade Anthony. Er saß auf einem Sofa, blickte zufrieden und rauchte eine dicke Zigarre. Ein nettes Foto, wenn nicht die Zielscheibe aus zerlaufender roter Tinte gewesen wäre. Den Mittelpunkt bildete sein Herz.
Decker grinste. Plötzlich waren die Ereignisse des Tages klar. Besser hätte er es gar nicht planen können.
Malcolm brüllte schon wieder.
»Bringt die beiden in getrennten Wagen weg«, sagte Decker, »getrennte Einlieferung, getrennte Zellen, getrennte Anwälte. Kein Kontakt, kein Austausch. Und vergeßt nicht: den Paraffintest.«
»Willst du den Scheißer oder willst du den Schreier?« fragte Marc.
»Ich nehme den Scheißer«, entschied sich Condor.
»Wenn du die Abdrücke genommen hast, gib ihm ein paar Knastklamotten und sieh zu, daß er sich saubermacht. Er soll wenigstens einen Rest Würde behalten«, ordnete Decker an.
36
Diese schlauen Kerlchen! Alle verlangten als erstes nach einem Anwalt.
Klar, Mann, kein Problem. Aber erst wirst du fotografiert.
Die Polizeiwache hatte sich in einen Hexenkessel verwandelt. Einundzwanzig Verhaftete. Berge von Drogen mußten als Beweismittel aufgenommen werden. Die Waffen wurden gesondert erfaßt. Ein Riesenfang – Kinder aus den besten Familien. Die Drogenfahnder waren im siebenten Himmel. Die Eltern tobten. Decker behielt inmitten des Tumults die Ruhe und machte seine Arbeit.
Da die Wache von Devonshire nicht annähernd genug Zellen besaß, wurden die Verhafteten sofort ins Gefängnis Van Nuys überstellt. Es war schon ein Uhr nachts, als Decker dazu kam, sich Malcolm Carey vorzunehmen. Marge brachte er als Assistentin mit.
Malcolm Carey hatte sich beruhigt und lümmelte entspannt rauchend auf einem Stuhl, schon in Gefängniskluft. Flächiges Gesicht, spärlicher Bartwuchs, hohe Stirn, kantiges Kinn, dünne geschwungene Augenbrauen, mattbraunes, kurz geschorenes Haar, stumpfblaue Augen, die noch nicht allen Ausdruck verloren hatten. Das würde erst später passieren – wie bei den anderen Knastbrüdern.
Da Carey volljährig war, wurden seine Eltern vom Verhör ausgeschlossen. Aber Daddy hatte seine besten Wünsche in Gestalt von Rupert Flame geschickt – ein namhafter Strafverteidiger, dessen Friseurkosten wahrscheinlich Deckers Monatsgehalt überstiegen. Er war über fünfzig, mittelgroß, grauhaarig, dunkeläugig, sein rotes Gesicht glänzte wie frisch nach der Rasur. Er trug einen exzellent geschnittenen Zweireiher.
Decker und Marge setzten sich, wechselten einen Blick, warteten, daß der Anwalt den Anfang machte.
»Er ist noch ein Kind«, sagte Flame.
»Über achtzehn«, korrigierte Marge. »Seit zwei Monaten.«
»Er ist nicht der, den Sie suchen.«
»So? Wen suchen wir denn?«
»Wenn Sie wissen wollen, wer die großen Fische sind, machen Sie mir ein Angebot. Er redet nicht, bevor Sie was bieten.«
»Wissen Sie denn, was gegen Ihren Mandanten vorliegt, Mr. Flame?« fragte Decker.
»Ich weiß, was Sie haben.«
»Bis jetzt liegt folgendes gegen ihn vor: Versuchter Polizistenmord in zwei Fällen …«
»Mann, ich dachte doch, das wär’n Raubüberfall!« redete Carey dazwischen.
»Wir haben uns eindeutig identifiziert, Malcolm«, sagte Decker.
»Ich hab nichts gehört«, behauptete er.
»Malcolm, du hast mit einer Halbautomatic durch die Tür des Badezimmers geschossen«, sagte Marge. »Die Paraffinabdrücke beweisen, daß du der Schütze warst.«
»Er war total in Panik, Detective«, sagte Flame. »Er konnte nicht mehr klar denken.«
»Dazu kommen illegale Weitergabe von Drogen in zwanzig Fällen und illegaler Drogenbesitz in fünf Fällen …«
»Die haben mich reingelegt, Mann! Die Bullen haben mir das Zeug in die Tasche gesteckt!« nölte Carey.
»… Widerstand in einem Fall, fahrlässiger Waffengebrauch, ganz zu schweigen vom unerlaubten Waffenbesitz.«
»Niemand mag einen Dealer«, wandte sich Marge an Carey. »Mal … Darf ich dich Mal nennen?«
Carey grinste höhnisch. »Sie können mich Herzchen nennen!«
»Lieutenant, hören Sie«, schaltete sich Flame ein. »Malcolm ist zwar volljährig, aber emotional ist er noch ein Kind, ein dummes Kind …«
»Ein Vollkretin!« rief Carey dazwischen.
»Wenn du deinen Arsch retten willst, dann halt gefälligst die Klappe!« fauchte ihn Flame an.
Zur Überraschung aller
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