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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ich hab nicht geschossen!«
    Seine Worte gingen im Geschrei unter.
    Der andere, der aus dem Fenster hing.
    Beamte versuchten mit aller Kraft, die strampelnden, tretenden Beine zu packen. Tierische Laute, Gegrunz, Geknurr. Schwitzende Polizisten, die an ihm zerrten, als müßten sie einen dicken Fisch an Bord hieven. Inzwischen waren es schon sechs, darunter auch Niels van Gelder, ein Koloß mit Riesenpranken. Alle sechs schrien durcheinander.
    »Hat jemand die Waffe gefunden?« brüllte Niels.
    »Paßt auf die Hände auf!«
    »Keine Kanone?«
    »Langsam, bloß nicht so hastig!«
    »Der krallt sich aber fest!«
    »Hat er was in der Hand?«
    »Ist dunkel, Mann. Wir sehn nichts!«
    »Guckt auf die Hände!«
    »Paßt bloß auf!«
    »Fühl doch mal!«
    »Hast du die Schußweste an, Condor?«
    »Klar doch!«
    Condor war Arnold Myerhoff. Einssiebzig groß, glatzköpfig, seit fünf Jahren beim Drogendezernat von L. A., zehn Jahre Erfahrung in Miami. »Pack doch mal einer den Arm. Ich halt die Beine«, knurrte er.
    »Ich kann nichts sehen!«
    »Paß auf dein Gesicht auf. Und ziehen!«
    »Halt die Arme fest! Die Arme. Hast du ihn?«
    Keine Antwort.
    »Hast du den Arm?«
    »Ja … jetzt hab ich ihn.«
    »Zieh ihn rein!«
    »Der Kerl hat ihn verkantet. Ich will ihm nicht die Gräten brechen …«
    »Einfach ziehen, Marc!«
    Marc Kirby, ein Drogenfahnder mit fünfzehn Dienstjahren auf dem Buckel, zog und zerrte an dem Arm, bis eine leere Faust zum Vorschein kam.
    »Jetzt die andere Hand«, sagte Niels.
    »Durchsuch die Taschen.«
    »Haltet doch mal die eine Hand fest, damit ich die andere kriege.«
    »Verdammt, der Hund will kratzen!«
    »Wickel ihm die Hand ein!«
    »Womit denn?«
    »Dreh sie ihm auf den Rücken.«
    »Hast du den anderen Arm?«
    »Nein.«
    »Jetzt?«
    »Jaaaa, ich hab ihn.«
    »Die Hand, die Hand!«
    Endlich zerrte Marc die zweite leere Faust durch die Fensteröffnung.
    »Alles klar!« rief Condor. »Auf den Boden mit dem Kerl!«
    Ein Gesicht wie ein wildes Tier. Der Mund ein klaffendes Gebiß.
    »Paßt auf, er beißt«, brüllte Decker.
    Marc zog den Kopf weg, umklammerte fluchend Malcolms muskulösen Hals. Malcolm wand sich wie eine Schlange, bäumte sich auf, hieb und trat wahllos um sich. Doch gegen die sechs Beamten hatte er keine Chance. Sein ohrenbetäubendes Gebrüll dröhnte durchs Haus, als sie ihn zu Boden zwangen.
    Dann war es vorbei, er lag in Handschellen und rührte sich nicht mehr.
    »He, Malcolm«, sagte Decker. »Warum so stürmisch?«
    Ein markerschütternder Schrei war die Antwort.
    »Wer liefert sie ein?« fragte Decker.
    »Ich«, erwiderte Condor.
    »Arnie, mach unbedingt den Paraffintest, bevor sie sich die Hände waschen können. Ich will wissen, wer geschossen hat.«
    »Wo ist die Waffe?«
    »Hat das Arschloch wahrscheinlich rausgeworfen.«
    Plötzlich stank es im engen Badezimmer. Decker blickte hinter sich und sah, daß Sean Amos in die Hose geschissen hatte.
    »Wer spielt den Klempner und greift ins Klo?« fragte Niels.
    »Gayola ist dran«, meinte Marc.
    Gayola Weyman war einsachtzig groß und ein Karate-As. Sie zog lange Gummihandschuhe an. Malcolm schrie erneut.
    »Kann dem mal einer das Maul stopfen?«
    »Mann, hier stinkt’s aber!« stöhnte Condor.
    Marge sagte zu Decker: »Ich geh mal die Waffe suchen. Vielleicht hat er sie in den Garten geworfen, als er da hing.«
    Marc durchsuchte Malcolms Taschen. »Ein nettes Päckchen Koks. Nein, zwei davon.«
    Gayola stöhnte. »Mann, das Klo ist aber verstopft!«
    »Die haben den ganzen Scheiß reingeschmissen. Paß auf, könnten auch Spritzen drin sein. Hast du zwei Paar an?«
    »Ja, hab ich.« Gayola schob die Hand um die Biegung und holte die erste Ladung heraus. Ein paar Päckchen kristallines Kokain, Tütchen mit einer milchigen Flüssigkeit – durchnäßtes Pulver. Der zweite Tauchgang brachte ein paar sich auflösende Pillen und zerknülltes Papier.
    »Was soll denn das sein?« fragte sie.
    »Zeig her«, sagte Decker.
    Gayola reichte ihm ein Bündel geknautschter, triefnasser Fotos und einen Zettel.
    Decker strich die Fotos glatt. Ein Gesicht, das er kannte. Er brauchte einen Moment, bis ihm der Name dazu einfiel.
    Wade Anthony.
    »Was zum Teufel?« Decker nahm sich den Zettel vor, überflog den Inhalt. Es schien eine Liste zu sein, eine Art Tagesplan.
    1. Acht Uhr, steht auf, zieht sich an, frühstückt, liest Zeitung.
    2. Zehn bis vierzehn Uhr: Tennistraining. Darunter eine Adresse. Eine Vier, eine Sieben, dann eine Fünf

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