Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Hakallah heißt: Wie tanzt man vor einer Braut?«, erklärte Sammy. »Es gibt tatsächlich Regeln, wie man sich vor einer Braut verhält … wie man sie auf die Hochzeit vorbereitet, was man zum Bräutigam sagt.«
»Die einzige gute Tat, die Isebel je vollbracht hat, war das Tanzen mit frohem Herzen vor einer Braut. Also hat Gott ihre Hände und Füße verschont.«
Decker nickte, doch plötzlich prustete er los und wurde rot vor Lachen.
»Was ist?« fragte Rina.
»Nichts!«
»Na klar! Sonst würdest du nicht so kichern!« rief Sammy.
»Komm schon, Dad! Sonst lachst du doch auch nicht so. Sag schon!« drängte Jacob.
»Nein, dann krieg ich Ärger mit eurer Mutter.« Decker blickte Rina an.
»Bitte, Ima«, sagte Sammy. »Hör einfach mal weg.«
»Ich bin nicht seine Mutter«, sagte Rina. »Er kann sagen, was ihm paßt. Und das tut er oft genug.«
Decker wurde ziegelrot. »Na ja, ich habe nur überlegt, was von einem Mann übrig geblieben wäre, wenn seine einzige gute Tat gewesen wäre – fruchtbar zu sein und sich zu mehren.«
Die Jungen blökten lauthals los.
Rina verbiß sich ein Lächeln. »Redet man so am Sabbat?«
»Du hast mich dazu gebracht!« sagte Decker.
»Ich nahm an, du würdest was Geschmackvolles sagen.«
Sammy kicherte. »Das war eben der Irrtum.«
Jacob hatte Tränen in den Augen. »Ima, du mußt zugeben, daß es eine witzige Vorstellung ist.«
Sie stand auf.
»He, Rina, wo willst du hin?« fragte Decker.
»Nach Hannah sehen. Ich bin gleich zurück.« Sie überließ die Männer ihrem infantilen Humor. Sowie sie draußen war, brach auch sie in Gelächter aus.
22
Sie wählte und verwarf eine Garderobe nach der anderen. Zu den verschmähten zählte das braune Kostüm für ernste Anlässe, das rote Kleid Marke »Vamp« und der geblümte, knöchellange Sarong im »Boheme-Look«. Am Ende beschloß Rina, sich treu zu bleiben, und zog einen schwarzen, langärmligen Pulli über einen weiten schwarzen Rock, der ihre Knie bedeckte. Ihr hüftlanges schwarzes Haar band sie in ein schwarzes Haarnetz, das ihr bis zu den Schultern reichte. Darüber zog sie ein schwarzes Seidentuch mit einer Goldborte, die ihren Kopf schmückte wie ein Diadem. Sie legte nur ein wenig Rouge auf, und an den Ohren glänzte je eine Perle.
Sie betrat das Polizeigebäude und suchte nach dem Konferenzzimmer. Ein großer Sitzungstisch, umgeben von Klappstühlen. Alle Blicke richteten sich auf sie. Sie nickte Peter zu, Peter nickte zurück.
Drei weitere Männer in dunklen Anzügen waren da. Rina erkannte Strapp, nickte auch ihm zu. Eine Frau saß am Tisch. Sie hatte kurzes dunkles Haar und musterte sie streng mit ihren braunen Augen. Ein tadelnder Blick, fand Rina und wollte schon wegschauen, doch dann erwiderte sie den Blick und lächelte. Im Reflex lächelte die Frau zurück – nur ein wenig, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt.
Strapp bat Rina, Platz zu nehmen, stellte sie vor. Der erste war Jack Nickerson, der Verteidiger vom Schutzverband für Polizeibedienstete. Peters Anwalt sozusagen. Er war in den Vierzigern, kräftig gebaut. Kantiges Gesicht, breite Schultern und ein Bauch. Er trug die Jacke offen, seine Krawatte war zu kurz für die beachtliche Wölbung. Ein Football-Spieler, der in die Jahre gekommen war.
Der jüngere Anzugträger und die Frau kamen von der Abteilung Inneres – James Hayden und Catherine Bell. Beide wirkten wie Mitte Dreißig und waren modischer gekleidet. Der Mann trug einen Einreiher, die Frau eine zweireihige Jacke und eine maßgeschneiderte Hose, gerades Bein mit Schlitz am Knöchel.
Rina saß ein wenig von den anderen entfernt, am hinteren Ende des Konferenztischs. Sie stellte ihre Tasche neben sich auf den Boden und legte die Hände locker in den Schoß. Sie saß aufrecht, aber nicht steif. Ihrem wachsamen Blick entging nichts.
Peter, Nickerson und Strapp saßen an der Längsseite des Tisches, Hayden stand hinter Peter, Catherine Bell stand ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Tisches. Strapp teilte den anderen mit, daß er Rina gebeten hatte, zur Verhandlung zu kommen, und fragte, ob es irgendwelche Einwände gebe.
Es gab keine, die Sitzung begann. Die Videokamera wurde auf Peter gerichtet, seine Personalien wurden aufgenommen, dann der Gegenstand der Verhandlung. Alle Teilnehmer standen unter Eid. Hayden verlas die Beschuldigungen, die Jeanine gegen Decker erhob. Er und die Frau, Catherine Bell, wollten mit den Fragen beginnen, da meldete sich Nickerson zu
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