Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
noch andere Vorwürfe gegen Sie erhoben?«
»Nein.«
»Sie sagten, Sie sind seit fünfundzwanzig Jahren Polizeibeamter«, wiederholte Catherine Bell.
»Ja.«
»Und seit zwanzig Jahren beim LAPD.«
»Ja.«
Hayden setzte sich und schob sich dicht an Decker heran. »In welchen Dienststellen waren Sie sonst noch tätig?«
»In was für welchen Dienststellen ich sonst noch tätig war?«
»Decker!« ermahnte ihn Strapp.
Auch Rina warf ihm einen Reiß-dich-zusammen-Blick zu. Trotzdem bewunderte sie seinen Mut. Die Befrager waren Idioten. Aber sie zu verprellen, wäre nicht gut. Hayden schob sich noch näher an Decker heran, er wartete auf eine Antwort.
Decker blieb gelassen. »Ich war bei der Polizei in Gainesville und in Miami beschäftigt. Ich habe drei Jahre im Normaldienst gearbeitet, zwei Jahre als Zivilbeamter bei der Drogenfahndung, drei Jahre als Ermittler für Sexualstraftaten.«
Catherine Bell beäugte ihn intensiv. »Wurden gegen Sie irgendwelche Beschuldigungen erhoben, als Sie bei der Polizei in Gainesville waren?«
Decker zögerte. »Da muß ich erst überlegen … «
»Es ist eine einfache Frage, Lieutenant«, Catherine Beils Stimme klang schneidend. »Ja oder nein.«
»Es ist eine Weile her.« Decker blieb ruhig. »In meinem ersten Jahr als Streifenpolizist wurde eine Beschwerde gegen mich erhoben, aber sofort wieder fallen gelassen … «
»Welcher Art waren die Vorwürfe?« fragte Hayden.
»Der Vorwurf- im Singular bitte – lautete auf Mißhandlung.«
»Sie sind also schon zweimal wegen Mißhandlung belangt worden!«
Nickerson ging dazwischen. »Sergeant Hayden, darf ich Sie erinnern, daß die Beschuldigungen gegen meinen Klienten als Beamten des LAPD als unbegründet zurückgewiesen wurde. Und ›Unbegründet‹ bedeutet, daß … «
»Ich weiß, was ›Unbegründet‹ bedeutet!«
»Warum wurden die Vorwürfe, die in Gainesville gegen Sie erhoben wurde, fallen gelassen?« fragte Catherine Bell.
»Es war eine Beschwerde.« Decker lächelte kurz. »Ich weiß nicht, wie sie zustande kam, ich weiß auch nicht, warum sie zurückgezogen wurde.«
Hayden berührte seine Schulter. »Was ist denn so komisch, Lieutenant? Sie haben gelacht. Darf ich Sie erinnern, daß Sie noch unter Eid stehen?«
»Ich bin mir dessen bewußt.«
»Und Sie bleiben dabei, daß Sie nicht wissen, warum die Beschuldigungen gegen Sie erhoben wurden?«
»Ich vermute, daß die Beschwerde von einem der vielen Demonstranten stammte, die ich während einer der vielen Demos gegen den Vietnamkrieg verhaftet habe.«
»Waren Sie im Vietnamkrieg?« fragte Hayden.
»Ja.«
»Hat Sie zur Raserei gebracht, daß Ihnen dieses Gesocks ins Gesicht gespuckt hat, was?«
Nickerson schnitt Decker das Wort ab. »Können wir bitte mit der Befragung zu den Vorwürfen fortfahren?«
»Sie wissen also nicht, wer die Beschwerde eingereicht hat?« beharrte Hayden.
»Sergeant Hayden!« ging Nickerson wieder dazwischen. »Lieutenant Decker ist nicht hier, um Fragen nach einem Vorfall zu beantworten, der seit über zwanzig Jahren geklärt ist.«
»Er hat nicht gesagt, daß der Vorfall geklärt wurde.«
»Er sagte, daß die Beschwerde fallen gelassen wurde.«
»Das heißt nicht, daß sie geklärt wurde. So wie es aussieht, könnte er die beschwerdeführende Person genauso belästigt haben, wie er Jeanine Garrison belästigt hat.«
»Angeblich belästigt hat«, korrigierte Nickerson. »Da wir einmal dabei sind, warum fragen Sie nicht nach den Beschuldigungen, die hier zur Verhandlung stehen?« Er wandte sich an Decker. »Die Beschuldigungen wurden verlesen, Lieutenant. Möchten Sie sich dazu äußern?«
»Ja.«
Es wurde still im Raum.
Catherine Bell nickte. Ohne Eile und auf seine Notizen gestützt, gab Decker sein Gespräch mit Jeanine Garrison wieder. Rina war beeindruckt von seiner klaren und einfachen Sprache. Dem Bericht folgten neue Fragen – Fragen zu Jeanines Anschuldigungen, Verfahrensfragen. Dann wurde es, wie erwartet, persönlich.
»Jeanine Garrison ist eine attraktive Frau«, sagte Hayden.
Decker blieb stumm.
»Haben Sie mich gehört, Lieutenant?«
»Ja, Sergeant. Sie haben etwas festgestellt und nicht gefragt.«
»Stimmen Sie mit dieser Feststellung überein?«
»Ja.«
»Haben Sie bemerkt, daß sie eine attraktive Frau ist, als Sie mit ihr zusammentrafen?«
»Ja.«
»Fanden Sie sie schön?«
»Mir fiel auf, daß sie gut aussah … «
»Beantworten Sie meine Frage, Sir.«
Decker zuckte ein wenig zurück. »Ja.
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