Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

befreundet.«
    »Halten Sie es für möglich, dass Bob und Venus ein Paar sind?«
    Europa dachte darüber nach. »Vielleicht. Aber ich glaube nicht. Jilliam war nie sonderlich an Sex interessiert. Als ich sie kannte, war sie auf der Suche nach Spiritualität. Aber für Bob spielt Sex eine große Rolle.«
    »Obwohl er nicht gut im Bett war«, warf Webster ein.
    »Zumindest mit mir nicht.«
    »Ohne zu explizit zu werden, können Sie uns sagen, warum er nicht gut war?«, wollte Martinez wissen.
    »Ich kann gerne explizit werden. Das macht mir nichts aus.« Sie zuckte die Schultern. »Sein Glied wurde nie ganz steif. Was ich seltsam fand, den er kam stets zum Erguss, auch wenn seine Flagge auf Halbmast war. Es war nicht sehr befriedigend.«
    »Kann ich mir denken«, meinte Webster.
    »Warum, glauben Sie, hat er Geld unterschlagen?«, fragte Webster. »War er arm?«
    »Nein. Außerdem ist an der Southwest Geld nicht so entscheidend. Man muss was im Hirn haben, um anerkannt zu werden. Meine Meinung? Er hat’s wegen des Kicks getan.«
    Sie lehnte sich zurück.
    »Ich hab ihn ein paar Mal in der Mensa seine Nummer mit dem Wechselgeld abziehen sehen. Er zwinkerte mir immer dabei zu. Aus irgendeinem Grund hab ich auf seine Hose geschaut. Er hatte einen Ständer. Unglaublich, was das Gedächtnis alles speichert. So was fällt einem wieder ein, wenn man nicht daran denkt.«
    Sie schaute zum Fernseher.
    »Hoffentlich ist dieser Albtraum bald vorbei. Zum Orden gehören eine Menge Kinder, auch zwei meiner Halbgeschwister – ein Mädchen und ein Junge. Der Junge ist Venus’ Sohn, das Mädchen stammt von einer anderen Geliebten meines Vaters.«
    »Und Sie haben sie nie kennen gelernt?«, fragte Martinez.
    »Wahrscheinlich hätte ich das arrangieren können. Aber ich wollte nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist alles so verdammt traurig!«
    Websters Pager ertönte. Er schaute auf die Telefonnummer. Zu Martinez gewandt, sagte er: »Der Boss.«
    »Das Telefon steht dort drüben«, sagte Europa.
    Er dankte ihr und rief die Nummer an. Decker hob noch während des ersten Klingelns ab. »Wo seid ihr?«
    »Bei Dr. Ganz …«, erwiderte Webster.
    »Irgendwas erfahren?«
    »Eine ganze Menge. Zum Beispiel, dass Bob von der Southwest geflogen ist.«
    »Überrascht mich nicht. Weiß Europa, ob sein Nachname Ross ist?«
    »Das hat Bob ihr zumindest gesagt.«
    »Die FBI-Computer reagieren nicht auf den Namen.«
    »Sie meint, er stamme aus einer Arbeiterfamilie in New Jersey.«
    »Eine bestimmte Volksgruppe?«
    »Vielleicht.«
    »Ross könnte ein jüdischer Name sein.«
    Webster drehte sich zu Europa um. »Ist Bob vielleicht Jude?«
    »Eher Antisemit. Er war offen neidisch auf eine Menge jüdischer Studenten. Da er aus New York oder Jersey stammt, dachte ich, er sei vielleicht Italiener oder Puertoricaner.«
    »Hast du das mitgekriegt?«, fragte Webster seinen Chef.
    »Ja, hab ich.« Decker dachte an italienische Varianten von Ross – Russo oder Rizzo … der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Er senkte die Stimme. »Ist sie kooperativ?«
    »Sehr.«
    »Gib sie mir mal.« Decker versuchte, mehr Ellbogenfreiheit zu bekommen. Der Bus war klein, und McCarry saß ihm auf der Pelle. Durchs Telefon hörte er: »Hier ist Dr. Ganz.«
    »Danke, dass Sie uns helfen.«
    »Gott, die ganze Sache tut mir so Leid.«
    »Vielleicht können Sie uns noch etwas beantworten. Detective Webster sagt, Sie wissen eine ganze Menge über Bob Ross oder wie immer er heißt.«
    »Das liegt alles fünfzehn, sechzehn Jahre zurück.«
    »Glauben Sie, dass Bob die technischen Kenntnisse besitzt, Bomben zu bauen? Ich meine keinen Kleinkram wie Rohrbomben. Mir geht es um das große, hochexplosive Zeug.«
    »Eine interessante Frage«, sagte Europa. »Ich will es mal so sagen: Der Orden bestand ursprünglich aus enttäuschten Ingenieuren und Wissenschaftlern. Wenn zwei Laien ohne jedes Wissen die Bundesbehörde in Oklahoma City in die Luft jagen konnten, würde es mich nicht überraschen, wenn diese Verrückten eine Atombombe zusammengebastelt hätten.«

27
    Abgeschirmt durch die Autos, entfaltete Special Agent Mc-Carry draußen den ersten von mehreren Bauplänen, die der Orden bei der städtischen Baubehörde eingereicht hatte. Aber er konnte sich nicht auf die Kreise und Linien konzentrieren. Stattdessen starrte er immer wieder zu den düsteren Bunkern hinüber. Was ging da drinnen vor? Mehr noch, warum hatte dieser Dreckskerl nicht noch mal angerufen und Decker