Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
es!«, rief Decker. »Das ist es, verdammt noch mal!«
»Was?«, fragte Martinez.
Decker klatschte in die Hände. »Auf der Leserbriefseite der gestrigen Zeitung war ein vernichtender Brief über Emil Ganz von einem Rizzo oder Russo. Er behauptet, Ganz hätte jeden Teil seiner Forschung von anderen geklaut …«
»Das ist Schwachsinn«, sagte Europa.
»Ich hab dir die Zeitung gegeben, Bert.«
»Sie liegt im Auto. Ich hol sie.«
Europa wurde erregt. »Mein Vater hatte viele negative Eigenschaften, aber ich habe nie gehört, dass ihn jemand des Plagiats beschuldigt hätte.«
»War Bobs Vater Wissenschaftler?«, fragte Decker.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Der Russo/Rizzo aus der Zeitung hat irgendein Import unternehmen für ganzheitliche Medizin.«
»Ach du liebe Güte!«, kreischte Europa. »Bob hat mir etwas von einem Familienunternehmen erzählt.«
»Wenn ich mich recht erinnere, ging es in dem Brief von Russo/Rizzo um Ganz’ wissenschaftliche Aufrichtigkeit«, sagte Decker.
»Ich würde auch gern was dazu sagen«, nuschelte Webster. »Dr. Ganz, Ihrer Meinung nach hat Bob einen Sponsor gehabt, der für seine Aufnahme an der Southwest gesorgt hat.«
»Ich dachte, vielleicht …«
»Vielleicht war es sein eigener Vater«, schlug Webster vor.
»Wenn Bobs Vater für die Southwest ein wichtiger Mann gewesen wäre, dann wäre Bob nicht rausgeflogen«, entgegnete Europa. »Traurig, aber wahr. Wen man kennt, das zählt.«
»Und was ist, wenn der Plagiatsvorwurf stimmt?«, fragte Webster.
»Das ist Blödsinn.«
»Wenn es aber doch stimmt, hat die Southwest Bob vielleicht nur aufgenommen, um seinen Vater zum Schweigen zu bringen«, spann Webster den Faden weiter. »Schließlich war Ganz ihr Stolz und ihr Aushängeschild.«
»Zu der Zeit nicht mehr«, widersprach Europa. »Da war er bereits eine lächerliche Gestalt.«
»Aber denken Sie daran, wie schlecht die Universität dagestanden hätte, wenn ihr hoch gelobter Professor seine Forschungsergebnisse geklaut hätte«, gab Decker zu bedenken. »Einen unehrlichen Wissenschaftler zu unterstützen, schadet einem Ruf viel mehr, als einen Verrückten zu unterstützen.«
»Ich weiß nicht, warum wir mit dieser Sache unsere Zeit verschwenden«, knurrte McCarry. »Dieser Bastard Bob hat noch nicht mal zurückgerufen.«
»Das wundert mich nicht«, sagte Europa. »Bob liebt Spiele.«
»Sie glauben, er betrachtet das Ganze als Spiel?«, fragte McCarry ungläubig.
»Zweifellos.«
McCarry spuckte auf den Boden. »Es gibt so viele Geiseldramen. Aber ich muss immer die Psychos kriegen.«
»Viele Verbrecher sind Psychos«, hielt ihm Decker vor.
»ja, aber die meisten Psychos sind Dummköpfe – niedriger IQ mit Lernproblemen. Bob passt nicht in diese Kategorie. Selbst unter den Anführern, die meist ein bisschen mehr auf dem Kasten haben, wäre Bob vermutlich einer der cleversten. Außerdem kann er Bomben bauen.« Er wandte sich an Europa. »Hab ich Recht?«
»Bob ist sehr intelligent.«
»Ted Kaczenski mit einer Armee von Zombies.« McCarry seufzte. »Ein Geiseldrama mit einem Haufen Kinder und ein paranoider, aber intelligenter Anführer. Wir stecken tief in der Tinte.«
»Er wartet darauf, dass Sie etwas unternehmen«, sagte Europa. »Lassen Sie ihn warten. Denn jedes Mal, wenn Sie etwas unternehmen, kann er ein bisschen in Ihre Karten sehen. Das ist eine Tatsache. Wenn Sie Bob beschäftigt halten wollen, dann liefern Sie ihm Spiele, keinen Krieg. Er ist nicht an roher Gewalt interessiert, sondern an Raffinesse.«
»Ich dachte, Sie kennen diesen Kerl kaum«, sagte Mc-Carry.
»Ich kenne ihn nicht per se«, erwiderte Europa. »Aber ich kenne Spieler. Die Southwest ist voll davon. Sehen Sie, Special Agent McCarry, Sie denken wie die meisten Militärs – oder Paramilitärs, wenn Sie wollen – in Begriffen von einem Zwei-Personen-Nullsummen-Spiel. Was bedeutet, dass einer verlieren muss. Und Verlieren bedeutet in diesem Fall hoch verlieren. Statt an Gewinnen/Verlieren zu denken, sollten Sie an eine Gewinnen/Gewinnen-Situation denken – der Nash-Equilibiriumpunkt –, bei der alle Beteiligten in optimaler Position sind …«
»Wovon zum Teufel reden Sie?«, fauchte McCarry Europa seufzte tief auf, als sei es eine Bürde, mit dem minderbemittelten, mathematisch ahnungslosen Teil der Bevölkerung sprechen zu müssen. »Unternehmen Sie nichts, bis Ihre Chancen gut stehen.«
McCarrys Handy klingelte. Er zog es heraus, drehte der Gruppe den Rücken zu und sprach
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