Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Decker.
Keine Reaktion.
»Beunruhigt Sie das?«, fragte Decker.
»Tja, ich weiß nicht«, entgegnete Ceese. »Ich kenne Lyra nicht. Und mit Maureen habe ich seit Jahren nicht mehr gesprochen.«
»Wissen Sie, wo Ihre Tochter und Enkeltochter leben?«
»O ja«, antwortete Ceese. »In irgendeiner Hippie-Kommune im West San Fernando Valley.« Sie seufzte. »Schon seit einer ganzen Weile, oder?«
»Seit etwa neun Jahren.«
»Ich bin froh, dass sie eine gewisse Stabilität gefunden hat.« Nach kurzer Pause fragte sie: »Hat sie noch mehr Kinder?«
»Äh, nein, ich glaube nicht.«
»Die kleine Schwarze … ist also ihr einziges?«
»Lyra, ja. Ich glaube schon.«
»Und die wird vermisst?«
»Ja. Ihr Name ist Lyra. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
»Ich?« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Locken, steif vor Haarspray, machten die Bewegung nicht mit. »Wie kommen Sie darauf?«
Decker räusperte sich. »Sie haben nicht an die Kommune geschrieben und das Sorgerecht für Lyra gefordert?«
Ceese sah ihn entsetzt an. »Warum sollte ich?«
Ia, warum. »Sie ist schließlich Ihr Enkelkind.«
Ceese starrte ihn an. »Haben Sie Kinder, Lieutenant?«
»Ja.«
»Mehr als eins?«
»Ja.«
»Dann wissen Sie, wie unterschiedlich Kinder sein können.«
»Natürlich.«
»Ich habe drei Töchter großgezogen, Lieutenant. Mo war die jüngste. Vom Tag ihrer Geburt an wurde ich nicht mit ihr fertig. Als sie älter war, wurde es noch schlimmer – sie war aufsässig und frech. Sie rauchte, trank, schlief in der Gegend herum, hauptsächlich mit schwarzen Jungs. Sie nahm Drogen, die ihr das Hirn zerstörten. Sie wurde sehr seltsam. Trotzdem hab ich sie nicht im Stich gelassen, Lieutenant. Ich hab’s versucht! Ich hab’s wirklich versucht!«
Ihr Gesicht zeigte Entschlossenheit.
»Ich hab sie zur Drogentherapie gebracht, nicht nur einmal, sondern zweimal!« Sie hielt zwei Finger hoch. »Zweimal! Und wie hat sie es mir vergolten? Sie entzog sich jeder Verantwortung, beschimpfte ihren Vater und mich am Telefon aufs Obszönste. Und dann hatte sie die Frechheit, hier aufzutauchen – an unserer Haustür – und um Geld zu bitten, hielt uns dieses kleine schwarze Baby hin, wollte unser Mitleid wecken. Tja, aber sie hat nichts bekommen. Sie war dreckig … stank. Ich hab sie nicht ins Haus gelassen!«
Ceese verzog angewidert das Gesicht.
»Als diese Hippie-Kommune sie aufnahm, war ich dankbar, obwohl mein Mann und ich wussten, dass es nur ein Trick war, um an ihr Geld zu kommen.«
»Maureen hat Geld?«
»Sie hatte Geld. Die Hippie-Kommune hat es ihr bestimmt längst abgenommen. Gott sei Dank ist mein Vater tot. Es hätte ihn umgebracht, wenn er erfahren hätte, was mit dem Treuhandfonds passiert ist, den er für sie eingerichtet hat.«
»Maureen besaß einen Treuhandfonds?«
»Ja.«
»Darf ich fragen, wie hoch der war?«
»Sehr hoch. Über hunderttausend Dollar. Das meiste hat sie bestimmt für Drogen verschleudert. Aber ich wette, es war noch ein bisschen für die Hippie-Kommune übrig. Warum hätten die sie sonst aufgenommen? Diese Sekten sind doch nur hinter Geld her.«
Decker rieb sich die Augen. »Und Sie hatten keinen Kontakt zu Maureen, Mrs. Farrander?«
»Ceese, bitte! Nein. Weder zu ihr noch zu dem Kind.«
Die Tür öffnete sich. Ein untersetzter älterer Mann schlurfte ins Zimmer. Sein Rücken war krumm, seine Schultern gebeugt. Vermutlich Herbert Farrander. Bis auf einen grauen Haarkranz war sein Kopf kahl. Er trug ein weißes Polohemd und eine blaue Sergehose und betrachtete Decker aus wässrigen, vom Smog geröteten Augen.
Ceese erhob sich. »Herbert, das ist Lieutenant Decker vom LAPD.«
»LAPD?« Herberts Stimme zitterte. »Was macht das LAPD hier draußen?«
»Es geht um Ihre Tochter Mo.«
»Die?« Herbert verzog das Gesicht und winkte ab. »Ich will’s gar nicht wissen.« Er wandte sich an seine Frau. »Wollen wir mit den Harringtons essen gehen?«
»Wo?«, fragte Ceese. »Im Club?«
»Sie hatten an das Grillway gedacht.«
»Das wäre mal eine Abwechslung.«
Herbert warf Decker einen Blick zu. »Sind Sie immer noch da?«
»Herbert!«, rügte Ceese. »Sei höflich.«
»Nicht, wenn es um Maureen geht.« Er ließ sich in einen Sessel sinken. »Was hat sie angestellt?«
Decker sah ihn an. »Gar nichts. Maureens Tochter wird vermisst. Ihr Enkelkind.«
»Dieses schwarze Baby ist nicht mit mir verwandt«, verkündete Herbert. »Ich wünsche dem Kind nichts Böses. Aber lassen Sie mich da
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