Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
sichergehen, dass sich Andromeda und das Mädchen nicht da oben verstecken.«
»Warum sollten sie das tun?«
»Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass Deck gern alles geklärt haben will. Momentan ist die Farm noch ein Fragezeichen. Er will sicher sein.«
Marge schaute aus dem Seitenfenster. Nur noch Schatten und dunklere Flecken waren auszumachen. »Wie lange noch?«
»Warum? Musst du auf den Topf?«
»Könntest du einfach meine Frage beantworten?«
»Halbe Stunde, schätze ich.«
»Vielen Dank.«
Schweigen.
Oliver stellte das Radio an. »Magst du Country-Musik?«
»Hier kriegen wir doch sowieso nichts anderes rein.«
»Ich mag Country.« Er suchte, bis er Shania Twain fand, die herzerweichend von einer lange verlorenen Liebe sang.
»Hast du die schon mal gesehen? Ist ’ne echte Nummer. Sie und die Dixie Chicks. Mann, das sind vielleicht heiße Puppen.«
»Die Dixie Chicks?«
»Die heißen wirklich so.«
»Die Dixie Chicks«, wiederholte Marge. »Frauen als ›Chicks‹ zu bezeichnen, war mal eine Beleidigung. Was ist nur aus dem Feminismus geworden?«
»Sieh’s mal von der Seite, Marge«, sagte Oliver. »Dixie Chicks ist ein besserer Name für eine Band als Hairy Armpits.«
Sie funkelte ihn an. »Hatte ich dich gerade zum Konzert eingeladen?«
»Hast du.«
»Muss ein Anfall von geistiger Umnachtung gewesen sein.«
»Oder geistiger Klarheit. Ich halte dich auf Trab. Mal ehrlich, Dunn: Jeder Kerl, mit dem du ausgehst, sieht besser aus als ich.«
Da weit und breit kein Licht brannte, war es stockfinster. Oliver, der angestrengt nach der Einfahrt Ausschau hielt, fuhr im Kriechtempo und wirbelte auf dem unbefestigten Feldweg dicke Staubwolken auf.
»Jemand hätte mir sagen sollen, dass ich einen Geländewagen brauche«, grummelte er.
»Daran hätten Sie denken sollen, bevor Ihr Chef mich hier rauszerrte«, gab Pluto zurück. »Was bezwecken Sie eigentlich mit diesem Trip?«
»Lieutenant Decker will diese Drohbriefe ausfindig machen.« Leise fügte Marge hinzu: »Falls es sie je gegeben hat.«
»Warum sollten wir das erfinden?«, fragte Pluto.
»Damit Sie jemandem die Schuld für Andromedas Verschwinden in die Schuhe schieben können.«
Pluto wurde wütend. »Andromeda war keine Gefangene.
Sie hätte jederzeit gehen können. Muss ich Sie daran erinnern, dass auch Lyra vermisst wird? Warum sollte ein kleines Mädchen aus freien Stücken verschwinden?«
Darauf wusste Marge keine Antwort.
»Ich mache mir schreckliche Sorgen um die beiden«, sagte Pluto. »Diesmal ist Asnikov wirklich zu weit gegangen. Wenn ihm Andromeda in die Quere gekommen ist … na ja, sagen wir mal, Leute wie Asnikov werden unberechenbar, wenn sich ihnen jemand in den Weg stellt.«
Keiner sagte etwas. Pluto seufzte. »Sie müssen langsamer fahren. Die Einfahrt ist schwer zu sehen. Wir sind fast da. Links, bei der verkrüppelten Eiche. Da!«
Oliver fuhr noch langsamer. Das einzige, was er sehen konnte, war eine schmale, holprige Wagenspur. Er riss das Steuer scharf herum, und der Wagen pflügte durch eine Schicht loser Federn. »Himmel!«
»Fahren Sie weiter.«
»Wie weit noch?«
»Noch zehn Meter. Da können Sie parken.«
Oliver kroch zu der angegebenen Stelle, hielt und stellte den Motor ab. Selbst durch die geschlossenen Fenster war lautes Hühnergegacker zu hören. Er öffnete die Wagentür und trat in einen Haufen dreckiger Federn. Es roch nach Hühnerkot und Staub. »Mann, sind die laut. Schlafen die nie?«
»Das künstliche Licht hält sie wach. Regt die Eiablage an.« Pluto klopfte sich den Staub von seinem schwarzen T-Shirt und den Jeans. Für die Fahrt hatte er die purpurfarbene Weste und das blaue Gewand abgelegt. »Wir machen gegen zwölf das Licht aus. Dann werden sie ruhiger.«
Marge stieg aus und verzog das Gesicht. »Wie kann man bei dem Lärm überhaupt schlafen? Beschweren sich die Nachbarn nicht?«
»Welche Nachbarn?« Pluto ging mit schnellen Schritten auf einen dunklen Fleck zu. »Bringen wir diesen Schwachsinn hinter uns.«
Olivers frisch geputzte schwarze Schuhe waren nach wenigen Schritten völlig verdreckt. »Seit wann hat der Orden die Farm?«
»Etwa acht Jahre.«
»Ganz schön lange. Bringt sie Profit?«
»Profit ist immateriell. Sie versorgt den Orden mit Nahrung, macht ihn unabhängig von den Verleumdern der Außenwelt.«
»Haben Sie jemanden, der sich um die Farm kümmert und sie bewacht?«, fragte Marge. »Damit die Hühner nicht gestohlen werden?«
»Das habe ich bereits
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