Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
raus.«
»Trotzdem würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Das dachte ich mir«, sagte Herbert. »Wie wär’s mit einem Gin-Tonic, Ceese?« Zu Decker gewandt: »Und für Sie, Sir?«
»Danke, nichts.«
»Nicht mal ein Bier?«
»Nein, wirklich nicht. Ich möchte nur ein paar Fragen über Ihre Tochter stellen.«
»Dann machen Sie schon.« Herbert war verärgert. Wahrscheinlich war er ohne Drink in der Hand immer verärgert.
»Haben Sie ihr geschrieben, seit sie dem Orden der Ringe Gottes beigetreten ist?«, fragte Decker.
»Hab ich nicht. Ceese auch nicht. Der Anwalt hat geschrieben. Sie wollte immer wieder Geld … aus ihrem Treuhandfonds. Hat Ceese Ihnen von dem Fonds erzählt?«
»Den Ihr Schwiegervater eingerichtet hat?«
»Er wollte seinen Enkelkindern damit die Erbschaftssteuer ersparen. Gut gemeint, aber der Schuss ging nach hinten los. Hat seine Enkel nur faul gemacht.«
»Hier«, sagte Ceese und reichte ihm den Gin-Tonic. »Redest du schlecht über die Toten?«
»Hab nur meine Meinung geäußert, wie verderblich ererbtes Geld ist.« Er nahm einen Schluck. »Ich? Ich habe mir jeden Penny erarbeitet. Wenn Mo dasselbe getan hätte, wäre sie jetzt nicht in dieser miesen Lage. Obwohl ich Mitgefühl für Geisteskranke habe. Waren wir nicht beim Dinner für das Orlando Hospital?«
»Doch.«
»Manche Leute haben Probleme … große Probleme. Aber man muss dagegen angehen und arbeiten. Maureen? Die hat doch nie gewusst, was Arbeit ist.«
»Sie haben also nie versucht, sich mit ihr wegen ihrer Tochter Lyra in Verbindung zu setzen?«
»Nein«, erwiderte Herbert. »Nie.«
Decker war plötzlich müde. »Der Orden behauptet, Sie hätten Drohbriefe geschrieben.«
»Was?« Herbert nahm einen weiteren Schluck, dann noch einen großen. »Das ist eine Ungeheuerlichkeit! Eine Lüge! Dieser Jupiter hat alles durcheinander gebracht.«
»Hast du es denn nicht vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen, Herbert? Jupiter ist tot.«
»Nein«
»Ich schwör’s dir.«
»Das glaube ich nicht! Wie alt war er?«
»Anfang siebzig.«
»Ein junger Mann!«
Decker unterbrach. »Sir, was hat Jupiter durcheinander gebracht?«
Herbert dachte einen Moment nach. »Wir haben nie Briefe geschrieben. Der Anwalt – wie heißt er noch, Ceese?«
»Anthony Ballard.«
»Stimmt. Anthony Ballard. Der hat an den Orden geschrieben. Die haben immer wieder versucht, an Maureens Geld ranzukommen, haben die Treuhänder bedroht. Was nicht funktioniert hat, weil mein Schwiegervater klug genug war, entsprechende Klauseln in die Treuhandfonds seiner Enkelkinder aufzunehmen. Ballard wurde wütend und schrieb ihnen, sie sollten aufhören, sonst würde er rechtliche Schritte einleiten. Dann war Ruhe. Die Sekte ist nicht an das Vermögen herangekommen, aber sie hat Maureens Konto abgeräumt. Und das war nicht gerade klein.«
»Wie viel hatte sie auf dem Konto?«
»Zwanzig-, dreißigtausend.«
»Das heißt, Maureen ist jetzt mittellos?«
»Nein, sie hat immer noch den Fonds. Sie kann nur nicht an das Geld ran ohne den Beweis, dass sie geistig gesund ist. Was bisher nicht der Fall war.«
»Wenn Maureen plötzlich sterben würde, wer bekäme dann das Geld?«
»Es sollte an ihre Geschwister zurückfallen.« Herbert hob den Finger. »Aber wo sie jetzt diese Tochter hat, könnte das Mädchen Anspruch darauf erheben. Was mir allerdings völlig gleichgültig ist. Sollen sich doch die darum streiten. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.«
»Wie viel ist noch in dem Fonds?«
»Fünfzig-, sechzigtausend, nehme ich an.« Er schaute seine Frau an und hielt ihr das leere Glas hin. »Kann ich noch einen haben?«
»Du musst dich zum Essen fertig machen.«
»Noch einen.«
»Du bist ein Tyrann!« Aber Ceese ging mit dem Glas hinaus.
Decker hakte noch einmal nach. »Sie haben also nie den Orden kontaktiert und gedroht, ihnen Lyra wegzunehmen?«
»Wie oft soll ich diese Frage denn noch beantworten?«, protestierte Herbert. »Die Antwort ist nein.« Er nahm seiner Frau das frisch gefüllte Glas ab. Zu Decker sagte er: »Wollen Sie wirklich kein Bier?«
»Nein, wirklich nicht.« Decker stand auf und unterdrückte seinen vielleicht ungerechten Ärger auf die beiden. Mit ihrer selbstgefälligen Art waren die Farranders als Eltern ein Albtraum. Aber sie mussten mit Maureen auch die Hölle durchgemacht haben. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Ich hoffe, Sie finden Lydia«, sagte Ceese.
»Lyra«, korrigierte Decker.
»Wie alt ist sie
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