Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
entschuldigen …« Decker redete in den luftleeren Raum. »Diese Frau hat ein Gigabyte-Gedächtnis, und da drin sind fast nur meine Verfehlungen der letzten neunzehn Jahre gespeichert.«
»Darum geht’s doch«, belehrte ihn Oliver. »Du existierst, damit sie dir sagen kann, was du alles falsch gemacht hast.«
»Das ist weder korrekt noch fair«, sagte Marge. »Und Rina ist ganz bestimmt nicht so. Die Situation war außergewöhnlich.«
»Wir können jetzt das Thema wechseln«, sagte Decker.
Oliver gehorchte. »Was haltet ihr von den Kampfwunden aller Kaffeys? Glaubt ihr, da draußen läuft tatsächlich jemand herum, der die gesamte Familie töten will, oder handelt es sich um eine geheime Absprache?«
Decker warf sich eine Cashewnuss in den Mund. »Wer könnte der Familie etwas antun wollen?«
Oliver bediente sich noch mal beim Schokoladenkuchen. »Was ist mit dem Typ an der Ostküste, der mit dem Greenridge-Projekt konkurriert?«
»Paul Pritchard von Cyclone Inc.« Jetzt nahm sich Decker einen Pfefferminzdrop aus der Bonboniere. »Lee Wang gab mir ein paar Artikel, in denen Pritchard zitiert wird. Er behauptet, sich wegen Greenridge überhaupt keine Sorgen zu machen, und hält das Ganze für eine Riesenblase. Das könnte auch purer Wagemut sein. Aber selbst wenn Pritchard in Sorge wäre, glaubt ihr, er wäre so besorgt, dass er die gesamte Familie auslöscht?«
»Weit hergeholt, doch nicht unmöglich.« Marge griff nach einem weiteren Eiersalat-Häppchen. »Gibt es noch ein erbberechtigtes Familienmitglied, falls der Rest der Familie umgebracht wird?«
Oliver hatte den Mund beim Reden voll Schokoladenkuchen. »Hat nicht Mace auch einen Sohn?«
»Hat er«, sagte Decker, »er heißt Sean.«
»Selbst wenn alle Haupt-Kaffeys tot sind, würde Sean Kaffey nichts erben«, warf Marge ein. »Grant hat kleine Kinder. Und wäre Sean so blöd, sie alle innerhalb von zehn Tagen umzulegen?«
»Es schadet ja nichts, ihn mal genauer unter die Lupe zu nehmen, oder?«, schlug Oliver vor. »Gierige Menschen machen manchmal blöde Sachen.«
»Also gut, überprüfe Sean, aber vergiss dabei nicht die restliche Polizeiarbeit. Wir müssen Gil Kaffey und Antoine Resseur finden.«
Marge zückte ihren Notizblock. »Soll ich das zu meiner persönlichen Mission machen?«
»Wichtigkeitsstufe eins«, sagte Decker. »Finde alles über Antoine Resseur heraus. Grant meinte, die Trennung zwischen Gil und Antoine sei freundschaftlich verlaufen, aber vielleicht stimmt das nicht.«
»Vielleicht war ihre Trennung inszeniert, um Resseur aus der Schusslinie zu halten, während Gil den Rest der Familie erledigt. Es kommt mir immer noch komisch vor, dass derjenige, der Guy und Gilliam in ihre Einzelteile zerlegt hat, sich nicht bei Gil dieselbe Mühe gemacht hat.«
»Ich stimme dir zu.« Decker schnappte sich eine Handvoll Nüsse. »Aber sollte Gil die Morde in Auftrag gegeben haben, kann er nicht bei der Schießerei dabei gewesen sein, das ist uns doch klar.«
Alle nickten.
»Ach, wir hatten heute übrigens auch gute Nachrichten«, sagte Decker. »Sheriff T aus Ponceville hat uns endlich via FedEx Kopien von Rondo Martins Fingerabdrücken geschickt. Wir haben einen passenden blutigen Abdruck am Tatort gefunden.« Zwischen begeistertem Händeklatschen fuhr Decker fort: »Jetzt können wir beweisen, dass Rondo Martin dort war. Wir müssen ihn nur noch auftreiben.«
»Ich notiere mir das unter Wichtigkeitsstufe zwei«, sagte Oliver.
Decker grinste. »Dann kommt jetzt Nummer drei. Brett Harriman hat Alejandro Brands Stimme als eine der Stimmen identifiziert, die er im Gerichtsgebäude gehört hat. Leider reicht das nicht aus, um Brand wegen Mordes anzuklagen.«
»Glaubst du, er war’s?«, fragte Marge.
»Er weiß etwas.« Decker schaufelte sich die Nüsse in den Mund. »Foothill hat Brand wegen Meth-Herstellung verhaftet, daher habe ich Kopien seiner Fingerabdrücke. In unserem System ist er nicht, und es gibt keine Übereinstimmung mit den unbekannten am Tatort.«
»Saublöder Mist«, brummelte Oliver.
»Es wäre wohl zu einfach gewesen«, sagte Decker. »Brand sitzt im Gefängnis und geht so schnell nirgendwo mehr hin. Ich würde ihm gerne eine Karotte mit Strafverminderung vor der Nase baumeln lassen, damit er über den Auftrag redet.«
»Und du glaubst immer noch, dass Harrimans Informationen zuverlässig sind?«
»Er hat Alejandro Brands Stimme identifiziert, nachdem er zwei andere Bänder zurückgewiesen hatte. Außerdem hat
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