Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
und ab zu wackeln. »Wir haben ein paar Kumpels aus der Gegend getroffen.«
»Wo?«
»Irgendwo da …«
»Wo genau?«
»Pacoima.« Er nannte eine Ecke. »Hingen einfach so rum.«
»Was heißt das – rumhängen? Etwas genauer, bitte.«
»Na ja …«
»Auf der Suche nach Dope?«
Schweigen.
»Sie stecken wegen Drogenherstellung schon in Schwierigkeiten, Alex. Ein paar Pillen mehr oder weniger machen den Kohl auch nicht mehr fett.«
»Keine große Sache.« Die Beine wackelten in Höchstgeschwindigkeit. »Nur’n bisschen Gras.«
»Wollten Sie es rauchen oder verkaufen?«
»Wieso stellen Sie mir so Fragen, wenn Sie nicht von der Drogenfahndung sind?«
»Ich versuche, mir ein Bild zu machen. Wollten Sie es rauchen oder verkaufen?«
Brand sprach jetzt Englisch, so als wolle er seiner Darstellung mehr Gewicht verleihen. »Nur’n bisschen Gras.«
Decker antwortete ebenfalls auf Englisch. »Das sagten Sie bereits.«
»Eine Million Leute haben mich da nachts gesehen.«
»Eine Million Leute?«
»Nicht ’ne Million, aber Sie wissen schon … ich war die ganze Nacht da. Die Leute haben mich gesehen. Ich hab die Leute gesehen. Ich hab kein umgebracht.«
»Wissen Sie, Alex, ich selbst kann mich noch nicht mal daran erinnern, was ich vor ein paar Tagen zu Abend gegessen habe.« Decker fixierte ihn mit seinem Blick. »Wie wollen Sie sich an etwas vor einer Woche erinnern – und zwar so detailliert?«
»Die Morde gaben ne Riesenschlagzeile ab, Mann. Ich hab’s am Tag drauf gehört.«
»Warum sagen Sie mir nicht, was wirklich passiert ist, und dann sehen wir mal, was ich tun kann. Denn ich wette, Sie wussten vor allen anderen, was da schiefgelaufen ist.«
»Ich war nicht dabei, Mann! Wenn einer gesagt hat, dass ich da war, dann ist das totaler Bullshit!«
»Ich glaube Ihnen. Vielleicht waren Sie nicht da, aber eben einige von Ihren Bodega-12-Amigos.«
»Nein.« Er schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
»Jetzt lügen Sie.«
Zurück zum Spanisch. »Ich schwör, ich weiß nichts!«
»Und warum hat das Opfer Sie dann identifiziert?«
»Weil er wahrscheinlich n weißer Klugscheißer ist und für ihn alle Cholos gleich aussehen. Keine Ahnung, warum er mich identifiziert hat. Ich war nicht da! «
Decker blieb dabei. »Aber ich weiß, dass Sie wissen, wer dabei war.«
»Nein, weiß ich nicht.« Doch das Blinzeln seiner Augen war so gut wie ein Ja.
Zwanzig Minuten lang ging es hin und her. Decker bearbeitete ihn dann bereits seit beinahe zwei Stunden. Schweißperlen hatten sich auf Brands Gesicht, Hals und Armen versammelt. Sein Anaconda-Tattoo sah aus, als schwämme es in einem Fluss.
Decker gab dem Jungen noch eine Zigarette, in der Hoffnung, sie würde ihn etwas beruhigen. »Eins der Opfer hat überlebt, Alex. Er hat Sachen gesehen –«
»Mich nicht.«
»Sie könnten sich einen riesigen Gefallen tun. Sie müssen mir nur sagen, was Sie darüber wissen.«
»Ich war nicht dabei!«
»Ich habe nie behauptet, dass Sie da waren.« Eine Pause. »Sie müssen mir nur sagen, was Sie darüber wissen.«
Er senkte den Blick auf seinen Schoß. »Ich weiß gar nichts.«
»Alex, das stimmt nicht. Sie wissen von José Pinon und dass er Scheiße gebaut hat, weil er das dritte Opfer nicht ermordet hat. Sie wissen von Rondo Martin und El Patrón. Man hat Sie darüber reden gehört.«
In Brands Gesicht spiegelten sich Fassungslosigkeit und Verwirrung wider. Er kniff die Lippen zusammen, als könnte das seine Worte zurücknehmen.
»Erzählen Sie mir von El Patrón.«
Brand zuckte mit den Achseln, nahm aber keinen Blickkontakt auf. Seine Beine wackelten immer noch auf und ab.
»Los, Alejandro. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass El Patrón erfährt, wie Sie über ihn gequatscht haben.«
Schweigen.
»Wir haben auch in Mexiko Leute auf José angesetzt«, log Decker. »Was wird Pinon wohl machen, wenn er herausfindet, dass Sie über ihn geredet haben?«
»Mann, ich hab Ihnen die Wahrheit gesagt! Ich war nicht dabei!«
»Ich glaube Ihnen ja«, sagte Decker ganz ruhig. »Sie waren nicht dabei. Aber wissen Sie, wer dabei war?«
»Nein, weiß ich nicht.« Er wand sich. »Ich krieg da nur was mit. Ich weiß nicht, was stimmt und was nicht. Warum gehen Sie mir an die Eier, Mann?«
»Erzählen Sie mir, was Sie mitgekriegt haben.«
Keine Antwort. Decker wartete ab. Schließlich sagte Alex: »Arbeiten Sie für den Kerl mit der Sonnenbrille?«
Decker brauchte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass er Brett Harriman
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