Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
wird.«
»Warum sollte er Grant erschießen?«, fragte Oliver.
»Um Gil ganz für sich allein zu haben.« Decker hob abwehrend die Hände hoch. »Ihr habt nach einem Motiv gefragt, und ich hab euch das gesagt, was mir als Erstes in den Sinn kam.«
Cindy blickte auf ihre Uhr, es war fast zehn Uhr abends. Sie waren seit drei Stunden am Tatort. »Gott sei Dank hab ich nicht mit meiner Waffe geschossen, dank Papas Anweisungen, ich war ja nicht im Dienst. Und statt mich mit noch mehr Formularen rumzuschlagen, gehe ich jetzt nach Hause.«
»Das klingt gut.« Decker küsste seine Tochter auf die Wange. »Bis wir wissen, wer die Guten und wer die Bösen sind, guck dich ab und zu mal um.«
Cindy tippte sich mit dem Finger auf die Brust. »Wir sind die Guten.« Dann deutete sie auf das gesamte Becken von Los Angeles. »Das sind die Bösen.« Sie gab Marge und Scott einen Abschiedskuss. »Passt in meiner Abwesenheit auf den Loo auf.«
Decker sah seiner Tochter nach, als sie auf den Fahrersitz ihres Autos rutschte, und starrte weiter hinter ihr her, bis ihre Rücklichter im Nichts verschwanden. »Ich bin hier auch fertig.«
»Hab ich dir doch gesagt, dass wir uns nicht kümmern müssen«, meckerte Oliver Marge an.
»Und ich hab dir gesagt, dass du nicht mitzukommen brauchst«, gab sie zurück.
»Da ihr beide so nett wart, den ganzen Weg hierherzufahren, begleitet mich nach Beverly Hills. Wir können uns ein paar Gedanken machen.« Er atmete tief aus. »Mein Gehirn läuft immer noch heiß, und ich könnte ein paar frische Ideen gebrauchen.«
»Was ist in Beverly Hills?«, wollte Oliver wissen.
»Rinas Eltern. Wir schlafen heute Nacht dort.« Er gab ihnen die Adresse. »Es sind ungefähr zwanzig Minuten von hier.«
Oliver zog eine Grimasse. »Du schläfst freiwillig im Haus deiner Schwiegereltern?«
»Ich schlafe bei meinen Schwiegereltern, nicht mit meiner Schwiegermutter«, konterte Decker. »Ich mag Magda. Sie versorgt uns mit Service und erstklassigem Essen rund um die Uhr. Und die Zimmer sind groß und günstig.«
Oliver dachte darüber nach. »Braucht sie noch Mitbewohner? Vielleicht gefällt ihr ja ein gut aussehender Polizist, der sie beschützt.«
»Den hat sie bereits. Man nennt das einen Schwiegersohn.«
Magdas Angebot bestand aus Häppchen, rohem Gemüse mit Zwiebeldip, frischem Obst, Topfkuchen, Schokoladentorte, Mandelkeksen, Kartoffelchips (ein bisschen was Knackiges), Nüssen und Pfefferminzbonbons.
»Wenn jemand will, setze ich noch eine frische Kanne entkoffeinierten Kaffee auf«, bot sie an.
Die Dame war bereits weit über achtzig, spindeldürr und ging nie ohne Make-up aus dem Haus. Ihr blondes Haar war sorgfältig frisiert – toupiert und fixiert für größtmögliches Volumen. Rina hatte schon oft erzählt, dass ihre Mutter ein Nachtmensch war, während ihr Vater, Stephan, bei Sonnenaufgang loslegte. Er schlief bereits, während sie als Gastgeberin in ihrem Element war. Sie trug eine schwarze Hose aus Wollstoff, die an ihren kleiderbügelartigen Hüftknochen hing, und einen roten Kaschmirpulli.
»Wenn Sie Kaffee nehmen, dann schließe ich mich an«, sagte Oliver.
»Ich trinke sicher eine Tasse«, sagte sie. »Was ist denn ein Kuchen ohne Kaffee?«
»Ich mach das, Mama«, sagte Rina.
»Nein, nein«, insistierte Magda. »Ich koche gerne Kaffee. Du bleibst sitzen und isst etwas, Ginny.« Sie lächelte Oliver an. »Übrigens hat meine Enkeltochter den Topfkuchen gebacken.«
»Ganz offensichtlich hatte Hannah die beste Lehrmeisterin«, sagte Marge.
Magda tätschelte Rina. »Ich weiß nicht, ob Sie mich oder Ginny meinen, aber wir nehmen das beide als Kompliment.« Sie verschwand in der Küche.
»Du hast sie sehr, sehr glücklich damit gemacht, dass du ein bisschen hungrig warst«, sagte Rina zu ihrem Mann.
Der Loo lächelte. »Ich kenne doch schließlich meine Schwiegermutter, oder?«
»Das ist wirklich lecker«, sagte Marge, als sie in ein Eiersalat-Häppchen biss. »Ich fühle mich wie bei einer Fünf-Uhr-Teegesellschaft.«
»Mit ein bisschen mehr Zeit hätte sie garantiert noch Scones gebacken.« Rina erhob sich. »Ich leiste ihr Gesellschaft, und ihr beide passt auf Decker auf. Kaum habe ich ihn mal ein paar Stunden nicht im Auge, schon wird auf ihn geschossen. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
Als Rina aus dem Zimmer ging, sagte Decker: »So war’s ja nicht geplant, weißt du.«
Rina drehte sich um und sah ihn an. »Genau wie letztes Mal.«
»Wie oft muss ich mich
Weitere Kostenlose Bücher