Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Krankenwagen.«
T legte eine Hand über das Handy. »Wir bringen ihn schneller mit meinem Auto weg. Ein Krankenwagen braucht über eine halbe Stunde hierher.«
»Gehe nirgendwohin«, sagte Martin. »Ich sterbe hier.«
»Das wird passieren, falls sich niemand um Ihre Wunden kümmert.«
»Ist Joe die einzige Person, die Sie erkannt haben?«, fragte Brubeck.
»Die einzige, an die ich mich erinnern kann …« Martin krümmte sich vor Schmerzen.
»Er muss ins Krankenhaus«, wiederholte Decker.
T nickte, und die Frauen suchten sofort Decken für den Transport im Kombi zusammen. Ana bestand darauf, in Martins Nähe zu bleiben. »Wer hat die Autoschlüssel?«
Brubeck warf sie T zu, der sie einer der Frauen weiterreichte. »Lass uns dir helfen, Rondo.«
»Wenn ihr mich ins Krankenhaus bringt … bin ich tot … Ich habe zu viel gesehen.«
»Was haben Sie gesehen?«, fragte Decker.
»Mindestens vier von ihnen … vielleicht mehr.«
»Und haben Sie noch jemanden erkannt?«
»Ich weiß nicht … Joe hat mich ziemlich schnell erwischt.«
»Wie konnten Sie entkommen?«
»Wenn man in so einem Herrenhaus arbeitet … bei Leuten, die Geld haben … früher oder später werden die angegriffen … Raub, meine ich … Ich hatte einen Fluchtplan.«
»Warum ist es schiefgelaufen, Rondo?«, fragte Brubeck.
»Hörte Geräusche aus der Bibliothek … bin hingerannt und sah Joe mit dem Gewehr. Ich wurde getroffen und getroffen und getroffen. Der Lärm lockte Denny an. Jemand hat ihn umgenietet. Ich bin abgehauen.«
»Wohin sind Sie geflüchtet?«, fragte Decker.
»Hab mich in einem Schrank eingesperrt. Hab stark geblutet.« Er brauchte ein paar Minuten, um wieder Luft zu bekommen. »Viele Schüsse, dann war alles still. Also habe ich gewartet … vielleicht war ich auch ohnmächtig. Hörte, wie Joe jemanden fragte, ob er noch mehr Munition hätte.«
Er machte eine lange Pause.
»Er hatte keine mehr.«
»Haben die deshalb Gil Kaffey nicht den Rest gegeben?«
»Warum, weiß ich nicht, aber das ergibt Sinn. Hab keine Schüsse mehr gehört. Irgendwann kam ich irgendwie die Treppe runter … sah, was sie mit Alicia gemacht hatten. Dann bin ich umgekippt.«
Niemand sagte etwas. Ana liefen die Tränen übers Gesicht. Paco saß reglos mit dem Suppenlöffel in der Hand da.
»Alicia war Pacos Nichte … Anas Cousine«, klärte Martin alle auf.
Decker wandte sich an den Grundstückswart. »Mein Beileid.«
Paco nickte.
Ana brachte kaum ein Wort heraus. »Als ich ihn fand, dachte ich, er ist tot. Als ich merkte, dass er lebt, habe ich Paco geholt.«
»Die beiden haben mich versteckt, bis Pacos Sohn aus Ponceville kommen und mich hierherbringen konnte.«
»Wo haben Sie sich verborgen gehalten?«, fragte Brubeck.
»In einem von Rileys Pferdeanhängern.«
»Wie sind Ana und Paco verwandt?«, fragte Decker.
»Mi tio, tambien« ,klärte Ana ihn auf.
Paco war auch ihr Onkel.
»Lautet Pacos Nachname Albanez oder Alvarez?«, fragte Decker.
»Albanez«, antwortete Martin.
»Edna sagte meinen Leuten, hier in der Gegend würden Familien mit dem Nachnamen Alvarez wohnen.«
»Das passt zu Edna«, sagte T.
Martin leckte sich über seine aufgerissenen Lippen. »Ana ist meine Freundin. Wir wollen heiraten. Die Einwanderungsbehörde stellt sich verdammt an.«
Die Frauen kamen zurück und sagten T, dass im Auto alles vorbereitet sei.
»Ich sagte bereits, ich gehe nirgendwohin«, wiederholte Martin.
»Ist nicht mehr meine Sache, Rondo.« T deutete mit dem Daumen in Deckers Richtung. »Er hat hier das Sagen. Du kannst genauso gut mitmachen.«
»Wer sorgt für meinen Schutz?«
»Ich bleibe an Ihrer Seite, bis wir eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung durch die Polizei organisiert haben.«
»Wo wollen Sie denn die Polizisten herholen? Das hier ist keine Großstadt.«
»Ich leih mir welche von meinen eigenen Leuten aus, wenn’s sein muss. Wie oft wurden Sie getroffen, Rondo?«
»Weiß nicht … mehr als einmal. Ich habe immer noch Metall in mir.«
»Wir bringen dich jetzt zum Auto. Kannst du laufen?«, fragte T.
»Nicht ohne Hilfe.«
»Kein Problem«, sagte Decker.
Sie waren vier starke Männer, aber Martin war ein ziemlicher Brocken, und ihn von der Matratze aufzurichten, ohne ihm wehzutun, bedeutete eine echte Belastung für den Rücken. Sie führten ihn langsam, bis er auf eigenen Füßen stehen konnte. Rondo atmete schwer, sein Körper war voller Entzündungsherde. Hätten sie sich nicht eingemischt, wäre Martin in ein paar
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