Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Wochen, vielleicht auch nur Tagen gestorben.
Zentimeter für Zentimeter geleiteten sie ihn zum Auto. Dann hoben ihn die vier Männer – Decker, Brubeck, T und Paco – jeder an einer Extremität hoch. Er schrie vor Schmerzen, als sie ihn auf der Ladefläche des Kombis ablegten. Nachdem sie es endlich geschafft hatten, kletterte Ana zu ihm.
»Du kannst nicht mitkommen, Baby«, sagte Martin, »sie werden dich verhaften und abschieben.«
Sie antwortete auf Spanisch, dass sie ihn nicht alleinlassen würde. Die beiden zankten sich eine Minute, aber dann sagte Martin: »So ein Dickkopf. Bringen wir es einfach hinter uns.«
Bevor Decker die Heckklappe zuschlug, fragte er ihn noch: »Wissen Sie, von wem Sie reingelegt wurden?«
»Nein, ich erinnere mich nur an Joe.«
»Hat er die Befehle gegeben?«
Rondo unterdrückte den starken Schmerz. »Ich glaube, jemand anderes.«
»Wer?«, insistierte Decker. »Jemand, den wir kennen?«
»Möglicherweise.«
»Vielleicht einer der Kaffey-Söhne?«
»Kann ich nicht sagen, mit Sicherheit.«
Aber Decker spürte ein gewisses Zögern. Das Leben des Mannes hing am seidenen Faden, also würde Decker die Sache mit Nachdruck weiterverfolgen, sobald Martin im Krankenhaus versorgt und vor allem stabilisiert war. Er schlug die Heckklappe zu und fragte T: »Soll ich zur Bewachung mitfahren oder Ihnen im Mietwagen folgen?«
»Diesmal fahren Sie als echter Schütze mit. Wer weiß, wer da draußen rumlungert.«
Da es heiß und versmogt war, lud dieser Nachmittag nicht gerade zum Gärtnern ein. Selbst das Gewächshaus wirkte erdrückt von der gewittrigen Luft. Rina beschloss, es sein zu lassen. Sie hatte eigentlich vorgehabt, ein paar Stunden draußen zu verbringen, aber es war einfach zu schwül. Wäre sie bei ihrem Plan geblieben, hätte sie das heftige Klopfen an der Haustür gar nicht gehört.
Sie blickte durch den Spion und traute ihren Augen nicht. Sie sah noch mal auf dem Monitor der kürzlich installierten Videokamera nach und konnte sein Gesicht deutlich erkennen. Sie hätte ihn wohl besser ignoriert, aber er wirkte panisch. »Was wollen Sie?«
»Ihr Mann ist nicht in seinem Büro. Ist er hier?«
»Nein.«
»Ich muss mit ihm reden.«
»Gehen Sie zurück ins Revier, dort wird sich jemand für Sie mit ihm in Verbindung setzen.«
»Die halten mich da für verrückt.«
Genau wie ich, dachte Rina.
»Bitte! Ich brauche seine Hilfe!«
Wieder öffnete Rina mit vorgelegter Kette die Tür. »Was ist los?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich verfolgt werde. Ich will wissen, was ich jetzt tun soll.« Er dachte einen Moment nach. »Tut mir leid. Ich muss wie ein Irrer auf Sie wirken, aber das bin ich nicht.«
Rina traf ihre Entscheidung blitzschnell. Peter hätte das gar nicht gutgeheißen, doch der war ja gerade nicht da. Sie öffnete die Tür. »Kommen Sie rein.«
Er atmete schwer und schwitzte stark. Das Tom-Cruise-Grinsen war verschwunden und durch einen Gesichtsausdruck voller Nervosität und Angst ersetzt worden. Unter einer leichten hellbraunen Jacke trug er ein weißes T-Shirt, dazu eine braune Baumwollhose. Er trat zögernd über die Türschwelle, und Rina schloss die Tür. »Danke … vielen Dank.«
»Möchten Sie ein Glas Wasser?«
»Ja, bitte.«
»Ich bin gleich wieder da.« Als sie zurückkam, hatte er sich kein Stück von der Haustür wegbewegt. »Wollen wir uns nicht setzen?«
»Okay.«
Ohne seine Augen zu sehen, war es schwer, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber er schien immer noch nervös zu sein. Als sie seinen Arm berührte, zuckte er so stark zusammen, dass er gegen das Glas in ihrer Hand schlug und Eiswürfel und Wasser über den Rand schwappten. »Ich versuche, Sie zu einem Stuhl zu führen.«
»Ja … klar. Entschuldigung.«
Rina geleitete ihn zu einer Bank, und er setzte sich steif hin. Sie gab ihm das Glas in die Hand, er hielt es fest und führte es zum Mund. »Wie kommen Sie darauf, dass Sie verfolgt werden?«
»Ich höre andauernd Schritte hinter mir … dieselben Schritte.«
»Sie können Schritte unterscheiden?«
Er nickte und nahm die Sonnenbrille ab, um sich über das Gesicht zu wischen. Glasaugen bewegten sich in den Augenhöhlen hin und her – blassblau und ohne jedes Leuchten. Wie Marmorkugeln, die über den Boden rollen. Er setzte seine Brille wieder auf. »Ich war mit meiner Freundin unterwegs. Wir hörten es ein paar Mal ploppen. Für sie klang es nach einer Fehlzündung beim Auto, aber ich weiß, wie sich Schüsse
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