Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Vordertür von Wohneinheit J.
Fünf Minuten später trat T vor die Tür, bekleidet mit einem Karo-Hemd, Jeans und abgewetzten Lederstiefeln, bewaffnet mit einer Remington 1100 – eine alte Flinte, überhaupt nicht auf dem neuesten Stand der Technik. T war klein und eher schmächtig, aber manchmal machte dieser Umstand einen bewaffneten Mann besonders gefährlich.
Der Sheriff sah sich erst um, öffnete dann die Tür seines Kombis und stieg ins Auto. Die Sonne blendete so, dass man durch die Windschutzscheibe nichts erkennen konnte, aber T beging den taktischen Fehler, die Fahrertür nicht zu schließen. Decker schlich sich heran und behielt den Arm des Sheriffs im Blick. Er wartete, bis T das Gewehr im Ständer gesichert hatte, und überrumpelte ihn dann.
»Guten Morgen, Sheriff, ich bin Lieutenant Decker vom LAPD.«
Ts Kopf drehte sich ruckartig zur Seite, seine Hände griffen instinktiv nach dem Gewehr. Decker, der damit gerechnet hatte, packte T am Handgelenk, wodurch er die Autoschlüssel fallen ließ. »Tun Sie das nicht.«
Ts Arm befand sich in einer seltsamen Stellung. Um freizukommen, hätte er sich das Gelenk verstauchen müssen. »Sind Sie total verrückt geworden?«
»Nein, ich will nur nicht erschossen werden.«
»Dann schleichen Sie sich gefälligst nicht so an jemanden heran, verdammt noch mal! Lassen Sie sofort meinen Arm los, oder ich verfrachte Ihren Arsch ins Gefängnis.«
»Steigen Sie aus dem Auto aus, dann besprechen wir alles.«
»Ich kann überhaupt nichts tun, weil Sie meinen Arm festhalten.«
Decker half ihm aus dem Wagen und ließ dann den Arm los. Da er dreißig Zentimeter größer und gute fünfzig Kilo schwerer war, hatte er den Vorteil eindeutig auf seiner Seite. Und schon stand auch Brubeck parat. »Alles okay, Loo?«
»Ob er okay ist?« T schüttelte seinen Arm. »Dieser Idiot hat mir fast das Handgelenk gebrochen. Was haben Sie denn für ein Scheißproblem, Mann?«
»Ich bin unbewaffnet«, sagte Decker, »und bevorzuge gleiche Bedingungen für alle.«
»Warum verdammt noch mal sollte ich auf Sie schießen?« Ts Augen waren wie Dolchspitzen. Er schüttelte immer noch sein Handgelenk. »Ich sollte Ihren Arsch wirklich hinter Gitter bringen.« Dann wandte er sich an Brubeck. »Willy, wie konnten Sie ihn mich so behandeln lassen?«
»Tut mir leid, T, er ist mein Boss.«
»Ein Verrückter ist er!«
»Das will ich nicht abstreiten, T, aber ich muss mit ihm arbeiten.«
Decker holte seine Dienstmarke hervor, aber T schleuderte sie zu Boden. »Warum haben Sie mir aufgelauert … hatte fast einen Herzinfarkt.«
»Ich habe mich vorgestellt.«
»Und das sollte mich beeindrucken?«
»Tut mir leid, Sheriff«, sagte Decker.
»Sie sind ein Vollidiot.«
Decker unterdrückte ein Grinsen, aber T bemerkte es trotzdem. »Ihr Vorgesetzter wird von mir hören.«
»Was machen Sie hier«, wechselte Decker einfach das Thema.
»Ich lebe hier, Idiot!«
»Ich meine das nicht so allgemein, sondern bezogen auf das Haus der Familie Mendez. Sie wussten, dass ich die Familien befragen wollte. Ist es reiner Zufall, dass Sie ihnen eine halbe Stunde, nachdem ich Sie angerufen habe, einen Besuch abstatten?«
Zum ersten Mal beschimpfte T ihn nicht sofort. Sein Blick zuckte hektisch zwischen der Baracke und Deckers Gesicht hin und her. »Sie verschwinden jetzt verdammt noch mal aus meinem Hoheitsgebiet, bevor ich Sie wegen Körperverletzung vor Gericht bringe.«
»Wollen Sie das jetzt erledigen oder nach meiner Anzeige wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen? Vielleicht sollte die Anzeige auch besser auf das Beherbergen eines Flüchtigen lauten?«
»Verpissen Sie sich.« Wieder ging sein Blick ungewollt zur Vordertür der Baracke. »Sie sind wahnsinnig. Ich beherberge niemanden.«
»Da hinten steht ein Toyota Corolla, Baujahr 2002, der verdächtig nach Rondo Martins Wagen aussieht. Wie lange wird es dauern, bis ich die Seriennummer des Fahrzeugs überprüft habe?« Als T darauf nicht antwortete, sagte Decker: »Wenn Sie Rondo Martin Unterschlupf gewähren, weil Sie sich ihm verpflichtet fühlen, dann drücke ich für Sie ein Auge zu. Ich will nur Rondo Martin, und Sie müssen mir dabei helfen, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.«
»Bringen Sie sich wegen dem nicht in Schwierigkeiten, T«, sagte Brubeck. »Wir können das hier ganz gemütlich regeln.«
Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so, wie Sie denken. Ich verstecke keinen Mörder.« Er schüttelte sein Handgelenk
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