Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
auf und ab. »Scheiße, das tut weh!«
»Entschuldigen Sie das mit Ihrem Arm. Ich komme für die Arztrechnungen auf –«
»Ich brauche keinen Arzt. Ich bin doch kein Weichei.«
»Wir müssen da jetzt reingehen, Sheriff.«
»Sie verstehen rein gar nichts.«
»Dann erklären Sie es mir.«
»Ich habe die Autoschlüssel fallen lassen«, sagte T. »Da ist auch der Schlüssel für den Gewehrständer dran. Nehmen Sie von mir aus das Gewehr mit, ich baue darauf, dass Sie damit nicht auf mich zielen.«
»Entschuldigen Sie bitte auch das Anschleichen.« Decker streckte T die Hand entgegen, und nach ein paar Sekunden schlug der Sheriff ein. »Geben Sie mir eine Minute, dann komme ich wieder raus.« T nickte Brubeck zu. »Das macht ihn nicht weniger zum Vollidioten.« Er stampfte zur Baracke zurück.
Decker atmete tief aus. »Das hier war keine vorbildliche Aktion meinerseits.«
»Nein, war es nicht«, bestätigte Brubeck. »Ich wollte ja nichts sagen, aber wofür soll das gut gewesen sein? Warum haben wir ihn nicht einfach davonbrausen lassen und sind dann in die Baracke gegangen?«
»Damit Rondo Martin uns niedermäht? Vielleicht wären wir in eine Falle getappt.«
»Das kann uns jetzt immer noch passieren.«
»Warte in Ts Kombi, Willy. Ich rufe dich, wenn die Lage hier sicher ist.«
»Ich lass dich da nicht alleine reingehen«, widersprach Brubeck.
»Das hier ist ein Befehl.«
»Du bist verrückt.«
»Das haben wir doch schon geklärt. Wenn du Schüsse hörst, dann mach, dass du wegkommst. Das ist auch ein Befehl.«
Willy schüttelte den Kopf. »Das musst du mir nicht zweimal sagen.«
31
Wie T bereits gesagt hatte, verhielt es sich nicht so, wie Decker dachte.
Rondo Martin war auf eine dicke Matratze gebettet, die direkt auf dem blanken Holz-Lehm-Boden lag. Sein Gesicht war schweißgebadet und sein Körper in meterlange Bandagen gehüllt. Die Verbände schienen frisch angelegt worden zu sein, aber darunter sickerte etwas durch und ließ das Weiß an manchen Stellen zu Aschgrau werden. In dem Raum stank es unangenehm – eine Mischung aus Eiter und Desinfektionsmittel. Martins Augen waren wahrscheinlich blau, aber getrübt vom Unwohlsein wirkten sie eher grau und eingesunken. Dunkle Ringe unter den Augen verliehen ihm das Aussehen eines Waschbären. Graue Stoppeln bedeckten sein schmales Gesicht und verdichteten sich schon zu einem Bart. Seine Haare waren zinngrau und fettig.
Ana Mendez saß an seiner linken Seite und tupfte sein Gesicht mit einem feuchten Lappen ab. Paco Albanez saß zu seiner Rechten und versuchte, ihm ein bisschen Suppe einzuflößen. Martin zuckte vor Schmerzen zusammen, als er seine Lippen öffnete, um die heiße Suppe einzusaugen. Sein Blick wanderte von seinen Pflegern zu Decker.
Deckers Blick wanderte zwischen Paco und Ana hin und her. Da er sie nie zusammen gesehen hatte, war ihm nie aufgefallen, wie ähnlich sie sich sahen. Vater-Tochter? Onkel-Nichte? Zu wem die beiden Frauen gehörten, die noch mit im Raum waren, konnte man nur raten.
Überall stand Medizin herum, vor allem Antibiotika und Schmerzmittel. Die Etiketten kamen von einer Tierarzneifirma, denn es war einfacher, an notwendige Medikamente für Fido zu kommen als an ein Rezept von einem niedergelassenen Arzt. Haustier-Pharmazeutika reichten ganz sicher nicht aus, um Rondo Martin wieder auf die Beine zu bringen.
»Er muss in ein Krankenhaus«, sagte Decker.
»Glauben Sie etwa, ich hätte das nicht versucht?«, sagte T.
Martins Blick flatterte. »Haben Sie schon Joe Pine?«
Ana Mendez sagte den Namen José Pinon und spuckte danach verächtlich auf den Boden.
»Nein«, antwortete Decker, »er ist immer noch verschwunden.«
»Dann gehe ich nirgendwohin. Er hat mich im Visier.« Willy Brubeck kam mit Ts Gewehr ins Zimmer. Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb bei Decker hängen.
»Rondo erzählte mir gerade, dass Joe Pine ihn im Visier hat«, sagte Decker zu Willy.
»Sah mir direkt in die Augen und drückte ab«, sagte Rondo.
»Dann müssen Sie an einen sicheren Ort gebracht werden«, entgegnete Decker. »Wenn ich Sie gefunden habe, wird er Sie auch finden.«
»Das sage ich ihm doch schon die ganze Zeit«, mischte T sich ein.
Ana redete Spanisch. »Wo war denn die Polizei, als die Kaffeys getötet wurden? Wo war denn die Polizei, als mein Rondo durchlöchert wurde?«
»Haben Sie das verstanden?«, fragte T Decker.
»Ja.« Decker holte sein Handy aus der Tasche. »Ich rufe jetzt einen
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