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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Beruhigungspille. Entspann dich und lies ein Buch. Vier Bücher stapelten sich auf dem Nachttisch. Worauf zum Teufel wartete er? Weil diese Geräusche bestimmt nur seiner überreizten Fantasie zuzuschreiben waren. Wäre da nicht das Auto gegenüber von Mrs. Deckers Haus gewesen, würde er diesen Kratzgeräuschen keinerlei Bedeutung beimessen.
    Du bist hier in Sicherheit.
    Mehr als das. Verflucht noch mal, vor seinem Haus stand ein Streifenwagen, der die Eingangstür überwachte. Wie viel mehr Sicherheit konnte man sich denn noch wünschen?
    Aber die Geräusche kamen nicht von der Vordertür seiner Wohnung. Er wohnte im Erdgeschoss, und es gab einen Hintereingang. Von dort hörte er die Geräusche. Es stimmte, der Hintereingang war mit drei Schlössern gesichert, und trotzdem …
    Er hörte ja nicht nur etwas. Er roch auch etwas, und zwar männlichen Schweiß. Und dann war da noch dieser Junge, der gegenüber von Deckers Haus geparkt hatte. In letzter Zeit schien ihn auch wirklich alles nervös zu machen.
    Warum hatte er dann dem Lieutenant keine Nachricht hinterlassen?
    Die Antwort darauf war einfach. Er mochte es nicht, Angst zu haben. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, an das Gefühl, ein Angsthase zu sein. Er hatte Jahre gebraucht, um seine Angst vor der Dunkelheit zu besiegen, und er würde es auf gar keinen Fall noch mal durchmachen.
    Während er so über seine Jugend nachdachte, fiel ihm ein, wie furchtbar er sich jedes Mal gefühlt hatte, wenn seine Mutter seine Hand losließ. Er war noch klein – fünf oder sechs oder sieben Jahre alt –, aber zu alt, um als Junge zu weinen. Sein Vater geißelte seine Tränen, auch wenn der alte Herr an ihn glaubte. Er hatte ihn psychisch und physisch an seine Grenzen gebracht. Mit zwölf Jahren konnte er sich mit einem Blindenstock überall problemlos fortbewegen.
    Seine Gedanken sprangen von einem Thema zum nächsten.
    Wie oft war er in seiner Kindheit gestolpert und hingefallen?
    Wie oft war er irgendwo dagegengelaufen?
    Wie oft hat er sich wie ein Vollidiot oder Tölpel gefühlt?
    Wie oft hatten ihn Leute als einen Untermenschen behandelt?
    Heute noch tat es weh, daran zu denken.
    Der alte Herr war ruppig zu ihm gewesen, weil er die Welt, in der sich sein blinder Sohn zurechtfinden musste, kannte. Harriman war seinem Vater dankbar für alles, aber er hatte auch immer zwei Gegner gehabt – seine Blindheit und seinen starken Vater.
    Einer seiner schönsten Tage war der, an dem er sich mit seinem Vater versöhnt hatte, und sie waren als Erwachsene bis zu dem Tag die besten Freunde geblieben, an dem das Herz seines alten Herrn den Geist aufgab.
    Harriman dachte an seinen Vater, während seine Ohren weiterhin auf den Eindringling gerichtet waren. Manchmal zweifelte er selbst an seinem Verstand. Glücklicherweise hatte er Decker keine Nachricht auf die Mailbox gesprochen. Gott allein wusste, was der Lieutenant wirklich von ihm hielt, aber er musste wohl glaubwürdig genug gewirkt haben, um ihm einen Streifenwagen vor die Haustür zu stellen.
    Endlich hatte er sich so weit beruhigt, dass er es sich im Bett gemütlich machen konnte. Er zog seinen Schlafanzug aus und spürte den kalten Luftzug des Ventilators auf seinem Körper. Morgen musste er arbeiten – es ging um Carjacking mit Mord –, also sorgte er mal besser für ein bisschen Schlaf, damit er in der Früh fit war.
    Er wählte auf seinem iPod einen Klassik-Mix aus Sinfonien. Normalerweise reichte die bombastische Musik aus, um ihn in den Schlaf zu lullen. Er legte sich auf die rechte Seite … seine Lieblingsseite. Schloss die Augen.
    Das Licht brauchte er ja nicht auszumachen.
     
    Die Neuigkeiten erreichten das Revier zur Geisterstunde.
    Der Jubel brach kurz darauf aus.
    Nach einem flüchtigen Abgleich der Fingerabdrücke aus den Schulakten von Martin Cruces, José Pinon, Alejandro Brand und Esteban Cruz mit den bislang unbekannten vom Tatort konstatierte Oldham einige Treffer. Als Nächstes folgte die sorgfältige Überprüfung von Windungen, Wirbeln und Linien, und Oldham wurde auf märchenhafte Weise belohnt: Cruces’ Zeigefinger- und Pinons Daumenabdruck erwiesen sich als in fünf Punkten übereinstimmend mit zwei bislang nicht identifizierten Abdrücken, die von einem Schrank und einem Tisch abgenommen worden waren.
    Ein Augenzeuge und handfeste Beweise: Decker war im siebten Himmel.
    »Wer holt Cruces ab?«, fragte er Marge.
    »Aus dem Anti-Banden-CRASH-Programm ist ein Team unterwegs zu Cruces’ Wohnung,

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