Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
aufgeregt eine Party anlässlich ihres 22. Geburtstages. Alle aus der Jury waren natürlich eingeladen. Eine blonde Strähne, die über den ganzen Kopf lief wie bei einem Stinktier, zierte Allys dunkle Haare. Ryan war Ende dreißig, verheiratet und hatte drei Söhne. Er war Bauunternehmer und froh, ein paar Tage aus seinem Job herauszukommen. Im Moment arbeitete er an einem großen Haus, und die Bauherren trieben ihn in den Wahnsinn. Kate war die einzige Frau in einem reinen Flieger-Haushalt. Ihre beiden Söhne waren mittlerweile in den Dreißigern und arbeiteten als Piloten für FedEx. Ihr Mann hatte dreißig Jahre bei United Airlines auf dem Buckel.
»Wir haben immer tolle Urlaube gemacht«, erzählte Kate.
»Das glaub ich gern«, sagte Rina. »Wir waren letztes Jahr auf einer Alaska-Kreuzfahrt, einfach himmlisch.«
»Alaska ist wunderschön«, meinte Ryan. »Ich versuche, jeden Sommer dort zum Fischen zu gehen.«
»Lachs?«
»Genau das.«
»Hast du keine Angst vor Grizzlybären?«, fragte Kate.
»Man geht dort angeln, wenn es genug Fische gibt. Solange die Grizzlies mit dem Fischfressen beschäftigt sind, kümmern sie sich nicht um dich.«
»Hast du diesen grauenhaften Bericht gesehen, in dem ein Grizzly einen Typ und seine Freundin angreift und auffrisst?«, fragte Joy.
»Igitt«, sagte Ally, »wann war das denn?«
»Vor ein paar Jahren«, meinte Rina.
»Es sind eben wilde Tiere«, sagte Ryan, »das muss man respektieren.«
»Igitt!«, wiederholte Ally.
»Wahrscheinlich lange nicht so eklig wie das, was heute in den Schlagzeilen stand«, sagte Joy. »Habt ihr das mitgekriegt, von diesem riesigen Anwesen im Valley?«
»Coyote Ranch«, präzisierte Ryan, »die Ranch der Kaffeys. Das sind wichtige Bauunternehmer.«
»Mir war schlecht, als ich das gelesen habe … Einfach schrecklich. Drei Menschen ermordet!«
Joy war eine wahre Quelle schlechter Nachrichten. Und sie überbrachte sie voller Hingabe. Rina hatte nicht vor, die Anzahl der Ermordeten richtigzustellen. Den Mund zu halten, war immer eine gute Wahl.
»Die müssen ein ausgeklügeltes Alarmsystem gehabt haben«, fuhr Joy fort. »Das kann nur ein Insiderjob gewesen sein.«
»Ganz bestimmt möchte ich nicht in der Jury sitzen. Die Kerle würde ich hängen lassen.« Sie wandte sich an Rina. »Wo arbeitet dein Mann?«
»Beim West Valley.«
»Oh … okay.«
Joy riss die Augen groß auf. »Also gehört das zu seinem Einsatzgebiet.«
»Ja.«
»Hat er damit zu tun?«
»Ich glaube, alle vom West Valley haben damit zu tun. Die Opfer stehen im Rampenlicht. Der Fall bekommt jede Menge Aufmerksamkeit.«
Joy lehnte sich nach vorne. »Was weißt du darüber?«
»Genauso viel wie ihr alle: das, was ich heute Morgen in der Zeitung gelesen habe.«
Ally grinste. »Gleich sagt sie gar nichts mehr.«
Rina grinste ebenfalls und biss in ihr Sandwich. Dann wechselte sie das Thema. »Weiß jemand, wer dieser Typ im Zuschauerraum ist?«
»Der mit der Sonnenbrille und dem Tom-Cruise-Grinsen?«, meinte Kate. »Wer könnte das sein?«
»Keine Ahnung, aber seit der Voreingenommenheits-Befragung geht er im Gerichtssaal ein und aus.«
»Vielleicht ist er Journalist«, schlug Ally vor.
»Ich habe keinen Notizblock bei ihm gesehen«, meinte Kate.
»Viele von denen benutzen jetzt Recorder. Das habe ich auch gemacht, als ich fürs College Interviews führen musste.«
Kate zuckte mit den Achseln. »Vielleicht.«
»Es ist schon ein bisschen komisch«, meinte Joy. »Er sitzt nur da und lächelt uns an. Will er uns einschüchtern oder so?«
»Ich weiß auch nicht«, sagte Rina, »aber jedes Mal, wenn ich ihn heimlich beobachte, rückt er seine Krawatte zurecht oder schnippt Fussel von seinem Anzug. Er ist gut angezogen. Offensichtlich legt er viel Wert auf seine äußere Erscheinung.«
»Ich sage euch«, mischte Ryan sich ein, »der leistet keine körperliche Arbeit. Sehr gepflegte Hände.«
»Vielleicht ist er Anwalt. Der Kerl im Prozess könnte was Besseres als die lahme Krücke gebrauchen, die ihm beisteht.«
»Ja, der ist echt lahm«, sagte Ally.
»Ich finde«, ging Kate dazwischen, »wir sollten lieber nicht über den Fall reden.«
»Wir reden ja nicht über den Fall«, sagte Joy, »sondern nur über den lahmen Anwalt.«
»Trotzdem, Kate hat recht«, meinte Rina. »Also, was glaubt ihr, wer Mr. Dauerlächler ist?«
Alle zuckten mit den Achseln.
»Ich hoffe, er ist kein Stalker«, sagte Ally leise.
»Für einen Stalker stellt er sich ganz schön zur
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