Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
beiden Hispanier nur hören. Er kann sie mir nicht beschreiben, weil er blind ist.«
    »Ich verstehe, dass darin ein gewisses Problem liegt«, sagte Rina.
    »Aber er ist sich darüber im Klaren, dass er eventuell etwas Wichtiges mitbekommen hat. Also bittet er eine Frau in seiner Nähe, ihm die beiden Männer zu beschreiben. Sie will wissen, warum, und er will es nicht sagen. Sie besteht darauf, und er kommt sich blöd vor, also lässt er von der Sache ab. Aber im Nachhinein kriegt er die Unterhaltung nicht aus seinem Kopf, daher wendet er sich an mich.«
    »Das alles kommt mir ein bisschen bekannt vor.«
    »Ein bisschen?«
    »Mehr als ein bisschen.«
    »Das hatte ich befürchtet.«
    »Ich habe seinen Namen vergessen«, sagte Rina. »Er arbeitet als Übersetzer am Gericht. Er ist um die dreißig – lockiges Haar, längliches Gesicht, ziemlich schick angezogen.«
    »Sein Name ist Brett Harriman.«
    »Und wie hat er meinen Namen herausgefunden?«
    »Hat er gar nicht. Er hat deine Stimme von der Anhörung wiedererkannt und gesagt, dass du in einem seiner Fälle aufgestellt worden bist. Er erinnerte sich an deine Aussage vor dem Richter, du seist mit einem Lieutenant der Polizei verheiratet. Ich habe mir den Rest zusammengereimt und gehofft, ich würde mich irren.«
    »Tust du nicht.«
    Decker lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Hast du einen kurzen Blick auf die Männer geworfen, Rina?«
    »Ich habe die beiden Hispanier angesehen, von denen ich glaubte, dass er sie meinte.«
    »Einen deutlichen Blick?«
    »Einen unauffälligen Blick. Er bat mich, diskret zu sein.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, er hat mich ausdrücklich gebeten, nicht hinzustarren, und daran habe ich mich gehalten.«
    Decker seufzte. »Danke, Brett. Haben sie dich bemerkt?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sind die beiden Männer darin verwickelt?«
    »Es klingt, als hätten sie Insiderinformationen. Und du glaubst also nicht, dass sie dich bemerkt haben.«
    »Ich bezweifle es. Es war kurz vor den Nachmittagsverhandlungen, und die Halle war voll von Leuten.« Rina schwieg einen Moment. »Soll ich dir die Männer beschreiben?«
    »Es ändert nichts.«
    »Es ändert nichts?«
    »Selbst wenn du die beiden eindeutig aus der Verbrecherkartei identifizieren würdest, hätte ich immer noch nichts in der Hand. Er hat das Gespräch mitgekriegt, nicht du, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Na bitte … so ist es nun mal. Du brauchst nicht darin verstrickt zu werden.«
    »Und warum erwähnst du das Ganze dann überhaupt?«, hakte Rina nach.
    »Ich wollte nur eine Vorstellung davon bekommen, ob der Typ echt ist.«
    »Er arbeitet tatsächlich als Übersetzer am Gericht.«
    »Wie verlässlich schätzt du Harriman ein?«
    »Ich?« Rina tippte sich auf die Brust. »Das kann ich dir nicht sagen. Er kennt sich mit Sprachen aus. Und er ist unglaublich theatralisch. Wir nennen ihn Grinse-Tom – nach Tom Cruise –, weil er immer diese Sonnenbrille trägt und ein Strahle-Lächeln anknipst. Nachdem wir ihn beim Übersetzen beobachtet haben, waren wir uns alle einig, dass er seine Berufung als Schauspieler verpasst hat.«
    »Also meinst du, er trägt womöglich zu dick auf?«
    »Ich kann dazu nichts sagen. Nur dass er seine Stimme wie ein Instrument einsetzt. Manche Solisten sind subtiler als andere. Ich habe noch nicht mal gemerkt, dass er blind ist, bis er mit mir gesprochen hat. Er benutzt für die Fortbewegung so etwas wie einen elektronischen Positionsgeber. Er geht wie jeder andere auch.«
    Decker versuchte, eine entspannte Miene aufzusetzen. »Gut, und danke für deine Hilfe.«
    »Das war’s?«
    »Ich wollte nur ein Gefühl für den Kerl bekommen.«
    »Peter, ich sehe mir die Verbrecherkartei gerne an.«
    »Wozu? Selbst wenn du jemanden herauspickst, darf ich ihn nicht einbuchten. Wie schon gesagt, Harriman hat das Gespräch mitangehört, nicht du.«
    »Du könntest sie bitten, freiwillig aufs Revier zu kommen. Wenn sie das nicht tun, sagt dir das doch auch etwas. Aber hast du sie dann erst mal da, erkennt Harriman vielleicht die Stimmen wieder.«
    »Harriman behauptet, die Stimmen todsicher wiederzuerkennen. Ich weiß bloß nicht, ob das vor Gericht Bestand hätte.«
    »Du meintest doch, Harriman hat Namen erwähnt, die nur ein Insider nennen kann. Und jetzt willst du mir weismachen, du bist nicht daran interessiert, mit diesen Typen zu reden?« Als Decker darauf nichts zu sagen hatte, fuhr Rina fort: »Lass mich die Kartei ansehen, Peter.

Weitere Kostenlose Bücher