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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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willst zur Schul gehen?«
    »Ich brauche jetzt sofort ein wenig Gottesfurcht in meinem Leben.«
    »Dann begleite ich dich. Ich wecke nur Hannah auf, ob sie mit uns kommen will. Es ist ganz schön früh. Ich gebe ihr noch ein bisschen Zeit.«
    »Lass sie schlafen, sie muss nicht mit, nur weil wir gehen.«
    »Normalerweise würde sie das auch nicht, aber sie trifft sich mit Aviva zum Mittagessen. Bist du sicher, dass du nicht lieber ins Bett willst, Peter?«
    »Ganz sicher. Kommt diese Woche nicht ein Gastrabbi?«
    »Ja«, antwortete Rina und runzelte die Stirn. »Wie ich gehört habe, schweift er gerne ein bisschen ab.«
    »Je weiter, desto besser. Sobald er den Mund aufmacht, falle ich in Tiefschlaf.«
     
    Abwesenheit erhöht die zärtlichen Gefühle … oder zumindest die Redebereitschaft. Auf dem Weg zur Synagoge informierte Hannah ihren Vater über jedes einzelne Detail ihres Lebens während der vergangenen Woche. Diese Freundin und jene Freundin, und nach einer Weile schaltete Deckers Gehirn auf Autopilot mit gut abgepassten Ahs und Ohs, sobald seine Tochter Luft holte. Der Inhalt war zwar belanglos, aber ihre Stimme war Musik. Es kümmerte ihn nicht, worüber sie redete, solange sie mit ihm redete. Als sie die Räume für den Gottesdienst erreicht hatten, gab Hannah ihrem Vater einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verschwand mit ihrer Freundin, bevor er sich offiziell verabschieden konnte. Er beobachtete die beiden Mädchen, wie sie sich umarmten, als hätten sie sich gerade nach langer Zeit wiedergefunden. Er war ziemlich eifersüchtig.
    »Unglaublich«, sagte Rina.
    »Was denn?«, fragte Decker.
    »Sie hat während ihrer Tirade nicht eine Sekunde lang bemerkt, dass du mit offenen Augen schläfst.«
    »Ich habe jedes Wort mitbekommen.«
    »So wie das Vogelgezwitscher.« Rina gab ihm einen Wangenkuss. »Du bist ein wundervoller Vater. Schnarch nicht! Bis später.«
     
    Die Predigt dauerte fast eine Stunde, was Decker zu einem göttlichen Nickerchen verhalf. Als Barry Gold ihm danach in die Rippen stieß, konnte er tatsächlich aufstehen und sich auf das Mussaf -Gebet konzentrieren. Zu Ehren des Gastrabbis gab es einen Kiddusch. Viele Gemeindemitglieder murrten wegen der Länge der Ansprache, nur Decker nicht.
    »Beste Predigt, die ich je verschlafen habe«, sagte er zu Rina, als er die Handvoll Tscholent – dem nach dem Gottesdienst gratis servierten traditionellen Bohneneintopf mit Fleisch – aus einem Styroporbecher löffelte.
    »Schön für dich.« Rina aß eine Weintraube. »Die Millers haben uns gerade noch zum Mittagessen eingeladen. Ich habe uns wegen deiner Erschöpfung entschuldigt.«
    »Es stimmt ja auch. Bist du bereit zum Aufbruch?«
    »Bin ich.«
    Kaum hatten sie die Synagoge verlassen, bekam Decker Herzrasen, und sein Verstand wurde von Angstgefühlen unterwandert. Sie gingen Hand in Hand nach Hause. Er wusste, er sollte Smalltalk machen, aber in Gedanken war er sonstwo.
    Wie fange ich bloß an? Vor oder nach dem Mittagessen? Vor oder nach meiner Ruhepause?
    Als sie zu Hause ankamen, suchte Decker immer noch eine Strategie. Er vermutete, dass Ehrlichkeit die beste Art und Weise war, die Sache anzugehen. »Kann ich dir beim Mittagessen helfen?«
    »Bist du nach dem ganzen Lamm und dem Tscholent hungrig?«
    »Nicht wirklich, aber du vielleicht.«
    »Ich bin noch bei den Milchprodukten, mir reicht ein Joghurt und eine Tasse Kaffee.« Sie tätschelte seine Hand. »Soll ich dich ins Bett bringen?«
    Decker ließ sich aufs Sofa fallen. »Ich muss kurz mit dir reden.«
    »Oho.«
    »Nichts Schlimmes.« Er klopfte auf das Kissen neben sich, wo sie sich hinsetzen sollte. »Dauert nur ein paar Minuten.«
    »Klar.« Sie kuschelte sich an ihn an. »Was gibt’s?«
    Decker holte tief Luft und atmete noch einmal aus. »Also gut … los geht’s. Gestern hatte ich gegen drei Uhr nachmittags einen Besucher in der Dienststelle. Er sagte, er hätte vielleicht sachdienliche Hinweise zu den Kaffey-Morden. Wir müssen jeden Hinweis ernst nehmen – selbst wenn er von Tante Edna stammt, die ihre Infos vom Mars empfängt. Manchmal verbirgt sich Wesentliches im Wahnsinn.«
    »Verstehe. Worauf willst du hinaus, Schatz?«
    »Der Hinweisgeber sagte, er hätte zufällig ein Gespräch auf Spanisch zwischen zwei Männern mitangehört. Er berichtete mir von der Unterhaltung, und es kamen darin einige Namen vor, die keinem Außenstehenden bekannt sein dürften. Leider gibt es da einen Haken. Der Hinweisgeber kann die

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