Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
zueinander beschreiben?«
»Na ja, also …« Connors nippte an seinem Tee. »Guy konnte gemein sein. Aber dann auch wieder sehr nett.«
»Kamen Sie gut mit ihm aus?«
»Ich spielte nicht in derselben Liga. Guy Kaffey war da oben«, Connors streckte seinen Arm aus, »und ich da unten.« Er senkte den Arm weit ab.
»Aber Sie haben ihn ständig getroffen.«
»Er kontrollierte immer die Bücher. Nicht nur bei mir, bei allen. Ich war einer von ungefähr zwanzig.« Er machte eine lange Pause. »Sie wollen mit mir reden, weil ich wegen Veruntreuung gefeuert wurde.«
»Wir wollen mit einer ganzen Menge Leute reden, aber Sie standen gleich auf der Liste.«
»Schön für mich.« Connors nippte wieder an seinem Tee. »Es war nicht so, wie Sie denken. Ich wurde gefeuert, aber man hat nie einen Strafantrag gestellt.«
»Und trotzdem haben Sie nicht gegen die Kündigung protestiert«, sagte Decker. »Sie haben keine Klage wegen unrechtmäßiger Entlassung gegen die Firma erhoben.«
Als Connors darauf nicht antwortete, zückte Brubeck Notizblock und Stift. »Warum erzählen Sie uns nicht einfach, was passiert ist?«
»Es wird kompliziert.«
»Das glaube ich gerne.« Auch Decker holte Notizblock und Stift hervor. »Wie wäre es, wenn Sie einfach ganz von vorne anfangen?«
Connors nippte weiter an seinem Tee. »Ich habe dreißig Jahre für Kaffey gearbeitet. Habe ihn nie um irgendetwas gebeten, ganz im Gegensatz zu ihm, der ständig was von mir verlangte: unbezahlte Überstunden, rund um die Uhr sieben Tage die Woche erreichbar, vor allem während der Abgabe der Steuererklärungen. Ich habe alles mitgemacht und mich nie beschwert. Aber dann wurde meine Frau krank.«
Decker nickte.
»Es gab nur uns beide«, erklärte Connors ihm, »wir hatten keine Kinder. Lara war Vorschullehrerin, und ich nehme mal an, sie hat sich ihre tägliche Dosis Kinder so geholt. Ich selbst hab’s eh mehr mit Zahlen als mit Menschen. Lara kümmerte sich um unsere gesellschaftlichen Aktivitäten.«
»So läuft das normalerweise in allen Ehen«, sagte Brubeck.
»Tja, bei uns jedenfalls lief es so.« Connors wärmte seine Hände am Teebecher. »Ich ging zur Arbeit, ich kam nach Hause. Was immer Lara geplant hatte, war für mich in Ordnung.« Tränen schossen ihm in die Augen. »Sie starb vor fünf Jahren an Krebs. Ich scheine damit einfach nicht fertig zu werden.«
»Mein Beileid«, sagte Brubeck.
»Das muss schwer für Sie gewesen sein«, sagte Decker.
»Es war die reinste Hölle, Lieutenant. Sie litt ständig große Schmerzen, selbst unter Medikamenten. Die Krankheit dauerte sehr lange. Wir hatten eine Versicherung, aber die kam nicht für alles auf. Als normale Medikamente nicht mehr wirkten, probierten wir experimentelle Sachen aus, die die Versicherung nicht bezahlen wollte. Wir brauchten mein Gehalt auf und dann unsere Ersparnisse. Der nächste Punkt wäre der Verkauf des Hauses gewesen. Ich konnte ihr das nicht antun, aber ich wollte ihre Behandlung auch nicht fallenlassen.«
Decker nickte und bat ihn, fortzufahren.
»Ich schluckte meinen Stolz hinunter und fragte Mace Kaffey, ob er mir einen Kredit verschaffen könnte. Ich kannte Mace besser als Guy, und jeder in der Firma wusste, dass man an Mace leichter rankam als an Guy.«
»Wie lange ist das jetzt her?«, wollte Decker wissen.
»Vielleicht sechs Jahre – der Anfang vom Ende.« Connors stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mace wies mich an, den Kredit als Lagerkosten abzuschreiben. Und er sagte mir, ich solle den Scheck auf dreißigtausend ausstellen, da er ein bisschen mehr nehmen würde, falls ich noch mal was bräuchte. Die Firma macht mit Hunderten von Lieferanten Geschäfte, also war es nicht schwer, die Sache irgendwo zu vergraben. Ich wusste, dass es falsch war, machte es aber trotzdem. Zwei Tage später hatte ich das Bargeld in der Tasche. Ich redete mir das Ganze schön, indem ich mir immer wieder sagte, ich würde ja nur den Anweisungen meines Chefs Folge leisten. Ich wollte es auf jeden Fall zurückzahlen.«
»Wie wollten Sie das bewerkstelligen?«, fragte Decker.
»Nebenbei frei arbeiten. Ich sagte Mace, ich würde jeden Cent zurückzahlen, doch er meinte, ich solle mir deshalb keine Sorgen machen. Erst mal geht’s Ihrer Frau besser, und dann reden wir. Es klang zu schön, um wahr zu sein – ich wollte es auch gar nicht genauer von ihm wissen. Zwanzigtausend war eine Menge Geld, aber ich wusste, ich konnte das wieder reinholen. Das Problem war nur …«
Er
Weitere Kostenlose Bücher