Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
seiner Verdächtigen, und jetzt fiel er vom ersten Platz nach unten. »Wie kamen Mace und Guy miteinander aus?«
Resseur rieb sich das Kinn. »So gut, wie man es erwarten konnte. Guy war leicht reizbar. Und Grant steht ihm darin kaum nach.«
»Waren Sie selbst schon mal von Grants Reizbarkeit betroffen?«
»Nicht direkt, aber ich war dabei. Gil ist ausgeglichener – wie Mace. Deshalb war es hart für ihn, als Mace wegging. Da waren nur noch er und sein Vater, ohne einen Vermittler.«
»Ich habe gehört, dass die beiden sich sehr mochten.«
»Wenn Sie es ›mögen‹ nennen, wenn man vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zusammenarbeitet, dann mochten sie sich sehr.«
»Hatten sie nicht Pläne, Coyote Ranch in ein Weingut umzuwandeln?«
»Ach ja?« Resseur erschien glaubhaft überrascht. »Das ist etwas ganz Neues, aber ich gehöre ja auch nicht mehr dazu. Wäre allerdings eine gute Idee. Gil ist ein richtiger Weinkenner. Eine passende Verwendung für diesen abscheulichen Ort.«
»Abscheulich?«
»Das ist doch kein Zuhause, das ist ein Nationalpark.«
»Sie scheinen tiefe Einblicke in das Familienleben zu haben.« Decker legte seinen Block weg. »Was, glauben Sie, ist passiert, Mr. Resseur?«
»Ich?« Er zeigte auf seine Brust. »Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie haben darüber nachgedacht.«
»Natürlich habe ich das.« Er ging zu einem der Panoramafenster und studierte den Ausblick. Dann drehte er sich um und sah Decker an. »Allerdings nicht sehr intensiv. Um an den ganzen Sicherheitsvorkehrungen vorbeizukommen, muss es ein Insiderjob gewesen sein. Wird nicht eine der Wachen vermisst?«
»Schon, aber können Sie sich vorstellen, dass einer das ganze alleine durchzieht?«
»Nein, und so ist es ja auch nicht gelaufen. Jemand hat Abschaum angeheuert, um die Morde zu begehen. Gil erinnert sich daran, Leute mit Tattoos gesehen zu haben, bevor er zusammenbrach und ohnmächtig wurde.«
»Haben Sie einen Vorschlag für den Strippenzieher, außer Rondo Martin?«
»Ich würde den Leiter der Sicherheitsabteilung, Neptune … Irgendwas … überprüfen.«
»Neptune Brady. Warum verdächtigen Sie ihn?«
»Er sollte Guy und Gilliam schützen. Und jetzt sind sie tot.«
»Grant hat Brady als Sicherheitschef behalten. Wie finden Sie das?«
»Das spricht Bände über Grants Dummheit oder bestätigt Gil in seiner Paranoia Grant gegenüber.«
»Er glaubt wirklich, dass sein Bruder etwas mit den Morden zu tun hat?«
»Gil hat viel erzählt. Aber er fantasiert und steht unter Medikamenten. Sein Gehirn ist zur Zeit weichgekocht.«
»Haben Sie sich um irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen gekümmert, wenn Gil aus dem Krankenhaus kommt?«
Resseur klopfte auf einen nahe stehenden Beistelltisch. »Ich habe das Thema zur Sprache gebracht. Gil will nicht darüber reden. Er redet die ganze Zeit von seiner Entlassung, da er glaubt, die Ärzte wollen ihn vergiften. Deshalb kann ich sein Gerede über Grant auch nicht wirklich ernst nehmen.«
»Nur fürs Protokoll: Grant sagte mir, Sie seien ein netter Kerl.«
»Das hat er gesagt?« Resseur leerte sein Weinglas. »Schön zu hören. Es gab immer … Spannungen, wenn ich mit Gils Familie zusammen war. Zu jeder offiziellen Party habe ich meine sehr attraktive Schwester als Begleitung mitgenommen. Nicht dass wir irgendjemanden dadurch getäuscht hätten. Gils Mutter war immer sehr herzlich mir gegenüber, aber sein Vater fühlte sich … sagen wir mal so: unwohl.«
»Hat Guy Sie auf Ihre Beziehung mit Gil angesprochen?«
»Nein.« Resseur stand auf und schenkte sich ein Glas Wein nach. »Gil hatte einen Beschützerinstinkt. Er hat sich um mich gekümmert, und ich war froh darüber, dass ich mit allem klarkam, was er wollte.«
»Sie waren nicht verärgert?«
Ein gezwungenes Lachen. »Verärgert? Nein, gar nicht.« Er machte sich wieder an seinem Wein zu schaffen. »Was kümmerte es mich, ob wir in Monaco oder an der spanischen Riviera im Urlaub waren?«
Decker lächelte. »Verstehe.«
»So lief es nun mal. Gil sagte mir, wohin die Reise geht, damit ich entweder den Smoking oder meine Badehose einpacken konnte. Ich sah keine Notwendigkeit, mich aufzuregen, besonders weil meine Zeit mit Gil so begrenzt war.« Er stierte in sein Weinglas, als würde er Kaffeesatz lesen. »So wie es jetzt aussieht, haben wir viel Zeit, das aufzuholen.«
»Das klingt, als hätten Sie nichts dagegen.«
Resseurs Augen füllten sich mit Tränen. »Ich liebe Gil. Das war schon
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