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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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begrenzt waren. Hier gab’s keine niedlichen Straßenstände, stattdessen passierten Oliver und sie Felder und Haine von Nutzpflanzen und Kultivation. Schutzdächer aus Avocados beschatteten Steinobstbäume – Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen und Nektarinen. Die Gegend sah aus wie eine Patchworkdecke aus Gemüse, und sobald sie an einem Flecken vorbei waren, stieg ihnen ein anderer Geruch in die Nase: Koriander, Jalapeños, Zwiebeln, grüne Paprika.
    Straßenschilder waren so gut wie unauffindbar, und als besondere Unterscheidungsmerkmale der Landschaft gab es nichts außer hier mal eine Scheune und da mal einen Pflug. Sie und Oliver fuhren auf einer zweispurigen Straße durch die Kornkammer Amerikas und versuchten, Willy Brubecks obskurer Wegbeschreibung zur Farm seines Schwiegervaters zu folgen. Der Mietwagen war mit einem kaputten Navigationsgerät bestückt, und nach einer halben Stunde stand fest, dass sie sich verfahren hatten.
    »Wir könnten anrufen und um Hilfe bitten«, schlug Marge vor.
    »Könnten wir«, antwortete Oliver, »aber ich habe null Ahnung, wo wir hier sind.«
    Marge brachte das Auto am Straßenrand zum Stehen. »Ruf ihn an und sag ihm, wir sind an der Ecke von Warzenmelone und Habañeros.«
    Oliver grinste. »Gib mir die Nummer.«
    Marge sagte die Telefonnummer auf, und Oliver tippte sie ein. »Falls seine Frau abnimmt, sie heißt Gladys.«
    »Alles klar … Hallo, hier spricht Detective Scott Oliver vom Los Angeles Police Department. Ich hätte gerne Marcus Merry gesprochen … Genau … Wie geht es Ihnen, Ma’am? Ihr Mann war so freundlich, uns heute zu treffen und … Ja, wir haben uns verfahren. Wir stehen an der Ecke zweier Felder, eins mit Warzenmelonen, eins mit Habañeros, falls Ihnen das etwas sagt … Ach ja, tut es … Nein, das muss er nicht … Ja, das wäre wahrscheinlich sehr hilfreich. Danke sehr. Wiedersehen.« Er drehte sich zu Marge um. »Der alte Herr kommt uns hier abholen. Sie hat einen kleinen Happen für uns, wenn wir da sind.«
    »Übersetzt aus der Farmersprache bedeutet das wohl ein Riesenessen.«
    »Soll mir recht sein. Ich habe nicht gefrühstückt. Mann, ich hatte noch nicht mal meinen Morgenkaffee.«
    »Stimmt, die Fluglinie war ziemlich knauserig mit Essen und Trinken.«
    »Welches Essen, welche Getränke? Bis der Getränkewagen bei uns ankam, gab’s nur noch Wasser und Erdnüsse. Ich komme mir vor wie ein verdammter Eichelhäher. Sogar im Gefängnis kriegen die Insassen einen besseren Fraß.«
    »Wenn du Speisestärke und Zucker magst.«
    »Diese Gefängnisdirektoren sind auch nicht blöd. Die ganze Stärke und der Zucker versetzen die ihnen Anvertrauten ins diabetische Koma. Die wissen wenigstens, wie man das Volk glücklich macht, im Gegensatz zu den Fluggesellschaften.«
     
    Sie betraten ein in freundlichem Limonengelb gestrichenes Wohnzimmer und setzten sich auf mit Chintz überzogene Stühle. Der Holzboden aus Kiefer hatte zahlreiche Astlöcher, und an den Wänden hingen Dutzende von Familienfotos – schwarz-weiß wie farbig – zusammen mit einem ziemlich großen Gemälde abstrakter Kunst in Dripping-Technik, das hier völlig deplatziert wirkte.
    Der kleine Happen bestand aus Schinken, Käse, frischem Obst, Gurkenscheiben, Tomaten, Zwiebeln, Avocados und einer Auswahl an weißem und dunklem Brot. Der Senf wurde in einem gelben Porzellantopf gereicht.
    Zuerst versuchte Oliver noch, sich gut erzogen zu benehmen, aber als Marcus Merry sich ein riesiges Sandwich zusammenstellte, überließ Scott seinem Magen die Regie.
    Willy Brubecks Schwiegervater konnte zwischen Mitte siebzig und Mitte neunzig alt sein. Er war kräftig gebaut, hatte weißes krauses Haar und einen blassen mokkafarbenen Teint. Zu seinen Stiefeln mit dicker Gummisohle trug er ein grobes Baumwollhemd und einen Overall. Hände und Nägel waren sauber geschrubbt worden.
    Gladys schien beglückt über jedermanns Appetit. »Ich habe auch noch Kuchen.«
    Marcus’ Frau war zierlich und hatte graues, kurz geschnittenes lockiges Haar, dazu runde braune Augen und ein rundes Gesicht. Sie wirkte knabenhaft und hätte leicht als gebräunte ältere Version von Audrey Hepburn durchgehen können. Sie trug Jeans, dazu ein weißes Hemd, das sie in die Hose gesteckt hatte, und Tennisschuhe, und in ihren Ohrläppchen glitzerten kleine Diamantohrstecker.
    »Wirklich, Mrs. Merry«, sagte Marge, »das ist großartig.«
    »Dann wird der Kuchen das Ganze noch großartiger machen. Sie beide bereden mit Marcus,

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