Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
größeren Mann, mit dem Alex sich unterhalten hatte, in einen der Gerichtssäle.
Rina fing Harriman ab, als ihre eigene Gruppe vom Gerichtsdiener zum Anwesenheitsappell zitiert wurde. »Sie müssen vorsichtig sein«, flüsterte sie dem blinden Mann zu, »er hat Ihnen finster nachgesehen, als Sie zur Toilette gegangen sind.«
Harriman verlangsamte seinen Schritt, hielt aber genau die Länge ein. »Welcher von beiden?«
»Der kleinere.«
»Das nützt mir nichts. Der Mexikaner oder der aus El Salvador?«
»Keine Ahnung, ich spreche kein Spanisch. Ich glaube, jemand hat ihn Alex genannt.«
»Dann wissen Sie mehr über seine Identität als ich. Sie sollten mit der Polizei reden.«
»Das tue ich jeden Tag. Ich muss los, meine Jury wartet schon auf mich.«
»Also ist Decker Ihr Ehemann«, stellte Harriman fest.
»Stellen Sie keine persönlichen Fragen. Aber ich weiß, dass Lieutenant Decker fließend Spanisch spricht, vielleicht kann er Ihnen weiterhelfen.«
»Wir müssen uns unterhalten.«
»Nein, müssen wir nicht. Wenn Sie gebraucht werden, wird Lieutenant Decker Sie anrufen.« Rina eilte zu ihrer eigenen Warteschlange. Sie war nicht die Letzte, also verursachte sie nicht wirklich eine Verzögerung, aber sie war spät genug dran und so außer Atem, dass Joy darüber eine witzige Bemerkung machen konnte.
»Du siehst verstrubbelt aus.« Sie fixierte Rina mit gesenktem Kopf. »Was hast du denn so in deiner Mittagspause getrieben?«
Vorlaute Göre. »Ich wünschte, es wäre so.« Rina hoffte, sie klang beiläufig. Der Fall würde wahrscheinlich an diesem Nachmittag abgeschlossen sein, und sie musste keinen hier wiedersehen. Ihre Bemerkung würde das Gespräch hoffentlich beenden, aber Ally hatte genauer aufgepasst.
»Sie hat mit Grinse-Tom geredet«, verkündete sie.
»Tatsächlich?« Joy hob die Augenbrauen. »Was hatten du und Grinse-Tom denn – schon wieder – zu besprechen?«
»Da er nicht sehen kann, hat er mich nach der Uhrzeit gefragt.« Rina verdrehte die Augen und versuchte, genervt zu wirken. »Ach, da ist ja der chronisch verspätete Kent. Dann können wir endlich in den Saal gehen.«
»Kennst du ihn?«, fragte Ally sie.
»Wen?«, fragte Rina zurück.
»Mr. Dauerlächler.«
»Nein, ich kenne ihn nicht.« Sie sah Ally an. »Warum sollte ich?«
»Dachte ich mir schon«, antwortete Ally. »Zu blöd. Dabei hatte ich gehofft, du könntest mich ihm vielleicht vorstellen.«
»Was?«, fragte Rina.
Ally wurde rot. »Man lernt heute nur schwer Leute kennen, und ich finde ihn irgendwie ganz süß.«
Als Decker die Handynummer seiner Frau auf dem Display erkannte, nahm er den Anruf sofort entgegen. »Ist es vorbei?«
»Es ist vorbei.«
»Gott sei Dank. Habt ihr den Kerl fertiggemacht?«
»Woher weißt du, dass es ein Mann war?«
»Die Chancen stehen fifty-fifty. Mehr sogar. Die meisten Angeklagten sind männlich. Der Fall selbst ist mir eigentlich egal, aber nicht egal ist mir, wer da so alles in den Hallen der Justiz herumlungert. Hast du sie wiedergesehen?«
»Ja.«
»Scheiße! Entschuldige. Sag mir, dass sie dich nicht bemerkt haben.«
»Diesmal habe ich mich unsichtbar gemacht und mich gut versteckt.«
»Danke, Rina, dass du das sagst.«
»Da gibt es noch etwas. Harriman hat wieder gelauscht. Und diesmal ist es einem der Kerle aufgefallen, und die beiden hatten einen Wortwechsel. Harriman ging zu den Männertoiletten, und der Kerl wollte hinter ihm her, aber dann rief ihn jemand zurück, bevor irgendwas passierte. Peter, ich mache mir ein bisschen Sorgen.«
Decker bekam einen schlechten Geschmack im Mund. »Ich rufe ihn an.«
Rina holte tief Luft. »Der Kerl hat eine Narbe und ein Schlangentattoo. Jemand hat ihn Alex genannt.«
Wie in Alejandro Brand, dachte Decker und sagte: »Danke.«
»Ich konnte mir die beiden jetzt genauer ansehen und würde die Alben gerne noch mal durchgehen.«
Der schlechte Geschmack wurde bitter. Was blieb ihm anderes übrig? »Also gut, ich organisiere einen Termin. Wann wirst du ungefähr zu Hause sein?«
»Lass uns doch auswärts essen. Hannah lernt bei Aviva für die Abschlussprüfungen, sie ist also nicht da. Das können wir doch mal ausnutzen.«
»Klasse, wie wär’s, wenn du deine Eltern besuchst und ich komme in die Stadt. Ich habe sowieso um acht einen Termin.«
»Gute Idee. Und wo gehen wir hin?«
»Solange ich ein Steak kriege, ist mir alles recht.«
»Das lässt sich einrichten.«
»Lade doch auch deine Eltern ein, es ist schon
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