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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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was es zu bereden gibt, und ich hole den Kuchen.«
    »Ich brauche keinen Kuchen«, beschwerte sich Marcus, »ich bin schon dick genug.«
    »Dann isst du ihn eben nicht.«
    Ende der Diskussion.
    »Waren Sie immer schon Farmer, Mr. Merry?«, fragte Marge.
    »Nennen Sie mich Marcus, und die Antwort lautet Ja. Ich kann meine Verwandten sehr weit zurückverfolgen.« Er sprach mit einer Mischung aus Südstaatenakzent und Patois. »Der Name Merry stammt vom Besitzer meines Urgroßvaters. Nachdem er befreit war, gab ihm Colonel Merry fünfzig Dollar und seinen Namen.« Merry biss von seinem Sandwich ab. »Ich glaube, dieser Colonel muss mein Ururgroßvater gewesen sein, Sie sehen ja, wie hellhäutig wir sind.«
    Marge nickte.
    »Kommt von beiden Seiten. Meine Tochter … Willys Frau … alle wollten sie heiraten. Sie war eine echte Schönheit … wie meine Frau. Verdammt, ich vermisse mein Mädchen. Aber Willy ist auch nicht so übel. Erzählen Sie ihm nicht, dass ich das gesagt habe.«
    Er lachte.
    »Mein Großvater hat dann die Zelte in Georgia abgebrochen und beschlossen, nach Kalifornien zu gehen. Damals gab es hier alle möglichen Nationalitäten: Mexikaner, Chinesen, Japaner, Indianer … ein paar Schwarze mehr haben da niemanden besonders aufgeregt. Später dann, als Dr. King über einen Traum zu reden begann … da ging’s los mit den Spannungen.«
    »Halten diese Spannungen immer noch an?«, fragte Oliver.
    »Nein, Sir. Wir erledigen unsere Arbeit und kümmern uns um unseren eigenen Kram. Jetzt haben wir ja sogar einen Schwarzen im Weißen Haus.« Er machte eine verächtliche Handbewegung. »Aber warum erzähle ich Ihnen das? Sie erleben doch jeden Tag diese Art von Spannungen.« Eine Pause. »Willy sagt, in seiner Gegend gibt’s nicht viele Verbrechen.«
    »Es geht«, sagte Marge.
    »Na, umso besser.« Merry genehmigte sich noch einen Riesenbissen von seinem Sandwich. »Macht keinen Sinn, meinen Jungen der Gefahr auszusetzen. Das sagen Sie ihm aber auch nicht.«
    »Ihr Geheimnis ist bei mir gut gehütet«, versicherte ihm Marge. »Wie hat Ihre Tochter Willy denn kennengelernt?«
    »In der Kirche.«
    »Willy stammt nicht aus dieser Gegend«, sagte Oliver.
    »Nein, aber er diente in Vietnam zusammen mit einem Jungen, der drei Farmen nördlich von hier aufgewachsen ist. Willy kam ihn besuchen, und ich war beeindruckt, dass es ihm wichtig war, in die Kirche zu gehen.« Er schüttelte wie ein Vater ernst den Kopf.
    »Was passierte mit Willys Freund, der auf der Farm aufgewachsen war?«, fragte Oliver weiter.
    »Oh, der ging zurück zu seinen Wurzeln. Er baut Getreide an und verdient Geld mit Biokraftstoff. Ich baue keine Pflanzen für Autos an, sondern für Menschen.« Noch ein Bissen. »Wo bleibt der Kuchen?«, rief er laut.
    »Macht euch auf was gefasst!« Als Gladys mit dem Kuchen ins Zimmer kann, echoten die Ahs und Ohs beim Anblick des Schokokuchens mit Schokoladenglasur und mehreren Lagen frischer Beeren. Sie reichte Oliver ein Stück, der feststellte, dass ihm dabei schon das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Vielen, vielen Dank!«
    »Gern geschehen. Und ich gebe Ihnen beiden ein Stück mit nach Hause. Er hier braucht sicher nicht den ganzen Kuchen.«
    »Wenn du nicht willst, dass ich davon esse, warum backst du ihn überhaupt?«, fragte Marcus seine Frau.
    »Es ist ein Kunstprojekt für mich«, erwiderte Gladys.
    »Dann vermache ihn einem Museum.« Er aß sein Stück mit vier Bissen auf. »Ich weiß, dass Sie hierhergekommen sind, um mit dem Sheriff zu reden. Er kann nicht vor einer halben Stunde hier sein. Bis dahin dürfen Sie uns beim Zanken zusehen.«
    »Ach, du bist so ein Kindskopf.« Sie gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. »Kaffee?«
    »Für mich ja«, sagte Marcus.
    »Ich mache uns eine frische Kanne.« Sie verschwand wieder in der Küche.
    »Wie gut kannten Sie Rondo Martin?«, fragte Marge.
    »Oder kannten Sie ihn überhaupt?«, fügte Oliver hinzu.
    »Ich wusste, wer er war. Gut gekannt habe ich ihn nicht. Ob ich jemals etwas mit ihm zu tun hatte? Wollen Sie das von mir wissen?«
    »Alles, was Sie uns über ihn sagen können«, antwortete Marge und holte ihren Notizblock hervor. »Sie wissen, dass wir uns für ihn interessieren, oder?«
    »Ja. Er war als Wachmann bei diesen Morden dabei, und jetzt ist er verschwunden. Ich weiß nicht viel. Wir haben kaum miteinander geredet, außer mal ab und zu ein kurzes Hallo. Ich hatte zuerst das Gefühl, er meidet mich wegen meiner Hautfarbe, aber

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