Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
wieder lange her.«
»Das ist nett von dir.«
»Ich mag deine Eltern.« Und das stimmte wirklich. Nach all den Jahren schätzte man sich gegenseitig. »Und sag deinem Vater, dass ich diesmal darauf bestehe zu bezahlen.«
Rina lachte. »Du weißt, er wird das nicht zulassen.«
»Meine Güte«, sagte Decker. »Aber wenn es ihn glücklich macht, dann überlasse ich ihm die Rechnung. Und wenn es ihn in Ekstase versetzt, darf er auch das Trinkgeld übernehmen.«
Die Wohnung lag an der Grenze zwischen Hollywood und West Hollywood in einem Apartmenthaus, das im französischen Renaissancestil mit beiger Fassade und blau patinierten Dachvorsprüngen erbaut worden war. Die Lobby glänzte durch Spiegel und Marmor und war mit neuen samtbezogenen Sitzmöbeln und schwarzen Beistelltischchen ausgestattet. Der livrierte Portier führte Decker zu einem Fahrstuhl mit Art-déco-Türen und wies ihn an, mit diesem in den sechsten Stock zu fahren.
Antoine Resseur hatte aus zwei Panoramafenstern einen fantastischen Ausblick gen Süden über die Lichter von Los Angeles, der das kastenförmige Wohnzimmer aufpeppte. Rote Ledersofas ergänzten die Beistelltischchen und Regale aus Nussbaumholz. Der schwarze Granitboden verschmolz mit einem offenen Kamin. Deckenspots gaben ein gedimmtes, weiches Licht ab, und die Stereoanlage spielte klassische Musik.
Resseur trug Jeans, ein Button-down-Hemd und Segelschuhe und hielt ein Glas Rotwein in der Hand. Er war klein und schmal, hatte ebenmäßige Gesichtszüge, dunkle Haare und braune Augen, die wie Marmorkugeln wirkten. »Möchten Sie etwas trinken, Lieutenant?«
»Nein danke. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich mit mir treffen.«
Resseur sprach ruhig und leise. Er setzte sich und signalisierte Decker, dies auch zu tun. »Das alles ist ein einziger Albtraum.«
»Stehen Sie und Gil sich noch sehr nahe?«
»Wir sind die besten Freunde.« Er nippte an seinem Weinglas.
»Ihr Angebot, sich um ihn zu kümmern, ist sehr nett.«
Resseur blickte zu Boden. »Ich bin der Einzige, dem Gil im Moment vertraut.«
»Seinem Bruder nicht?«
»Grant wurde nicht angeschossen, oder?« Resseur seufzte. »Das klingt gemein. Gil ist wohl etwas paranoid, glaube ich.«
»Sobald man mal getroffen wurde, gibt es so etwas wie Paranoia nicht mehr. Hat Gil Ihnen das gesagt? Dass er Grant nicht vertraut?«
»Er hat mir gesagt, er traut niemandem mehr außer mir.«
Decker zückte Stift und Notizblock. Er behielt immer im Hinterkopf, dem Helden einer Geschichte nicht zu vertrauen, und genau so präsentierte sich jetzt Antoine Resseur. »Wie lange waren Sie und Gil ein Paar?«
»Fünf, sechs Jahre.«
»Das ist eine lange Zeit. Was hat Sie auseinandergebracht?«
Resseur wirbelte den Wein in seinem Glas herum. »Gil ist ein sehr beschäftigter Mann, dafür hat sein Vater gesorgt. Er hatte nicht sehr viel Zeit übrig für Beziehungen.«
Decker nickte.
»Immer beschäftigt, beschäftigt, beschäftigt.« Noch ein Wirbeln, dann trank Resseur einen Schluck. »Als Guy und Mace gegeneinander prozessierten, da wurde es immer hektischer. Ich dachte, es würde sich wieder beruhigen, wenn der Prozess erst mal beendet wäre, aber es kam genau andersrum: Mace wurde an die Ostküste verfrachtet und ein Lastwagen voll Arbeit auf Gil abgewälzt. Es war schrecklich für ihn.«
»Könnten wir uns darüber kurz unterhalten? Warum Mace eigentlich in der Firma blieb, wo er doch erwischt worden war, Gelder zu veruntreuen?«
Resseur drückte die Zungenspitze von innen gegen eine Backe. »Wie soll ich es sagen? Es lief nichts bei Kaffey Industries, über das Guy nicht Bescheid wusste.«
»Guy wusste, dass Mace Gelder unterschlug?«
»Es ist doch keine Unterschlagung, wenn der Chef davon weiß, oder?« Ein Achselzucken. »So machen das die Reichen für ein bisschen Wechselgeld … ein bisschen Schmiergeld abziehen … warum auch nicht. Es ist ja ihr eigenes Geld.«
»So weit, so gut«, sagte Decker, »und was sollte dann der Prozess?«
»Kaffey geriet in Probleme mit der Steuerbehörde. Mace bekam es am stärksten zu spüren. Oberflächlich betrachtet, sah es so aus, als sei Mace zur Schnecke gemacht worden, tatsächlich jedoch wurde er mit Greenridge belohnt.« Resseur nahm wieder einen Schluck Wein. »Ich rede zu viel, wenn ich trinke.«
Decker versicherte ihm, dass die Informationen nicht gegen ihn verwendet werden würden, aber sie bewirkten, dass er in eine andere Richtung weiterdachte. Mace stand noch auf der Liste
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