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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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wollen nur ein wenig Spaß, den sie sonst nicht bekommen«, beschrieb die Clubbesitzerin ihre Gäste, polierte einige Gläser und stellte sie auf ein Tablett mit einem Sektkübel, der für den Tisch der Vedova vorgesehen war.
    »Es sind schwierige Zeiten, wenn man Neigungen hat, die einigen Menschen in diesem Land nicht in den Kram passen. Früher gab es hier in der Gegend viele Clubs und Lokale dieser Art. Heute sind die meisten geschlossen oder wie mein Etablissement illegal.«
    »Sieh an, der Herr Künstler«, sprach ihn eine Stimme von der Seite an. »Auf Motivsuche? Darf ich die Herren vorstellen?« Heinz Wilg, Eduards Freund, zeigte auf den Maler. »Herr Garoche, ein Künstler aus dem schönen Italien kommend, zurzeit in Berlin weilend. Und wie war doch gleich dein Name, Schätzchen?«, fragte Heinz seine Begleitung, während er dem jungen Mann neben ihm zärtlich über die Wange streichelte.
    »Hans Henrich, sehr angenehm«, stellte sich der hoch aufgeschossene und muskulöse Mittzwanziger mit einem höflichen Diener selbst vor, wobei er Garoches Hand ergriff. »Sie sind Italiener?«
    »Ich habe dort nur ein paar Jahre gelebt«, sagte Garoche und versuchte sich, angesichts der Vertrautheit, mit der der Fernsehredakteur den Arm um die Hüfte des anderen gelegt hatte, zu beherrschen und Wilg nicht gleich im Namen Eduards zur Rede zu stellen.
    »Es muss ein wunderbares Land sein. Sie sind Künstler?« Garoche beantwortete auch diese Frage, und um dem Unbeteiligten gegenüber nicht zu unhöflich zu erscheinen, ließ er sich sogar auf ein kurzes Gespräch ein. Heinz lächelte zu der belanglosen Unterhaltung, als wäre er sich der peinlichen Situation, wie sie Garoche empfand, nicht im Geringsten bewusst. Dem Anschein nach hatte er etwas getrunken und betatschte seine Begleitung immer ungenierter, sodass es selbst Hans Henrich mit der Zeit unangenehm wurde.
    »Heinz, bitte!«
    »Was denn, mein schöner starker Held, Angst vor Gefühlen?«, provozierte Heinz weiter. Garoche nahm eilig Hut und Mantel, um sich zu verabschieden.
    »Der Herr Künstler will schon gehen?«, ätzte Heinz und griff nach dem Arm Garoches, der nun bemüht freundlich, aber bestimmt die Hand zurückwies.
    »Mir scheint, Sie haben getrunken, Herr Wilg. Wir sollten den Abend jetzt beenden, bevor einer von uns noch etwas Unüberlegtes sagt oder tut.«
    »Warum so unfreundlich, Herr Garoche, ist Ihnen denn meine oder die Gegenwart unseres liebenswerten Hänschens nicht genehm? Er ist ein sauberer Junge, so hat man mir versichert. Sie brauchen also keine Angst vor Ansteckung mit Syphilis oder Ähnlichem zu haben.«
    Mit einem schalen Geschmack auf den Lippen und der Angst davor, seinem Freund Eduard am nächsten Morgen wieder ins Gesicht sehen zu müssen, ließ Garoche Heinz Wilg und dessen Freund stehen und verließ überstürzt ›Tante Amalie‹.

    Am Morgen beim Frühstück auf dem sonnigen Balkon sah Gustave seinem Freund Eduard tief in die Augen, sodass dieser ihn verwundert fragte, ob er ihn hypnotisieren wolle. Der Maler hatte nach seiner Rückkehr in der Nacht noch lange wach gelegen und sich mit dem Geschehen bei ›Tante Amalie‹ geplagt. Ob er seinen Freund daraufhin ansprechen sollte? Er fasste sich ein Herz.
    »Ich habe Heinz Wilg gestern Abend in einem Lokal getroffen, das sich ›Tante Amalie‹ nennt«, begann er schließlich zögernd. Dass Gustave den Nachnamen nannte, sollte eine gewisse Distanz zwischen ihm und der Tatsache des Betruges seines Freundes durch den Geliebten schaffen.
    »Sieh an!«, war die für Gustave völlig unerwartete Reaktion. »Aber es ist nicht ungefährlich, in solchen Lokalen zu verkehren, Gustave, sieh dich vor. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass es für einen Künstler einen gewissen Reiz mit sich bringt. Trotzdem rate ich dir dringend ab.«
    »Du kennst den Club?«, überging Gustave die gut gemeinte Warnung.
    »Ja, ich war schon einmal da.«
    »Und dass Heinz alleine dorthin geht …?«
    Ein scheinbar gleichgültiges Achselzucken und das Eingießen einer Tasse Kaffee waren die einzige Reaktion.
    »Du weißt von diesen Besuchen?«
    »Ja, was ist dabei? Er ist ein erwachsener Mann, er kann selbst auf sich aufpassen.«
    »Du scheinst nicht zu verstehen?«
    »Was gibt es da denn nicht zu verstehen?« Eduard nahm sich ein Brötchen und schnitt es langsam auf.
    Die Gelassenheit über den Besuch des Liebhabers bei ›Tante Amalie‹ verunsicherte Gustave. Er wurde deutlicher: »Er hat sich dort mit

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