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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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einem Mann getroffen. Mit ihm hat er das Lokal besucht.« Gustave machte sich darauf gefasst, dass der Freund einige tröstende Worte gebrauchen würde und war umso mehr über die Antwort überrascht.
    »Er stößt sich die Hörner ab.«
    »Die er dir aufsetzt.«
    »Du übertreibst.«
    »Und du stellst dich blind, wie ich sehe!« Gustave fand keine Erklärung für die laxe Haltung seines Freundes. In scharfem Ton hielt er ihm vor: »Er betrügt dich, willst du es nicht wahrhaben? Wahrscheinlich macht er es schon länger, und dieser Knabe gestern kommt aus einem Milieu, das mehr als fragwürdig ist.«
    Eduard schmunzelte. Gustave ärgerte sich über die Reaktion seines Freundes.
    »Du scheinst die Sache nicht ernst zu nehmen?«
    »Ich wundere mich, dass ausgerechnet du Wert auf Klassenunterschiede legst.«
    »Darum geht es nicht. Mir ist es egal, woher dein Freund seine Liebhaber bezieht. Aber ich dulde es nicht, dass er dich so schamlos betrügt. Vor meinen Augen!«
    »So sehe ich das nicht.«
    »Wie siehst du es dann?«
    Gustave war nun weniger über die Tatsache der Untreue und den Betrug an seinem Freund verärgert als vielmehr über dessen aufreizende Duldsamkeit.
    »Es ist kein Betrug. Ich weiß davon.«
    »Du weißt davon? Welch eine Spielart der Leidenschaft ist das denn?« Gustave lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete Eduard gespannt, eine interessante sexuelle Variante im Liebesleben seines Freundes zu erfahren. Seine unangemessene Überheblichkeit machte ihn blind für die wahre Gemütsverfassung Eduards. Dann, im Bruchteil einer Sekunde, erkannte der Maler den tiefen Schmerz in dessen Blick, und er wünschte, nie in diesem Lokal gewesen und diesen dummen Heinz getroffen zu haben; am meisten aber schämte er sich, dass er Eduard davon erzählt hatte.
    »Er holt sich dort, was ich ihm nicht mehr geben kann.«
    »Es tut mir leid, Eduard, es tut mir so leid, dass ich dir davon erzählt habe. Verzeih mir! Ich war so dumm.« Gustave war aus seinem Korbsessel aufgestanden und zu seinem Freund getreten. Dadurch, dass er ihm die Hand auf die Schulter legte, hoffte er, Eduard am Weitersprechen zu hindern und ihm die Qual der Wahrheit zu ersparen. Doch Eduard schien auch erleichtert, er war froh und dankbar, dass es zumindest Gustave war, dem er sein Geheimnis anvertrauen konnte. Hätte der Maler sich selbst so neben dem Freund knien gesehen, sofort wäre er nach Zeichenkohle und Papier gelaufen und hätte die Szene festgehalten, wie er den Kopf im Schoße Eduards vergraben die ganze Wahrheit erfuhr. Eduard strich mit der Hand über sein Haar, als wäre er derjenige, der des Trostes bedurfte.
    »Ich war bei einigen Ärzten, kompetente Herrn. Aber es gibt keine Möglichkeit. Die Mediziner sagen Impotenz dazu. Klingt melodischer als ›die Unfähigkeit, den sexuellen Akt zu vollziehen‹ und nicht so endgültig, wie es nun einmal ist. Als Ursache nehmen die Ärzte psychogene Hemmungen, basierend auf unangenehmen Erfahrungen, an. Es kommt wohl vom Kriegseinsatz, aber genau kann man es nicht sagen. Es ist kurz nachdem ich aus dem Lazarett entlassen wurde aufgetreten und hat sich seit damals nicht gebessert.« Eduard dachte einen Moment nach. »Genau genommen, basieren meine gesamten sexuellen Erfahrungen auf dem Verhältnis mit Heinrich, dem Sadisten, vor dem Krieg. Dass Heinz bei mir bleibt, werte ich als Zeichen wahrer Liebe. Soll er sich doch mit anderen amüsieren, solange er mich nur liebt!«
    »Es gibt keine Chance auf Heilung?«
    »Nein, soweit die Seelendoktoren wissen. Vielleicht erfindet ja irgendwann mal ein Wissenschaftler ein Mittel dagegen.«
    »Warum hast du mir nicht schon früher davon erzählt?«
    »Gustave, ich bitte dich. Glaubst du, es ist leicht sich als männliches Wrack darzustellen. Selbst vor dem besten Freund?«
    Gustave hatte sich erhoben und nickte nur stumm.
    »Bitte lass uns von etwas anderem reden«, bat der Freund und hatte seine Gefühle wieder unter Kontrolle. »Es ist alles eine Frage der Disziplin.« Er lächelte und ersuchte den Freund, diese Sache nicht in Gegenwart von Heinz zu erwähnen. »Ich möchte nicht, dass er von unserem Gespräch erfährt.«
    »Natürlich, Eduard, ich werde kein Wort darüber verlieren. Wie geht es übrigens inzwischen mit deinem Bein? Und hat dir die nette Krankenschwester noch lange Zeit Briefe geschrieben?« Gustave nutzte die Frage nach dem Lazarettaufenthalt des Freundes im Weltkrieg, um endlich das Thema zu wechseln.
    »Edelgard, und

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